Historie der Passionsspiele in Rieden Die Kirchenerweiterung ist der Ursprung

Rieden · Der Blick in die Historie des Passionsspiels in Rieden zeigt den Ursprung der großen Theateraufführung. Die Theatergruppe ist Träger des Kulturförderpreises. 2011 eröffnete der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Spiele.

 Pontius Pilatus: Ecce homo.

Pontius Pilatus: Ecce homo.

Foto: Martin Gausmann

Nein, ein Gelübde wie die Oberammergauer Passionsspieler haben die Riedener nicht abgelegt. Der Ursprung ihrer Spiele ist eher pekuniärer Art. Denn Anfang der 1920er-Jahre war die die Kirche schlichtweg zu klein geworden, ein Erweiterungsbau musste her. Und um diesen mitzufinanzieren, führte der damalige Männergesangverein des Eifeldorfes 1923 erstmals die Leidensgeschichte Jesu als Laienschauspiel auf. Und Laien sind alle Akteure inklusive Regisseur Hans-Peter Doll bis heute.

1934 war es die Kolpingfamilie, die für die Aufführung verantwortlich zeichnete, 1949 alle Dorfvereine auf Initiative von Pfarrer Vinzenz Seiwert. Seit 1965 laufen beim Katholischen Junggesellenverein Rieden, dem heute Joachim Engel vorsteht, die Fäden für die Aufführungen zusammen.

Wobei die Mitglieder durchaus auch dem Junggesellenstatus entwachsen sein können. Zwischen 8000 und 12 000 Zuschauer erlebten je nach Zahl der Aufführungen in den Folgejahrzehnten jeweils die Spiele, deren Regie Doll schon 1985 übernommen hat. Aufführungen waren 1975, 1985, 1995, 2000, 2005 und ab da im Sechs-Jahres-Rhythmus 2011. Den Grund erläutert Co-Regisseur Hubert Hackenbruch, der drei Spielzeiten lang den Judas mimte: „Wir wollen auf das Jahr 2023 raus. Dann haben wir unser 100. Jubiläum.“

Wurde am Anfang für die Kirchenerweiterung gespielt, stellen sich die insgesamt 250 Riedener, ein Fünftel aller Einwohner, die vor oder hinter den Kulissen mitwirken, seit vielen Jahren in den Dienst der guten Sache. Die Einnahmen fließen in Projekte des Dorfes, gehen an Grundschule und Kindergarten.

Und natürlich in die Rücklagen für die nächsten Spiele. Denn von Beleuchtung über Akustik bis EDV, Kostüme,Tribünenbau und Kulissen wird alles vom Katholischen Junggesellenverein getragen. Wer nicht mitspielt, der hilft an anderer Stelle mit, lautet dabei im Dorf die Devise. Und das reicht vom Parkplatzservice der Freiwilligen Feuerwehr bis zu Imbiss- und Devotionalienständen im beheizten Pausenraum vor der Kirche.

Auf eines ist das ganze Dorf stolz: 2004 erhielt die Theatergruppe den Kulturförderpreis des Kreises Mayen-Koblenz, 2016 den Kulturpreis der Lapidea-Stiftung und den „Zukunftspreis Heimat“. Wen wundert's da noch, dass der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Spiele 2011 eröffnete.

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