Zur Zukunft der Spielbank Bad Neuenahr "Das Gesamtpaket für den Gast muss stimmen"

BAD NEUENAHR · Spielbankdirektor Michael Seegert äußert sich im GA-Gespräch zu den schwierigen Rahmenbedingungen durch die Gesetzgebung und den Herausforderungen der Zukunft durch das unkontrollierte Glücksspiel im Internet.

Michael Seegert (62) ist ein Vollprofi, der das vom Staat vertraglich geregelte Glücksspiel in Deutschland kennt wie kaum ein anderer. Der persönlich haftende Gesellschafter der Spielbank Bad Neuenahr GmbH & Co. KG ist seit mehr als 30 Jahren in der Gesellschaft, stellt für Bad Neuenahr, Bad Dürkheim und das Ring-Casino seit 15 Jahren die Weichen. Was Seegert trotz Hürden, Herausforderungen und dunkler Wolken am Glücksspielhimmel nie verliert: seinen Optimismus und seinen Kampfgeist für seine Häuser und die Mitarbeiter. Und so sagt der Direktor im GA-Gespräch selbstbewusst gleich zum Auftakt: „Wir stellen uns auf veränderte Bedingungen ein, bleiben attraktiv.“

Sieht man auf die Rahmenbedingungen, möchte man nicht in seiner Haut stecken. Die Besucherzahlen gingen im Tagesdurchschnitt von 622 auf 400 zurück. Der Bruttospielertrag, also der Umsatz, sank von 23 Millionen Euro in 2002 auf rund zehn Millionen. 2020 laufen die drei Konzessionen ab, es folgt eine europaweite Ausschreibung, an deren Ende er nicht automatisch als Sieger dasteht. „Da nutzt Ihnen Ihre Erfahrung gar nichts.“

Dem denkbaren Szenario des Konzessionsverlustes wirkte Seegert seit 2017 entgegen, indem er mit einem Partner auch den Betrieb der Spielbanken in Bad Ems, Trier und Mainz übernahm. Das Damoklesschwert einer Neueröffnung in Köln in 2021 schwebt auch noch über Bad Neuenahr: „Viele werden dann nicht mehr über eine verstopfte A 61 anreisen.“

Massiver Nachwuchsmangel

Da wäre aber auch noch die leidige Diskussion um den Glücksspiel-Staatsvertrag. Dieser verbietet Seegert, Casinospiele im Internet anzubieten – Deutschland rangiert beim Online-Poker hinter Amerika an zweiter Stelle – doch das Gros der 2000 Anbieter im Netz sitzt im Ausland und entzieht sich somit dem deutschen Gesetz.

Im Spiel bleibt er, so ist sich Seegert sicher, wenn er vor Ort mit Top-Service, guter Atmosphäre und einem abwechslungsreichen Entertainment ein Gesamtpaket für den Gast schnürt, das die Schwächen des Online-Spiels aufdeckt. „Am Wochenende können wir uns gar nicht beschweren, da haben wir bis zu 700 Besucher. Ankurbeln müssen wir die Zahlen zwischen Montag und Donnerstag.“ Kopfzerbrechen bereitet ihm derweil sein massiver Nachwuchsmangel, eine Sorge, die er mit Gastronomie und Hotellerie teilt. „Wir suchen junge Leute, die serviceorientiert sind, und nicht vor Wochenend- und Nachtarbeit zurückschrecken.“

Automaten weiter attraktiv

Das Spiel an den 134 Automaten, das immerhin 80 Prozent des Umsatzes ausmacht, gewinnt weiter an Attraktivität. Die Klientel wird jünger, die Zahl der Erstbesucher steigt. „Wir dürfen nicht an alten Zöpfen hängen, müssen uns an den Kundenbedürfnissen orientieren.“ Daher konnte er die Brogsitter-Gruppe als neuen Besitzer der Gebäude überzeugen, dass an der Saal-Konzeption hin zum gemischten Spiel etwas verändert werden muss. Wann aber welche Summen in die Hand genommen werden, ist noch offen.

Und an die Stadt adressiert, die mehr als zehn Prozent Spielbankabgabe erhält: „Wir müssen heute schon Komm-Gründe schaffen und uns nicht ausschließlich auf die Landesgartenschau 2022 fokussieren. Ich finde, dass 'Wir-Gefühl' in der Stadt fehlt.“

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