Der Ahrwein eV Der Weinbau ist der Motor der Region

AHRWEILER · Marc Adeneuer gibt das Amt des Ahrwein-Vorsitzenden nach 15 Jahren in jüngere Hände. Am Donnerstag wählen die Winzer neu.

„Die Ahrwinzer bestimmen jetzt wieder selbst“ titelte der General-Anzeiger vor exakt sieben Jahren. Mehr Transparenz und Effektivität in Sachen Weinwerbung hatten sich die Betreiber der Weingüter und Vorstände der Genossenschaften gewünscht, was ihnen damals nach jahrelangem Gezeter in der Ahr Rhein Eifel Tourismus & Service GmbH (TSG) unmöglich erschien. „Wir wollten unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Weg von einer politischen Institution hin zu einer privaten autarken Organisation“, so Winzer Marc Adeneuer, der seitdem die Geschicke des Ende 2010 gegründeten Ahrwein eV. lenkt.

Da er auch in der TSG schon zum Vorstand gehörte, blickt er auf 15 Jahre Engagement für seine Kollegen zurück und möchte bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag, 30. November, 19 Uhr, im Vinetum in Walporzheim, den Staffelstab an einen jüngeren Winzer weitergeben. „Es findet ein Generationswechsel statt, wir stehen gut da. Daher möchte ich nach dem Motto 'Neuerungen durch Wechsel' nicht an meinem Job festhalten“, erklärt der 55-Jährige, der zudem seit zwei Wochen Vorsitzender des Verbandes der Prädikatsweingüter (VdP) Ahr ist.

„In der TSG, wo alle Gebietskörperschaften von Adenau über Remagen, Sinzig und Bad Breisig bis Brohltal ebenso vertreten waren wie die Weinbaugemeinden der Ahr, war die Arbeit gelähmt. Der eine war dem anderen nicht grün. Wir wären unter die Räder gekommen. Es gehörte und passte einfach nicht zusammen. Wie jetzt gerade die Jamaika-Runde, das ist ein guter Vergleich“, so der VdP-Winzer im GA-Gespräch.

Spätburgunder-Produktion ist aufwändig

Selbstbewusst schaut er aber nach vorne und ist überzeugt, dass der Schritt der Vereinsgründung mit dem Auftrag an Ahrtal-Tourismus, die Marketingmaßnahmen im Sinne einer Geschäftsbesorgung umzusetzen, der richtige war: „Wir sind nicht Teil des Ahrtal-Tourismus, sondern als Träger der Gebietsweinwerbung Auftraggeber.“ Der Ahrwein eV als Solidargemeinschaft ist von 26 Gründungsmitgliedern auf gut 40 selbstvermarktende Betriebe angewachsen. Sie decken 95 Prozent – 530 der 562 Hektar Ahr-Rebfläche – ab. „Die Bürgermeister der Kreisstadt und der Verbandsgemeinde Altenahr wollten wir mit im Boot haben, sie mit in die Verantwortung nehmen für den Weinbau, den Motor der Region.“ Entscheidungen seien seitdem schneller und effektiver getroffen, Wege kürzer geworden.

Das trifft nicht auf das Engagement der Ahrwinzer zu, denn sie vermarkten die Ahr und werben für ihre hochwertigen Produkte nicht nur bundesweit, sondern auch in Belgien und Holland, die einen großen Absatzmarkt für Rotwein bilden. „Waren die Benelux-Bürger bisher orientiert an den französischen Erzeugern und zahlten dort bereitwillig das Vierfache für einen Pinot Noir, kommen sie zu uns, weil wir deutlich günstiger sind“, erklärt Adeneuer und kritisiert in dem Zusammenhang auch eigene Kollegen.

„Der Prophet im eigenen Land gilt bekanntlich nichts. Die Spätburgunder-Produktion in unseren Steillagen ist extrem aufwändig. Wenn wir Flaschen für zehn Euro verkaufen und dem Kunden darauf noch einen Rabatt gewähren, geben wir damit ein verkehrtes Zeichen. Damit verlieren wir an Wertigkeit.“

Marktplatz ist ein schwieriger Standort

Aufgewertet sehen wollte Adeneuer auch den vom Verein durchgeführten Veranstaltungsklassiker „Gebietsweinmarkt der Ahr“ an Pfingsten. „Das ist eine der gewünschten Reformen, die ich nicht umgesetzt bekommen habe. Ich hätte die Stände vom Ahrweiler Markt in den Bad Neuenahrer Kurpark verlegt. Das hätte keine Mehrkosten bedeutet.

Der Weinmarkt ist nur ein vermeintlich funktionierendes Fest, der Marktplatz ein schwieriger Standort. Wenn wir ehrlich sind, dünnt sich die Gästezahl von Jahr zu Jahr vor allem am Samstag deutlich aus.“ Neben diesem Event zeichnet der Verein mit seinem Budget für die Wahl der Ahrweinkönigin, den stets ausverkauften boomenden Tag der offenen Weinkeller im April, das Frühburgunder-Forum, Frühjahr- und Herbst- sowie Messe-Präsentationen verantwortlich.

„Mehr Mut für neue Wege“ ist das, was der Weinprofi seinem Nachfolger bei der Mitgliederversammlung ins Stammbuch schreibt. „Die Transparenz, das Miteinander, der Austausch, das Wir-Gefühl, das alles hat sich unter dem Dach des Vereins verbessert und läuft gut. Schließlich hängt von jedem Betrieb selbst ab, ob er aktiv mitmacht oder nicht.“

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