Die Flüchtlingsströme als Faktor Ein Siegel im Kampf gegen Keime

AHRWEILER · 14 Kliniken und Krankenhäuser im Kreis erhalten vom „mre-netz“ eine Qualitätsauszeichnung.

Die Vertreter der Kliniken und Altenheime nahmen von Landrat Jürgen Pföhler (vorne, 3. von rechts) die Urkunden entgegen. FOTO: GAUSMANN

Die Vertreter der Kliniken und Altenheime nahmen von Landrat Jürgen Pföhler (vorne, 3. von rechts) die Urkunden entgegen. FOTO: GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Multiresistente Krankheitserreger (MRE), gegen die kaum ein Kraut, sprich ein Antibiotika, gewachsen ist, werden im kommenden Jahrzehnt zu einer weltweiten Herausforderung mit massiven Auswirkungen auf die Wirtschaft. Durch Flüchtlingsströme weiß niemand, welche neuen Erreger kommen, in der chinesischen Tiermast werden unfassbare Mengen Antibiotika eingesetzt, in Indien verrichten 625 Millionen Menschen ihre Notdurft auf der Straße. Was also in Deutschland noch streng reglementiert wird, spielt weltweit keine Rolle.

„Da müssen wir die Entwicklungsländer unterstützen“, ist sich Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Uniklinik Bonn und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaus-Hygiene, der mit diesen Fakten gestern im Kreishaus aufwartete, sicher. Er kritisierte aber auch, dass Deutschland in ganz Europa den schlechtesten Pflege-Personal-Schlüssel habe und das die Neuentwicklung eines Antibiotikums 1,6 Millarden Euro koste.

Das überregionale „mre-netz regio rhein ahr“, zu dem unter anderem der Rhein-Sieg-Kreis, die Städte Bonn, Köln und Leverkusen aber auch die Kreise Neuwied und Ahrweiler und damit 3,5 Millionen Bürger gehören, hatte sechs Kliniken und acht Altenheime (siehe Infokasten) aus dem Kreis zur Überreichung der vier Jahre gültigen Qualitätssiegel eingeladen. Sie haben freiwillig und erfolgreich an einer Qualitätskontrolle zur Hygiene, insbesondere zu den Standards zur Bekämpfung der MRE-Ausbreitung teilgenommen.

„Wir gehen in Deutschland von 15 000 bis 30 000 Todesfällen pro Jahr durch eine Sepsis nach Wundinfektion aus“, so Exner, der mit Stefan Voss, Leiter des Ahrweiler Gesundheitsamtes, und der Koordinatorin Claudia Rösing die Repräsentanten der Einrichtungen informierte.

Pro Jahr erkranken mehr als 600 000 Menschen an Infektionen, die im Krankenhaus oder bei der Pflege in einem Heim erworben werden. „Daher kommt der Prävention eine entscheidende Bedeutung zu“, so Landrat Jürgen Pföhler, der betonte, dass der Kreis sich schon 2010 dem Projekt, das von den beteiligten Kommunen finanziert wird, angeschlossen hat. Das gemeinsame Ziel sei, wissenschaftliche Präventionsempfehlungen in allen Kliniken und Pflegeeinrichtungen einzuführen und die konsequente Umsetzung im Rahmen eines infektionshygienischen Managements zu koordinieren.

Die Strategie gegen MRE soll durch überprüfte Hygienemaßnahmen – es gibt ein Punktesystem für zehn Qualitätsziele wie „Einrichtung einer Hygienekommission“ oder „Bereitstellen einer Hygienekraft“ – in den Einrichtungen, aber auch bei der Verlegung zum Beispiel vom Altenheim ins Krankenhaus und umgekehrt optimiert werden.

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