Gipfeltreffen in der Kurstadt Das Ahrtal punktet bei G 20-Empfang mit Gastlichkeit

KREISSTADT · Ein flammendes G 20-Bekenntnis, das mit 50 Pechfackeln auf dem Rotweinwanderweg loderte, überraschte die Arbeitsminister des G 20-Gipfels, als sie nach einem Abendessen aus dem Keller des Weingutes Kloster Marienthal in den stimmungsvoll illuminierten Innenhof traten.

 Im besonderen Ambiente des Weingutes Kloster Marienthal genießen die rund 300 Gipfel-Teilnehmer den Empfang der Stadt.

Im besonderen Ambiente des Weingutes Kloster Marienthal genießen die rund 300 Gipfel-Teilnehmer den Empfang der Stadt.

Foto: Martin Gausmann

In den Weinbergen prangte auf drei mal sechs Metern das „G 20“-Emblem. Die Idee zu dieser Überraschung, die auf einem Ahrweiler Brauch der Junggesellen basiert und sonst nur am Martinstag gelebt wird, hatte Weingut-Pächter Franz-Josef Appel. Der bekennende „Niddehöde“ hatte dem Ministerium von Gastgeberin Andrea Nahles den Vorschlag unterbreitet, um so beim Empfang der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ein besonderes Highlight für die Politprominenz aus aller Welt zu schaffen.

Generalstabsmäßig geplant, hatten sowohl Bürgermeister Guido Orthen als auch Ahrweinkönigin Theresa Ulrich jeweils 150 Sekunden Zeit, um die Minister mit ihrer Entourage von rund 250 Personen zu begrüßen. Und das an einem geschichtsträchtigen Ort, wenn man bedenkt, dass die Konferenzteilnehmer dort feierten, wo sich nur 200 Meter entfernt der Eingang zum einst geheimsten Bauwerk der Republik, dem Regierungsbunker befand.

Dem Anlass entsprechend trug Orthen seine Amtskette und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Konferenzteilnehmer gute Arbeitsbedingungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler vorgefunden haben. „Sie sind mit Ihren Entscheidungen ganz nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen und können damit unmittelbar das Leben vieler beeinflussen. Das verbindet Ihr Tun mit der Arbeit auf kommunaler Ebene“, so Orthen. Die Zusammenarbeit der Gruppe der 20 sei ein bedeutender Beitrag zum Frieden der Welt. Die Menschen, insbesondere die Jugend, hofften darauf, „dass Sie die Arbeitswelt von morgen gestalten – für eine faire und soziale Zukunft“.

Nahles: „Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat hervorragende Arbeit geleistet"

Gastgeberin Nahles betonte erneut, dass die bewusste Entscheidung, den Gipfel nicht in einer Millionenstadt wie Peking, Berlin oder im kommenden Jahr Buenos Aires stattfinden zu lassen, sondern in einer beschaulichen Region wie dem Ahrtal mit einer wunderschönen Natur, die richtige gewesen sei: „Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat hervorragende Arbeit geleistet. Wir können in einer guten Atmosphäre beraten. Und heute auch hier genießen.“ Orthen ergänzte am Freitag in seinem Resümee: „Wir konnten beweisen, dass, wenn die Akteure in der Stadt alle optimal zusammenarbeiten, wir diesem Standort zu altem Glanz verhelfen können. Wenn gleich die 400 Teilnehmer abreisen, dann werden viele Delegationen Bad Neuenahr-Ahrweiler in guter Erinnerung behalten und wiederkommen. Die Begeisterung über die Stadt und die Region ist sehr groß. Schon die Konsulatsvertreter, die im Vorfeld sich den Konferenzort angeschaut hatten, waren überwältigt.“ Kosten seien der Stadt nicht entstanden, der Imagegewinn dagegen sei allein durch die internationale Berichterstattung unbezahlbar.

Doch zurück nach Marienthal: Nach dem „Willkommen“ im Garten ging der enge Kreis von 37 Personen in den Keller, wo Sanct-Peter-Direktor Klaus Jungmann das Menü mit begleitenden Weinen der Ahr servieren ließ. „Um die Vielfalt der Ahr zu demonstrieren, waren vom klassischen Spätburgunder über einen Frühburgunder und Blanc de Noir bis zum Weißen alles vertreten“, so Appel. Derweil wurden die 250 anderen Delegationsvertreter im Innenhof, der den Blick auf die Klosterruine freigibt, verköstigt. In drei Pagodenzelten wurde frisch gekocht und Wert auf Regionalität gelegt: „Smoked Neuenahr beef carpaccio“, sprich Neuenahrer Rauchfleisch oder „Vegetarian burger with cheese from the Eifel“ und zum Schluss „Ahr riesling wine granité“. Stephan Maria Glöckner unterhielt die internationalen Gäste derweil mit seiner unverwechselbaren „Sting“-Stimme. Eine beleuchtete Weinbar war ebenfalls ein Hingucker in dem historischen Gemäuer. Viele Teilnehmer zeigten sich fasziniert von den angrenzenden Steillagen der Weinberge. „Sie gingen los und sahen sich die Wingerte an“, freute sich Appel über die Ungezwungenheit, auch wenn die Polizei den Rotweinwanderweg auf diesen Metern abgesperrt hatte. Apropos Polizei: Natürlich musste der Gastronom die Personalien seiner 25 Service-Kräfte ebenso angeben wie die der „Niddehöde“ Junggesellen Raphael Mausberg, Andreas Assenmacher, Thilo Hoffmann, Alexander Knieps, Fabian Till und Dirk Wershofen. Ihnen gebührte der Dank aller für das leuchtende G 20-Bekenntnis in dunkler Nacht. Erst kurz vor Mitternacht verließen die letzten Gäste Marienthal Richtung Bad Neuenahr.

Polizei hat Einsatz wochenlang vorbereitet

„Es ist ein fast ganz normaler Tag in Bad Neuenahr, die Geschäfte in der Kurkolonnade haben geöffnet, es ist alles ruhig“, bilanzierte kurz vor der Abreise der Konferenzteilnehmer Lars Brummer von der Polizeidirektion (PD) Mayen am Freitag auf GA-Anfrage. Mit Kräften des Polizeipräsidiums Koblenz führte die PD den Einsatz ab Mittwoch, sprich die Sicherung des Hotels und des Außenbereichs. „Solch ein Einsatz erfordert einige Wochen Vorbereitung, um die Lage zu bewerten. In dem Sicherheitsbereich wurden Sperrposten errichtet, damit in enger Abstimmung mit dem Bundeskriminalamt und den Delegationen nur die Personen Zutritt erhalten, die berechtigt sind.“

„Ich bin happy“, sagte um 14 Uhr Steigenberger-Direktor Denis Hüttig nach der Abreise aller Minister. Er hat seit Mittwoch nur eine Handvoll Stunden Schlaf gehabt, doch weiß er, dass alles super gelaufen ist. „Wir haben allein 4500 Essen serviert, ein dickes Lob an das Team. Ministerin Nahles hat sich beim Abschied gerade überschwänglich bedankt. Sie war begeistert.“

Während am Nachmittag noch Konferenzteilnehmer zur Burg Eltz reisten, bereitete sich die Hotel-Mannschaft schon auf die Wochenendgäste und eine Hochzeit im Kurhaussaal vor. „Auch die Abreise der rund 400 Teilnehmer war in Bad Neuenahr kaum spürbar“, betonte Ordnungsamtsleiter Udo Schumacher. „Mit dem Fest der guten Laune geht es ja bis Sonntag gleich weiter. Die Kurgartenbrücke bleibt gesperrt.“

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