Pilgerweg in Ahrweiler Den Christuskopf immer im Rucksack dabei

AHRWEILER · Die Wallfahrt der Ahrweiler Pilger zum Heiligen Jodokus steht bevor - Willi Rosenstein ist 2017 zum 70. Mal dabei.

 Die 30 Kilogramm schwere Christusplastik der Familie Ellers präsentiert der Ahrweiler Brudermeister Willi Rosenstein.

Die 30 Kilogramm schwere Christusplastik der Familie Ellers präsentiert der Ahrweiler Brudermeister Willi Rosenstein.

Foto: Hermann-Joseph Löhr

Ein seltenes Jubiläum will Willi Rosenstein (81), Brudermeister der Ahrweiler Jodokus-Pilger, im kommenden Jahr feiern: Zum 70. Mal in seinem Leben will er an der alljährlichen Wallfahrt zum Heiligen Jodokus der Ahrweiler Jodokus-Bruderschaft teilnehmen. Das Pilgern zu Fuß von Ahrweilers Pfarrkirche Sankt Laurentius Anfang Oktober über den 28 Kilometer langen, beschwerlichen Pilgerweg zur Kirche in Langenfeld bleibt ihm seit zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen allerdings verwehrt. „Ich bin aber beim Start und Abschlussgottesdienst dabei“, betont er.

Sein Vertreter, Brudermeister Willi Busch, führt die Prozession querfeldein durch die Hügel der Eifel. Mit dem Brudermeisterstab gibt er jeweils den Einsatz zum gemeinsamen Beten. Eingeleitet wird es von den Worten „Heiliger Jodokus, zu dir gehen wir, auf deine Fürbitte vertrauen wir“. Bei Netterhöfen (Gemeinde Arft) verlässt die Ahrweiler Pilgerschar die Kreisgrenze und rastet zum letzten Mal. „Die Pilger können im Gegensatz zu den 1950-er und 60-er Jahren die nunmehr dicht befahrenen Landstraßen über Ramersbach Richtung Kempenich nicht mehr nutzen“, so Rosenstein.

Seit mehr als 400 Jahren pilgern an den letzten beiden Wochenenden des Septembers und den ersten beiden des Oktobers die Bewohner aus der Eifel, von Rhein, Mosel und Ahr zum Heiligen Jodokus nach Sankt Jost oder zur Pfarrkirche Langenfeld. Jodokus- Bruderschaften gibt es auch in Dernau, Hönningen, Löhndorf, Sinzig, Westum oder Wershofen. Von Sinzig pilgert die Bruderschaft Sankt Peter dorthin.

Der Einsiedler Jodokus war im siebten Jahrhundert bretonischer Priester. Er begründete die spätere Benediktinerabtei in St. Josse sur Mére. In Langenfelds Pfarrkirche wird ein Knochensplitter, die Reliquie des Heiligen, in einer Monstranz ausgestellt. Ein Graf von Virneburg brachte die Reliquie im 14. Jahrhundert aus St. Josse mit. Graf Philipp von Virneburg errichtete um 1430 die Wallfahrtskapelle Sankt Jost. Sie liegt unterhalb von Langenfeld im Nitztal. Ihr ältester Teil zeigt spätgotischen Stil, weist auch noch alten Freskenschmuck auf. Besonders sehenswert ist im Inneren der prächtige 1655 eingeweihte Barockaltar.

Ahrweilers Bruderschaft wallfahrtet seit 1829. Rosenstein, 1936 geboren, erinnert sich: „Nur im Weltkriegsjahr 1944 ging keine Wallfahrt, die Angst vor fallenden Bomben und Tieffliegerbeschuss war zu groß.“ Und er weiß auch noch, wie Ahrweilers damaliger Pastor Jakob Rausch, obwohl gut beleibt, 1944 schwor: „Wenn unsere Pfarrkirche im Krieg unbeschädigt bleibt, wallfahre ich im Herbst 1945 mit!“ Die Kirche blieb unversehrt und tapfer marschierte Pfarrer Rausch die 28 Kilometer.

Rosenstein übernahm das Amt des Brudermeisters von Michael Knieps und schrieb das Pilgerbuch der Bruderschaft fort. Er selbst wollte 1947 als Elfjähriger erstmals mit zur Wallfahrt: „ Meine Familie konnte mir keine Schuhe kaufen!“ Dann ließ der Vater seine ehemaligen Soldatenstiefel beim Schuster umarbeiten und 1948 marschierte Willi stolz die lange Strecke mit.

Besonders in Erinnerung blieb Rosenstein auch die Stiftung einer Christusplastik der Ahrweiler Familie Ellers. Johann Ellers nahm 1956 zum 40. Mal an der Prozession durch die Vordereifel teil. Aus diesem Anlass ließ Familie Ellers von einem Steinmetz einen Christuskopf schnitzen. Die rund 30 Kilogramm wiegende Steinplastik schleppte die Familie im Rucksack den langen Weg bergauf bis zur Kapelle bei Netterhöfen, wo sie seither Mittelpunkt des Kirchleins ist.

Das Pilgern Anfang Oktober verläuft recht zügig. Morgens um 8 Uhr geht es in Ahrweiler los und nachmittags gegen 15.30 Uhr erreicht die Gruppe Langenfeld. Die Pfarrei begrüßt die Pilger mit Glockengeläut und Musik. Jung und Alt, alle Berufssparten sind auf diesem Weg vertreten. Das gemeinsame Gebet und das Zusammengehen erfreut sie derart, dass sie jedes Jahr an der Wallfahrt teilnehmen. Organisiert wird die Wallfahrt von den Brudermeistern. Rosenstein zur Seite stehen die Brudermeister und Jürgen Knieps.

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