Sankt Laurentius Das Aschenkreuz auf der Stirn

AHRWEILER · Violette Banner verdecken seit gestern Morgen Chorkreuz und Seitenaltäre von Sankt Laurentius in Ahrweiler: Aschermittwoch. Und dennoch schien nicht alles vorbei.

 Kaplan Andreas Kern zeichnete gestern Morgen in einem Wortgottesdienst in Sankt Laurentius Schülern des Ahrweiler Calvarienberges das Aschenkreuz auf die Stirn.

Kaplan Andreas Kern zeichnete gestern Morgen in einem Wortgottesdienst in Sankt Laurentius Schülern des Ahrweiler Calvarienberges das Aschenkreuz auf die Stirn.

Foto: Martin Gausmann

Mädchen mit Masken tanzten vor dem Altar: "Da simmer dabei." Eine Szene, die abrupt endete und der Besinnlichkeit wich. Hunderte von Schülern des Ahrweiler Calvarienberges starteten traditionell mit einem Wortgottesdienst in die Fastenzeit, luden zu einer Meditation über Stille ein.

"Ungeschminkt vor Gott treten, Umkehr durch Stille und Ehrlichkeit vor sich selbst", brachten Schülerinnen ihre Forderungen vor, nachdem die Masken gefallen waren. Und irgendwie passte dazu der Liedausschnitt "Dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin."

Kaplan Andreas Kern und Diakon Bernhard Stahl hatten zu dem Wortgottesdienst eingeladen, bei dem Stahl aus dem Evangelium des Matthäus zitierte: "Wenn ihr fastet, macht kein trübseliges Gesicht wie die Heuchler."

Diesen Gedanken griff Kaplan Kern in seiner Predigt auf, nachdem er zuvor Schüler im Kirchenschiff interviewt hatte, was sie denn unter Fasten verstehen würden: "Verzicht auf etwas, was man gerne macht." Fasten sei jedoch auch, "mal etwas anderes zu tun", erläuterte der Jugendseelsorger. Fastenzeit müsse keine trostlose Zeit sein, sondern können auch bedeuten, "Menschen einmal anders kennenlernen zu wollen, anders schauen, anders leben".

Es solle wie im Evangelium erwähnt keine "Hallo, ich faste"-Heuchelei, sein, sondern einfach ein Schauen und auch Helfen auf und bei den kleinen Dinge im Leben. Wie zum Beispiel: "Einem Mitschüler bei einer Hausarbeit zu helfen, ohne daraus die große Show zu machen." Kaplan Kern riet dabei zu kleinen Etappen. Denn von den 46 Tagen bis Osten seien nur 40 Tage Fastenzeit: "Sonntage sind keine Fastentage, da könnt ihr es richtig krachen lassen."

Man könne das Aschenkreuz, das den Teilnehmer beim Wortgottesdienst gespendet wurde, "auch mit einem Edding machen", fand der Kaplan. "Das wäre bunter und bestimmt haltbarer." Aber genau das wäre das zur Schau getragene Fasten, die von Matthäus genannte Heuchelei.

Die Asche, mit der das Kreuz aufgetragen werde, habe eher innere Bedeutung. Sie stehe für Umkehr genauso wie für Reinigung. Denn in früheren Zeiten sei Asche tatsächlich für Reinigungszwecke verwendet worden. Heute seien die Bedeutung innerlich zu verstehen, wie eben auch das Fasten.

Bei den kleinen Etappen, zu denen Kaplan Kern geraten hatte, gebe es die Möglichkeit, sich bewusst auf Dinge zu konzentrieren, "die man schon immer mal tun wollte, aber nie getan hat". Und jeder Sonntag könne dabei eben ein Etappenziel sein.

An dem Gottesdienst in Sankt Laurentius nahmen neben den Schülern des Calvarienberges mit Schulchef Ulrich Schülting auch noch Gemeindemitglieder teil.

Aschermittwoch

Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, im Gottesdienst am Aschermittwoch die Asche vom Verbrennen der Palmzweige des Vorjahres zu segnen und den Gläubigen ein Kreuz aus dieser Asche auf die Stirn zu zeichnen. "Bedenke Mensch, dass Du Staub bist", sagt der Geistliche, wenn er das Aschekreuz spendet. Früher zogen sich Büßer zu Beginn der Fastenzeit ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Die Tradition der Aschebestreuung stammt aus dem 11. Jahrhundert und gehört bis heute zur Liturgie der katholischen Gottesdienste an Aschermittwoch.

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