Kinderbetreuung in Bad Neuenahr-Ahrweiler Engpass bei den Kindergärten

KREISSTADT · Bis zum Jahr 2025 werden rund sechs Kindergartengruppen oder mehr als 80 Plätze fehlen. Das entspricht einem kompletten Kindergarten.

Dies geht aus dem von Bonner Experten erarbeiteten Schulentwicklungsplan für die Stadt hervor, der in der vergangenen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses Gegenstand der Betrachtung war. Das sich abzeichnende Problem: Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler wird nicht allen Kindern unter drei Jahren, die einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte haben, dann einen Betreuungsplatz anbieten können, wann er benötigt wird.

Ein Grund hierfür liegt in der Flüchtlingswelle, die an der Kreisstadt nicht vorbeigeschwappt ist. Bereits in absehbarer Zeit wird es nach den Berechnungen der Bonner Projektgruppe „Bildung und Region“ Engpässe geben. Im Schnitt aller Kindertagesstätten in der Kreisstadt stehen bei den gesetzlichen Bedarfen und Quoten bereits im nächsten Jahr für neun Kinder unter drei Jahren keine Plätze zur Verfügung. Dies entspricht bei einer Gruppenfrequenz von zehn Kindern nahezu eine Gruppe, da es bei U-3-Kindern einen anderen Betreuungsschlüssel gibt und dort die Gruppenstärke bei zehn Kindern liegt.

2025 stehen für 37 Kinder unter drei Jahren keine Plätze zur Verfügung. Heißt: Fast vier Gruppen fehlen. Hinzu kommt zusätzlicher Bedarf bei den Kindern, die älter als drei Jahre sind: 45 Plätze werden zusätzlich gebraucht. Bei einer üblichen Gruppenfrequenz von 20 Kindern sind das 2,3 Gruppen. Fazit der Experten: Nach derzeitigen Schätzungen gibt es einen Bedarf von exakt 82 weiteren Kindergartenplätzen für die Betreuung von U- und Ü-3-Kindern.

Dass die katholischen Kindertagesstätte St. Lambertus in Gimmigen und die evangelischen Kita Arche Noah in jüngster Vergangenheit bereits um zusammen drei Gruppen erweitert worden sind, hat zwar zu einer Entschärfung der Gesamtsituation beigetragen, das Zukunftsproblem jedoch nicht lösen können. Allerdings: Nach 2025 soll wieder Land in Sicht sein – dann werde sich der Bedarf an Kindergartenplätzen wieder sukzessive bis zum Jahr 2035 verringern, so die Projektgruppe.

Luft in der Kindergartenfrage verschaffen soll nun das geplante integrative und inklusive Wohn- und Lebensraumprojekt an der Schützenstraße, in dem die Erweiterung der katholischen Kindertagesstätte St. Pius um zwei bis drei Gruppen vorgesehen ist.

„Hinsichtlich der Schaffung von Kita-Plätzen waren wir auf einem guten Weg, jedoch macht der Zuzug von Flüchtlingen auch bei uns zusätzliche Planungen erforderlich. Daneben gilt es aber auch, den Bedarf für zuziehende junge Familien zu schaffen“, erklärte der Bürgermeister der Kreisstadt, Guido Orthen gegenüber dem General-Anzeiger. „Wir stellen uns den neuen Voraussetzungen. Das Projekt auf der Schützenstraße wird dabei ein wesentlicher Baustein sein. Damit werden voraussichtlich über 50 neue Plätze bereitgestellt“, führte das Stadtoberhaupt aus. In den nächsten Jahren gelte es, „flexibel auf die zusätzlichen Bedarfe zu reagieren“. Orthen: „Ich kann nicht in die Glaskugel schauen, aber sollten sich die statistischen Basisdaten nicht drastisch ändern, dann dürfte der Bedarf an Kita-Plätzen nach 2025 nach und nach wieder zurückgehen.“

Zur Ausarbeitung der Projektgruppe gehört auch eine Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung in der Region seit dem Jahre 2000 bis zum Jahre 2015. Danach ist die Einwohnerzahl in der Kreisstadt in diesem Zeitraum um 1,5 Prozent auf 27 468 gestiegen, in Remagen um 1,8 Prozent (auf 16 392). In der Grafschaft hingegen (minus 1,0 Prozent), in Sinzig (minus 1,7 Prozent) oder in der Verbandsgemeinde Altenahr (minus 5,5 Prozent) sind die Einwohnerzahlen gesunken. Dies trifft auch auf den Landkreis in seiner Gesamtheit zu: Die Bevölkerungszahl nahm um 1,3 Prozent ab.

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