Hochwasser auf dem Campingplatz Altenahr Camperin von der Ahr noch immer in Behandlung

ALTENBURG · Auf dem Campingplatz Altenahr ist Normalität eingekehrt. Als der Platz am 2. Juni durch Hochwasser verwüstet wurde, gab es Hilfe aus Polen und zahlreiche Unterstützungsangebote aus Holland. Eine Camperin muss noch psychologisch nachbetreut werden.

Der Altenahrer Campingplatz in Altenburg gibt sich grün, freundlich, einladend. Kaum noch etwas erinnert daran, dass die Anlage am 2. Juni durch Hochwasser verwüstet wurde, dort in den Morgenstunden elf Camper und die Betreiber, Arthur und Jolanta Schulz, von einem Hubschrauber der Bundeswehr vor den Fluten gerettet werden mussten.

„Das war unsere böseste Nacht“, sagte der 65-jährige Schulz, der die die Anlange in der romantischen Ahrschleife seit 45 Jahren betreibt. Zum Glück sei die 140 Plätze zählende Anlage nach Ende der Frühlingssaison nur wenig belegt gewesen. „Wir haben schon abends um 23 Uhr alle Camper in unserer Gaststätte zusammengetrommelt. Denn da stand das Wasser noch nie. Auch nicht 1993 beim letzten ganz großen Hochwasser“, berichtet der Platzchef.

Gegen 3 Uhr hätten dann die Fluten der Ahr gegen Türen und Mauern gedrückt, im Lokal stieg das Wasser. „Uns blieb nichts übrig, als immer wieder per Handy den Pegel abzufragen. Nachts nach draußen gehen, das wäre lebensgefährlich geworden“, erinnert sich Schulz.

Erst am frühen Morgen wagten die betagten Camper unter Führung von Schulz den Ausstieg aus einem rückwärtigen Fenster. Wegen des Wasserdrucks war an ein Öffnen der Türen nicht zu denken. Dann ging's, wie mit Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann per Handy vereinbart, zur höher gelegenen Kapelle. „Das war der Lebensretter“, sagte Jolanta Schulz, denn Fuhrmann habe auf den Notruf, dass etliche Camper dringend Medikamente benötigten, gesagt: „Ich besorge einen Hubschrauber.“ Der kam dann auch eine Stunde später und befreite die Gruppe per Seilwinde und Kurztransport zum Rettungsplatz des Roten Kreuzes aus ihrer misslichen Lage. „Drei Camper kamen ins Krankenhaus“, berichtete Arthur Schulz. Bleibende Folgen habe es nicht gegeben. Eine ältere Camperin müsse jedoch noch heute psychologisch nachbetreut werden.

Da ging die „Nachbetreuung“ des Campingplatzes schneller vonstatten. Schon am Tag nach dem Hochwasser – die Ahr steigt schnell, fließt aber auch schnell ab – rückten Camper und freiwillige Helfer aus dem Dorf an. Anrufe, ob Hilfe gebraucht werde, gab es aus ganz Holland. Doch Arthur Scholz ist Profi, wusste was zu tun ist. Die Reinigung von Gaststätte und Platz war das Wichtigste. Denn wenn Ahrschlamm trocknet, hat er die Konsistenz von Beton.

Ungezählte Helfer griffen zu Harken, schweres Gerät kam zum Einsatz, um den Platz wieder herzurichten, auf dem jetzt schon wieder der Rasenmäher seine Runden dreht. Der weggeschwemmte Zaun wurde längst durch einen neuen ersetzt, der Spielplatz blinkt wieder. „40 Kubikmeter Sperrmüll und 100 Tonnen Geröll haben wir beseitigt, sagt Schulz. Alle hätten mit angepackt und dadurch auch den finanziellen Schaden in überschaubaren Grenzen gehalten.

Das sagen auch Rita und Otto Otten aus Mönchengladbach. Ihr Wohnwagen war abgetrieben, wurde als Totalschaden bewertet. Doch ein echter Camper gibt sein altes Schätzchen nicht auf. 14 Tage haben der 71-Jährige und seine sechs Jahre jüngere Frau, die seit zwölf Jahren Stammgäste auf dem Platz sind, gebraucht, um aus ihrem Wohnwagen wieder ein Zuhause zu machen.

„Da kamen sogar extra Freunde aus Polen, um uns zu helfen“, spach auch Otten von einer „unbeschreiblichen Hilfsbereitschaft“ der Camper untereinander. Auch über den Unternehmer aus Bad Breisig, der eigens mit einer Gulaschkanone vorbei kam, um die Helfer auf dem Platz mit Gratis-Erbsensuppe zu versorgen und gesagt hatte: „Wenn ihr schon bis oben im Dreck steht, sollt ihr wenigstens was anständiges zu essen haben.“

Sprach's und baute weiter mit Freunden sein neues Vorzelt auf. Dort sollen im Herbst die Rotweinflaschen geköpft und „Hochwasser geredet“ werden.

Denn auf dem Platz ist schon wieder Normalität eingekehrt. „Die ersten Tage kriegt man die Ereignisse nicht aus dem Kopf, doch umso mehr aufgeräumt wird, desto lockerer wird es wieder“, sagte Arthur Schulz, der sich jetzt auf die kommende Feriensaison an der Ahr freut. Dann kommen auch die netten Holländer wieder, die ihn angerufen haben und helfen wollten.

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