Zwischenbilanz Eisdielen im Kreis Ahrweiler mit bisherigem Geschäft zufrieden

KREIS AHRWEILER · Die Eisdielen im Kreis Ahrweiler zeigen sich mit dem bisherigen Sommergeschäft durchaus zufrieden, auch wenn es so heiß ist, dass die Laufkundschaft ausbleibt. Im kommenden Jahr ist mit Preiserhöhungen zu rechnen.

 Im Eiscafé Abruzzo stehen Katja Zoldan und Massimo Burgio an der Theke – meist vom frühen Morgen bis spät am Abend.

Im Eiscafé Abruzzo stehen Katja Zoldan und Massimo Burgio an der Theke – meist vom frühen Morgen bis spät am Abend.

Foto: Martin Gausmann

Gefühlt wird die Kugel Eis jedes Jahr teurer. An der Ahr zahlt der Kunde in diesem Jahr fast überall einen Euro. Das war aber schon im vergangenen Jahr so. Ist damit die Schmerzgrenze erreicht? Keineswegs. Bei 1,20 Euro liegt der Schnitt bundesweit in diesem Jahr, nicht selten steuern die Eisdielen in den Städten und Touristenregionen bereits die Zwei-Euro-Marke an.

Glaubt man den Eisverkäufern, sind die Gründe für den Preisanstieg vielfältig. In erster Linie sind es die Zutaten, die teurer werden. „Allein der Preis für die Sahne ist im Laufe des Jahres um 60 Prozent angestiegen“, sagt Renato da Cas. Er ist mit seiner Eisdiele in der Bad Neuenahrer Hauptstraße eine Art Institution, schon 1963 eröffneten seine Eltern hier das Geschäft mit der kalten Süßspeise.

Überhaupt würden die Molkereiprodukte immer teurer, so da Cas. Hinzu komme die Versorgung. So rolle sein Milchlieferant derzeit nur noch einmal pro Woche vor die Eisdiele. „Logistisch ist das kein Problem, das Kühlhaus ist groß genug. Aber woher soll ich wissen, wie das Wetter in einer Woche ist und was ich tatsächlich an Milch brauche“, so der Eisfachmann.

Kosten für Zutaten steigen

Natürlich ist da Cas mit dem Verlauf des Sommers zufrieden, nur in den vergangenen Tagen lief es nicht. „Es ist einfach zu warm, da geht man nur raus, wenn man muss“, so seine Analyse. Die Laufkundschaft bleibe aus, wie sie ohnehin schlagartig weniger wurde, als vor rund einem Jahrzehnt die Rathausstraße eröffnet wurde und aus der einstigen Durchgangsstraße vor seiner Tür eine Tempo-20-Zone wurde.

Die Kosten der Zutaten sind es nicht alleine, die den Eispreis bestimmen. „Die Stadt hat mal eben die Preise für die Außengastronomie gegenüber dem Vorjahr von drei auf fünf Euro pro Quadratmeter erhöht“, klagt Rosa-Maria Perreira. Sie hat vor fünf Jahren die kleine Eisdiele „Dolce Vita“ im Quellenhof übernommen. Dort wird das Eis noch mit der gleichen Maschine wie vor 30 Jahren hergestellt. Das gute Stück wurde von Pächter zu Pächter weitergegeben.

An den Zutaten werde man nicht sparen, so die Inhaberin, die Kunden achteten auf die Qualität. Der Renner bei ihr ist das leuchtend orange Pfirsich-Mango-Eis: „Es gibt aber auch Zartbitter-Schoko, das ist laktosefrei, vegan und glutenfrei.“ Aktuellen Mode-Eistrends will sich die Portugiesin aber nicht hingeben, zumal die Karte bereits 26 verschiedene Eissorten aufweist.

Klassiker gehen immer

Ohnehin sind es immer noch die seit Jahrzehnten bekannten Sorten wie Vanille, Schokolade oder Erdbeere, die den Umsatz bringen. Was nicht heißen soll, dass es in den Eisbehältern keine neuen oder außergewöhnlichen Kreationen gibt. So hat Miguel Ramos, der seit zehn Jahren das Eiscafé „San Remo“ im Ahrweiler Bürgerzentrum am Markt betreibt, in diesem Jahr eine ganz besondere Kreation erstellt: Prinzessin-Soraia-Eis. Der Hintergrund: Ramos' Tochter Soraia ist Kinderprinzessin im Walporzheimer Karneval.

Daher kreierte ihr Vater eine neue Eissorte aus Sahne, Erdbeeren und Schokoladenstücken. Die läuft gut, wenn auch das Geschäft zurückgegangen ist: „Wir liegen ein wenig versteckt. Und seitdem es das Kino hier im Haus nicht mehr gibt, ist weniger los. Wenn aber die Sonne scheint und die Touristen durch die Stadt strömen, kommen wir gut klar.“ Da er mit seiner Familie das ganze Jahr über in Ahrweiler lebt, ist er auch mit den Öffnungszeiten flexibel und bietet sein Eis sogar beim Ahrweiler Weihnachtsmarkt an.

Viele Geschäfte sind Familienbetriebe

Da kommt dem Portugiesen der Umstand entgegen, dass sein Geschäft ein Familienbetrieb ist. Das ist bei den meisten der Eisdielen an der Ahr so. Und das bedeutet auch, dass der Mindestlohn nicht unbedingt für den Eispreis mitverantwortlich ist. Dass Ramos für 2019 dennoch die nächste Preiserhöhung ankündigt, hat andere Gründe: Sein Stromanbieter ist pleite. Er muss wechseln und geht von höheren Bezugskosten aus.

Ob man eine weitere Preissteigerung im Eiscafé Abruzzo in Dernau mittragen würde, lässt Katja Zoldan offen: „Wir sind hier doch auf dem Dorf und nicht in der Stadt.“ Daher auch die Zurückhaltung, obwohl auch sie und ihr Mann Massimo Burigo steigende Einkaufspreise zu spüren bekommen. Vor zwei Jahren haben die beiden den gut laufenden Laden an der Schmittmannstraße übernommen. Dass man keinen Handlungsbedarf in Sachen Bällchen-Preis sehe, liege auch an der „humanen Miete“.

Zudem macht es in Dernau die Masse, beinahe von morgens bis abends stehen die Leute hier Schlange. „Mein Mann steht manchmal schon um fünf Uhr auf, um Eis zu machen“, sagt Katja Zoldan. Geöffnet ist dann von zehn bis 21 Uhr. „Und wenn wir danach sauber machen und es kommen immer noch Kunden, bekommen auch die noch was. Hier geht keiner ohne ein Eis weg.“

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