40 Jahre im Polizeidienst Der Ahrweiler Kripo-Chef Wilfried Manheller hört auf

AHRWEILER · Er hat in seelische Abgründe geschaut: Der Leiter der Ahrweiler Kriminalpolizei, Wilfried Manheller, geht nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand.

 Der Ahrweiler Kripo-Chef Wilfried Manheller hört auf.

Der Ahrweiler Kripo-Chef Wilfried Manheller hört auf.

Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Es ist auf den Tag genau 20 Jahre her, dass Fernseh-Fahnder Eduard Zimmermann zum letzten Mal „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ moderierte. Einer, der in einer Nachfolgesendung im Jahr 2000 nach einem Raubüberfall auf ein Unternehmer-Ehepaar in Ramersbach die Zuschauer um Mithilfe bat, war Wilfried Manheller, damals stellvertretender Leiter des Kommissariates 5 (Eigentumsdelikte) bei der Kriminalinspektion Mayen.

Die Fahndung war zwar nicht erfolgreich, dafür aber die weiteren Ermittlungen. Der festgenommene Russe wollte mit Manheller im Verhör einen Deal schließen. Sein „Was bietest Du mir?“ schreckte den erfahrenen Kripobeamten schon damals nicht ab. „An dieser Stelle der Vernehmung gilt es, Eckpunkte abzustecken.

Es ist wie ein Geschäft und man sollte etwas anbieten können. Auch die Polizeiarbeit besteht aus Nehmen und Geben“, sagt der 61-jährige Erste Kriminalhauptkomissar im GA-Gespräch. Nach 40 Jahren im Dienst, davon elf Jahre als Leiter der Kriminalpolizei Ahrweiler und stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion (PI), scheidet er Anfang November aus dem aktiven Dienst aus, bevor er Ende Januar 2018 in seinen wohlverdienten Ruhestand geht.

Alltag nicht wie bei Tatort-Kommissaren

Nach seinen spektakulärsten Fällen gefragt, betont Manheller, dass das Leben eines „richtigen“ Kriminalbeamten meist nicht so aufregend ist, wie das der Tatort-Kommissare, „denn in unseren Fällen kommt es auf Ausdauer, Fantasie und den Blick fürs Detail an“. Was im „Tatort“ in 90 Minuten gelöst würde, das dauere im richtigen Leben oft Monate. „Und wenn man an dem Punkt angelangt ist, an dem man glaubt, es sei alles zwecklos, aber trotzdem durchhält, dann kommt auch der Erfolg“, schildert er seine Erfahrung.

Die Festnahmen des „Feuerteufels von der Grafschaft“ – ein aktiver Feuerwehrmann hatte 1988 neun Brände gelegt –, die von vier Autoschiebern mit mehr als 100 gestohlenen Pkw, und die der Motorraddiebe mit 60 geklauten Motorrädern waren solche Fälle, die nur durch den Blick ins Detail und mit Ausdauer geklärt wurden.

Beim Großbrand des Ahrweiler Hotels „Alte Mühle“ an Gründonnerstag 1988 war es im wahrsten Sinne Manhellers Spürnase, die ihn zum Täter, einem 28-jährigen iranischen Hotelangestellen, führte. „Die Geschichte von einer Explosion, die er uns auftischte, konnte nicht stimmen. Mit einem Kollegen schippte ich an Ostern den Schutt weg, bis wir auf den Teppichboden stießen und darunter Benzin rochen, das von ihm als Brandbeschleuniger eingesetzt worden war.“

Portion Glück gehört manchmal dazu

Dass Kollege Zufall und die Portion Glück manchmal Wegbegleiter sind, das weiß der Beamte nur zu gut. Mehr als einen Schutzengel hatte er bei einem Einsatz in Remagen, der als einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Bundesrepublik in die Geschichte einging: der Fall Zurwehme. Manheller und ein Kollege waren zur „Villa Chatenay“, die dem Mordopfer Kurt Schröder gehörte, geschickt worden, weil der Mann noch vermisst wurde. „Wir wussten ja noch nichts Konkretes. Mein Kollege blieb draußen und ich schaute mich um.

Fand ein Loch in der Kellerwand, stieg ein, tastete mich ohne Waffe und ohne Lampe – die lagen noch auf der Dienststelle, weil ich von Zuhause aus zum Tatort gerufen worden war – durch den Keller nach oben und fand auf dem Dachboden die Leiche Schröders. Meine Kollegen haben mich später gefragt, ob ich lebensmüde sei, und ich wusste, dass sie grundsätzlich Recht hatten mit ihren Vorwürfen. Wäre der Mehrfachmörder Jürgen Zurwehme noch am Tatort gewesen, hätte das sehr böse enden können.“

„Auf Einbrüchen und Diebstählen lag immer mein Hauptaugenmerk hier in der Region, die durch die Nähe zur A 61 gerne von Tätern aufgesucht wird. Aber oft ist es eine Arbeit mit stumpfen Schwertern“, so Manheller. „Das Gefühl in der Bevölkerung, dass Straftäter eher selten der gerechten Strafe zugeführt werden, ist nachvollziehbar. Das empfinden wir selbst auch oft genug. Dies kritisch anzumerken, wird allerdings nicht immer wohlwollend zur Kenntnis genommen.“ Daher hat er die Grafschafter Bürgerinitiative, die sich zusammenschloss, um mit wachem Blick das Geschehen im Dorf zu beobachten, nah und konstruktiv begleitet. Auch forcierte er die Zusammenarbeit mit Schulen bei Themen wie Amoklauf, Drogen oder Mobbing, um Prävention zu leisten.

Manheller übernimmt andere Aufgaben

Als Fazit seiner 40 Jahre im Polizeidienst stellt der Vater zweier erwachsener Töchter, von denen eine in seine Fußstapfen getreten ist, fest: „Ich habe meinen Beruf immer geliebt und kann ihn daher jungen Menschen nur empfehlen. Es gibt keinen, der tiefer in die seelischen Abgründe von Menschen schaut als wir. Deshalb ist es unabdingbar, dass ein guter Ermittler auch ein guter Beobachter und Zuhörer sein muss.“ Und: „Ich hatte nie Vorbehalte, egal, wer mir gegenüber saß. Ich glaube behaupten zu können, jeden anständig und mit Achtung behandelt zu haben, und ich bin immer gut damit gefahren.“

Viele der rund 60 Kollegen der Ahrweiler Wache, „die personell mit dem Rücken zur Wand steht“, attestieren ihm Geradlinigkeit, Offenheit, Kollegialität und Loyalität. Hoch angerechnet haben ihm die Kollegen, die lange im Schichtdienst waren, dass Manheller sich gegen Widerstände für sie beim Innenminister verwandte, damit sie nicht ohne die verdiente Beförderung in den Ruhestand verabschiedet wurden. „Wer Verantwortung übernimmt, muss sie auch tragen, wenn der Wind ins Gesicht bläst, denn Loyalität gilt nicht nur nach oben“, war immer sein Führungsverständnis.

Künftig wird Wilfried Manheller sich anderen Aufgaben widmen. Eine davon ist die Arbeit in der Pfarrgemeinde Holzweiler, „denn Loyalität gilt auch nach oben“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Eine Chance wert
Kommentar zum E-Bike-Projekt im Rhein-Sieg-Kreis Eine Chance wert