Stadtplanung in Bad Neuenahr Eine Operation am offenen Herzen der Stadt

BAD NEUENAHR · Die Bürger sollen bei der Neugestaltung der Kurparkbebauung in Bad Neuenahr mitreden. Am Samstag startet ein Workshop zum Thema.

 Die westliche Kurgartenstraße soll völlig neu gestaltet werden, ohne den Blick in den Kurpark gravierend zu beeinträchtigen.

Die westliche Kurgartenstraße soll völlig neu gestaltet werden, ohne den Blick in den Kurpark gravierend zu beeinträchtigen.

Foto: Gausmann

Bad Neuenahr steht voraussichtlich die größte städtebauliche Veränderung der vergangenen Jahrzehnte bevor. Gedacht ist an eine völlig neue Gestaltung der westlichen Kurgartenstraße, von Teilen des Kurparks und deren angrenzender Bebauung. Bürgermeister Guido Orthen sprach vom „wichtigsten Projekt der Stadt“. Er hatte zu einer Bürgerversammlung eingeladen, in der erste planerische Ideen, rechtliche Hürden und schlussendlich auch die Notwendigkeit einer Neustrukturierung vorgestellt wurden.

Gut einhundert Bürger der Stadt waren in die Konzerthalle gekommen. Sie werden Samstag in im Rathaus stattfindenden Workshops hinsichtlich der etwaigen künftigen Gestaltungen dieses innerstädtischen Herzbereichs ein gewichtiges Wörtchen mitreden können.

Kaum ein in der Stadt gelegenes Gelände dürfte so sehr mit Sensibilitäten behaftet sein wie der Kurpark und seine Bebauungen mit Konzert- und Trinkhalle, dem Wandelgang mit seinen Läden, mit seiner Brunnenhalle und den Kolonnaden. Der Kurpark selbst mit seinem ökologischen Wert und seiner Schutzfunktion als „Grünes Herz“ und nicht zuletzt seiner Tradition bildet für Einheimische wie für Gäste einen besonderen Rückzugsraum, der für Ruhe und Erholung sorgt.

Ein Erneuerungsprozess – mit Umsicht und mit Weitsicht – sei nötig, so die Stadt, es bestehe ein Entwicklungsbedarf. Was besonders für eine mögliche Neubebauung der westlichen Kurgartenstraße zutrifft. Der gesamte Gebäudebestand könnte abgerissen und durch zwei- bis zweieinhalbgeschossige Neubauten ersetzt werden. Bedeutet: Die derzeitigen kleinen Läden kämen weg.

Neue Gebäude sollten die Sichtachsen vom Steigenberger Hotel oder auch vom Thermalbadehaus nicht wesentlich beeinträchtigen, so die städtebauliche Vorgabe. Auch sollen Blicke in das Grün des Parks gewährleistet bleiben. Eine ausschließliche Wohnbebauung schloss Bürgermeister Guido Orthen übrigens aus.

„Was soll wie aussehen? Was soll wo drin sein?“ – Diese von Orthen gestellten Fragen sollen auch die Bürger mit beantworten. Deshalb wurden die Workshops eingerichtet, in denen auch die Verkehrssituation auf der zum Leidwesen vieler Bürger für den Autoverkehr freigegebenen Kurgartenstraße Gegenstand der Betrachtung sein wird.

Der grobe Plan der Verwaltung sieht ein Café am Ahrufer, also am nördlichen Ende des Kurparks vor. Von dort aus zieht sich unter Berücksichtigung von wegen der Sichtachsen freizuhaltenen Lücken die Bebauung in Richtung Süden. Zur Abrissmasse soll unter anderem auch das westliche, im Park gelegene Café-Restaurant gehören, das neu aufgebaut werden soll. Unangetastet bleiben soll die „Konzertmuschel“, ansonsten ist grundsätzlich an neue Gebäudeensembles gedacht – sofern dies denn überhaupt möglich ist.

Ein Problem könnte sich nämlich mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ergeben. Auf Anfrage bestätigte die Denkmalschutzbehörde nämlich, dass die Anlagen und Bauten am Kurpark nicht aus der Denkmalliste entfernt worden sind. Wörtlich erklärt die Behörde: „Diese Anlagen und Bauten sind konstituierende Bestandteile der Denkmalzone.“ Es gibt somit einen Substanzschutz.

Festgelegt werden muss zudem noch, ob Teile des Kurgartenrandes oder auch der bebauten, westlich gelegenen Flächen an einen privaten Investor verkauft werden sollen. Die Stadt wäre dann nicht mehr Eigentümerin des Kurkolonnadenbereichs oder auch des Geländes, auf dem derzeit noch das Kurpark-Café steht. Anders wäre es bei der Konzerthalle, der Trinkhalle oder dem „Großen Sprudel“: Diese Ensemble sollen nach einer Neu- oder Umgestaltung von der Heilbad GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, betrieben werden, blieben also in der Einflusssphäre der Stadt.

Eine weitere Variante einer Grundstücksüberlassung an einen privaten Investor wäre eine Vergabe in Erbbaupacht. „Bis die Bagger anrollen, ist noch ein langer Weg zurückzulegen“, meinte Anja Kerkmann, die in der Bürgerversammlung als Fachanwältin für Verwaltungsrecht über die Problematik der Vergabe dieser innerstädtischen Potenzialflächen referierte.

An „Themeninseln“ wurde nach den Referaten eifrig mit den Bürgern diskutiert. In erster Linie waren es aber weniger Anregungen und Ideen zur künftigen Gestaltung des gesamten Kurparkbereichs, sondern vielmehr brannten Fragen auf den Nägeln. Fragen zur Zeitschiene, zum Denkmalschutz, die Frage danach, ob im Hintergrund bereits Entscheidungen gefallen seien, Fragen, ob es Beeinträchtigungen durch die Neubauten geben werde, was vom Park verloren gehe oder hinsichtlich des Maßes der baulichen Nutzung. Am Samstag soll in Workshops Detailarbeit geleistet werden.

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