Sankt Laurentius Buchschätze aus der Pfarrkirche in Ahrweiler

AHRWEILER · Die neue Ausstellung in der Hauptgeschäftsstelle der Kreissparkasse zeigt alte Handschriften und Drucke. Die ältesten Exponate sind 600 Jahre alt.

 Archivverwalter Joseph Stick (links) holt einen der alten Bände aus einer Vitrine der Ausstellung in der Kreissparkasse.

Archivverwalter Joseph Stick (links) holt einen der alten Bände aus einer Vitrine der Ausstellung in der Kreissparkasse.

Foto: Martin Gausmann

Vor 750 Jahren wurde der Grundstein der Ahrweiler Pfarrkirche Sankt Laurentius gelegt. Ein Jubiläum, das die Pfarrei das ganze Jahr über mit einem Veranstaltungsreigen feiert. Den Auftakt macht eine Ausstellung in der Hauptstelle der Ahrweiler Kreissparkasse. Gezeigt werden Schätze aus dem Archiv der Pfarrei.

Es sind nicht sakrale Kostbarkeiten wie die gotische Turmmon᠆stranz aus dem 14. Jahrhundert oder die Strahlenmonstranz, die gezeigt werden. Die sind bekannt. Es sind Schätze, die normalerweise in Panzerschränken liegen: Handschriften aus dem 14. bis 18. Jahrhundert und Drucke aus dem 17. bis 20. Jahrhundert. Es sind sogenannte Codices, die vor Jahrzehnten auf dem Dachboden des Pfarrhauses entdeckt worden sind.

„Dort lagerten die in Leder gefassten Pergamentbände seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, waren in einem erbärmlichen Zustand“, berichtet Archivverwalter Joseph Stick. Der ehemalige Leiter eines Gymnasiums in Wilhelmshaven lebt seit 13 Jahren in Ahrweiler und kümmert sich seit achteinhalb Jahren um die Schätze. Seinen Vorgängern Robert Bous, Peter Groß und Heinz-Peter Müller ist zu verdanken, dass sie gerettet wurden.

Schriften aus anderen Städten

Bereits 1995 wurden die ältesten Bände restauriert, dieses in einem Redemptoristinnenkloster im Elsass von Schwester Yves Mare. „Pisselsarbeit“ nennt man so etwas im Ahrtal, denn viele Seiten waren stark verschmutzt, Beschläge, Schließen und hölzerne Einbanddeckel waren teilweise zerbrochen, Heftung und Bindung zerrissen und die Ledereinbände beschädigt. Diese restaurierten Bände wurden 2003 erstmals öffentlich gezeigt. Die mittelalterlichen Codices stammen zum großen Teil aus Abteien, in denen sie hergestellt wurden.

Diese und Handschriften sowie Drucke aus Antwerpen, Regensburg, Lyon oder Köln ab dem 17. Jahrhundert sind jetzt als komplette Ausstellung zu sehen. Darunter auch im frühen 18. Jahrhundert geschriebene Werke des Ahrweiler Lehrers und Organisten Johannes Rohthaar. Dazu erklärte Archivar Stick im Gespräch mit dem General-Anzeiger: „Besonders die Restaurierung der auf Papier geschriebenen Rohthaar-Werke hat sich als schwierig erwiesen, da es nicht möglich war, dem Tintenfraß Herr zu werden.“ Dem konnte erst in den vergangenen Jahren durch neue technische und chemische Verfahren abgeholfen werden. Diese wendete dafür Schwester Dorothea Flandera aus Rüdesheim an. Die Restauratorin ist dort heute Äbtissin des Benediktinerinnenklosters.

Besonderheiten zeichnen die Ausstellung aus. Ein kleines, bescheiden wirkendes Büchlein ist es, das auch Einblicke in das kirchliche Leben des alten Ahrweiler gewährt. Es ist die von Vikar Wilhelm Ignatius Knieps geschriebene „Singeordnung für Prozessionen der Ahrweiler Kirche“. In dieser wird der Ablauf der für Ahrweiler bedeutsamen Fronleichnamsprozession von 1792 bis 1803 beschrieben, und auch das Alter des Kirchenchores lässt sich durch den Inhalt des kleinen Bandes bestimmen. Denn dort ist in lateinischer Sprache erstmals von einem „Chor des anderen Geschlechts“ (chorus alterius sexus) die Rede. Also von einem Frauenchor. Stick: „Im Zuge der Säkularisierung unter Napoleon hat also 1803 ein Kirchenchor aus Männern und Frauen den benediktinischen 'chorus masculinus' abgelöst.“

Katalog zum nachschlagen

Die Buchschätze sind denn auch der ganze Stolz von Paul Radermacher als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrei: „Das Bistum Trier hätte die unbezahlbaren Bände natürlich gern für sein Archiv. Aber wir werden dafür sorgen, dass sie in Ahrweiler bleiben. Das auch, wenn wir durch die Neuordnung der Diözese zu einer Großpfarrei werden.“

Und ins selbe Horn stieß bei der Vernissage der Kreisbeigeordnete Horst Gies: „Die Ahrweiler Buchschätze sind ein wertvoller Beitrag für die Kulturhistorie unseres gesamten Kreises Ahrweiler.“ Passend zur Ausstellung, die bis Ende Januar zu den Öffnungszeiten der Kreissparkasse gezeigt wird, hat die Pfarrei Sankt Laurentius einen Katalog in einer Auflage von 500 Stück herausgegeben. Dieser ist im Pfarrbüro, in der Katholischen Bücherei und in der Buchhandlung am Ahrtor erhältlich und kostet vier Euro. Zum Pfarrfest im August als Höhepunkt des Jubiläumsjahres sollen die Buchschätze in der Volksbank am Ahrweiler Marktplatz noch einmal ausgestellt werden.

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