Jüdische Wurzeln in der Region Eine emotionale Reise ins Ahrtal

KREIS AHRWEILER · Einer der Vorfahren von Rafael Heymann ließ 1893 die Ahrweiler Synagoge errichten. Der Argentinier besuchte jetzt die Region, in der seine Vorfahren lebten - eine emotionale Reise ins Ahrtal.

 Rafael und Niva Heymann auf den jüdischen Friedhof von Ahrweiler, wo ihr Vorfahr begraben liegt.

Rafael und Niva Heymann auf den jüdischen Friedhof von Ahrweiler, wo ihr Vorfahr begraben liegt.

Foto: Privat

Einiges an Überwindung hat es Rafael Heymann gekostet, ins Ahrtal und damit ins Land seiner jüdischen Vorfahren zu kommen. Auch wenn er selbst erst 1948 in Buenos Aires geboren wurde. Aber sein Vater Berthold Heymann ist 1937 vor den Nazis nach Argentinien geflohen, wo er einen kompletten Neuanfang wagte. Und sein Großvater Moritz Heymann schaffte es in letzter Sekunde, als im Westen schon der Krieg tobte, ostwärts mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland und über Japan, die USA und Venezuela nach Argentinien zu gelangen und so dem Tod zu entkommen.

War die Reise ins Ahrtal für Rafael Heymann insgesamt eine emotionale Angelegenheit, so galt das besonders für den Besuch der ehemaligen Ahrweiler Synagoge an der Ahrweiler Altenbaustraße. Denn mit Friedrich Wilhelm Heymann, damals Vorsitzender der Synagogengemeinde Ahrweiler/Dernau, ist es auch einer seiner Vorfahren gewesen, der die Synagoge 1893/1894 errichten ließ. Auf dem Gartengrundstück von Friedrich Wilhelms Bruder Leopold Heymann ist sie feierlich eingeweiht worden.

Rafaels Vater Berthold Heymann hat nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden gesetzt. Der Argentinier Rafael Heymann ist indes mit seiner Frau Niva für zwei Tage ins Ahrtal gekommen und hat an der Altenbaustraße nahe der ehemaligen Synagoge übernachtet.

Zuvor hatte er bereits längere Zeit Kontakt mit dem Ahrweiler Matthias Bertram, weil dieser für sein Buch „....in einem anderen Lande“ über die jüdische Vergangenheit von Ahrweiler, Neuenahr und Dernau recherchiert hat.

Matthias Bertram zeigte den Heymanns das ehemalige Heymann-Haus in Dernau, das nicht nur ein paar Jahrhunderte lang das Wohnhaus der Familie war, sondern gleichzeitig Synagoge respektive Gebetshaus und das auch die Räume für den Schulunterricht zu Verfügung stellte. Von dort ging es zum kleinen, sehr alten jüdischen Friedhof oberhalb der Weinberge von Dernau. Fast die Hälfte der dortigen Grabsteine hat einen Bezug zur Familie Heymann.

Nach einer Fahrt durch das Ahrtal standen unter anderem der jüdische Friedhof in Ahrweiler und die ehemalige Synagoge auf dem Programm. Ein Spaziergang über die Niederhutstraße führte entlang der Standorte ehemaliger Häuser der Familie. Am Ende waren die Heymanns froh, den Weg um die Welt auf sich genommen zu haben und im Land ihrer Vorfahren mit Bertram und seiner Familie neue Freunde gewonnen zu haben, über Religions- und Staatsgrenzen hinweg.

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