Steuerzahler-Bund zu den Ahr-Thermen Bund der Steuerzahler bleibt bei Kritik an Kauf der Ahr-Thermen

BAD NEUENAHR · Vor vier Jahren hatte der Bund der Steuerzahler den Kauf der Ahr-Thermen durch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler massiv kritisiert. Nach erneuter Prüfung nun das Fazit der "Wächter über die Steuerausgaben": "Der Kauf der Ahr-Thermen bleibt ein großer Fehler."

„Erfreulicherweise hat Bad Neuenahr-Ahrweiler viele unserer Fragen zu den Ahr-Thermen beantwortet. Allerdings waren wir sehr erstaunt, wie wenig Fortschritte es bei der Sanierung und Privatisierung der Therme gab. Immerhin liegt der umstrittene Kauf vier Jahre zurück.“ Dies teilte der Bund der Steuerzahler mit, der die Kreisstadt aufgefordert hatte, zur wirtschaftlichen Situation des Bades Stellung zu nehmen (der GA berichtete). Bekanntlich hatten die „Wächter über die Steuerausgaben“ bereits vor Jahren den Kauf der Thermen durch die Stadt massiv kritisiert. Nach erneuter Prüfung nun das Fazit: „Der Kauf der Ahr-Thermen bleibt ein großer Fehler.“

2014 wurden die Kosten für die Sanierung und Attraktivierung der Therme – abhängig vom Umfang – auf bis zu elf Millionen Euro geschätzt. Zur Durchführung der notwendigsten Maßnahmen wurde diese Summe auf 7,2 Millionen Euro gedeckelt. „Vier Jahre später wurde aber nur die Whirlpool-Anlage saniert, was die Stadt bereits als hochkomplexen Vorgang bezeichnete. Beim Gedanken an die anstehenden und weit umfangreicheren Sanierungsarbeiten weckt das nicht gerade Vertrauen“, so der Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes, René Quante.

Hinzu komme, dass für die Sanierung eine weitere Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsprognose erstellt werden müsse, die derzeit in der Bearbeitung sei. Quante: „Wir sind schon auf die Ergebnisse gespannt, erwarten aber deutliche Kostensteigerungen. Mit jedem Jahr gibt es eine allgemeine Kostensteigerung und eine weitere Verschlechterung des Thermenzustandes.“

Heilbad-Status nicht gefährdet

Zu addieren seien zudem die jährlichen Betriebsverluste. Die Stadt argumentierte in ihrem dem GA vorliegenden Schreiben, dass Eile keinesfalls Vorrang vor einer sorgfältigen Planung und Entscheidung haben sollte. „Das klingt gut – wir hätten uns gewünscht, dass Stadt und Stadtrat zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung genauso argumentiert hätten. Aber erst einen Verlustbringer kaufen und danach jahrelang planen, ist die falsche Reihenfolge“, unterstrich Quante.

Leider hätten sich auch die bereits damals vorgetragenen Befürchtungen, dass es hohe Defizite aus dem Thermenbetrieb geben werde, bewahrheitet. Seit 2014 lagen sie etwa zwischen 500.000 und 600.000 Euro pro Jahr. Entsprechend gehe die Stadt davon aus, dass es sowohl im Eigenbetrieb als auch bei Übergabe an einen privaten Dritten ein Zuschussgeschäft bleiben werde, stellte Quante klar. Wörtlich fügte er hinzu: „Unfreiwillig komisch wird es dann, wenn die Stadt von einem dauerhaften Vermögenszuwachs aufgrund des Kaufs des Thermenareals spricht. So schnell können die Grundstückspreise gar nicht steigen, wie die Ahr-Therme zugleich an Geld verbrennt.“

Interessant sei das Eingeständnis der Stadt, dass selbst eine Schließung der Ahr-Thermen den Heilbad-Status von Bad Neuenahr nicht gefährdet hätte. „Diese Erkenntnis hätten wir uns bereits bei der hitzigen Ankaufs-Diskussion in 2014 gewünscht“, erklärte der Steuerzahlerbund.

Dass die Ahr-Thermen eine gewisse touristische Bedeutung haben, lässt sich auch aus Sicht der Mainzer Steuer-Wächter nicht leugnen. Aber dass die Stadt den starken Gästerückgang 2014 verglichen zum Vorjahr primär auf die Schließung der Ahr-Thermen zurückführe und einen millionenschweren Umsatzverlust für die Wirtschaft konstruierte, sei schon abenteuerlich.

Im Jahr 2013 verzeichnete die Stadt mit über 248 000 Gästen den höchsten Wert seit Öffnung der Ahr-Thermen im Jahr 1993. Allerdings gab es von 1993 bis 2017 nur vier Jahre, in denen mehr Gäste verzeichnet wurden als 2014, als die Therme sieben Monate geschlossen war. Heißt: Es gab 20 Jahre, in denen die Stadt mit offener Ahr-Therme weniger Gäste verzeichnete als bei geschlossener Therme. Quante: „So überragend wichtig können die Ahr-Thermen für den Tourismus also nicht sein.“

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