Mitmach-Parcours am Gymnasium Calvarienberg Brille in Ahrweiler simuliert Trunkenheit

AHRWEILER · Von klarer Sicht waren die Schüler des Gymnasiums Calvarienberg weit entfernt. Die Jugendlichen trugen den „Drunk-Buster“ - die Rauschbrille - und torkelten bei simulierten 1,3 Promille ohne jegliche Kontrolle umher.

Präventionsarbeit ist das eine, Selbstreflexion das andere. Auf beides kam es am Donnerstag in der Aula des Ahrweiler Gymnasiums Calvarienberg an, als 300 Schüler der Klassen 7 bis 9 den Mitmach-Parcours „Klar Sicht“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchliefen.

Und von klarer Sicht waren die Jugendlichen an einer der sechs aufgebauten Stationen weit entfernt. Sie zogen den „Drunk-Buster“, die Rauschbrille an, torkelten bei simulierten 1,3 Promille ohne jegliche Kontrolle umher und trafen kaum die Linie. „Klar im Kopf, aber betrunken im Blick: Das ist eine Erfahrung, die nachhaltiger ist als jeder eindringliche Vortrag eines Erwachsenen“, so Projektleiter Sebastian Tesch. Überhaupt kommt es seinem Team eher auf den offenen Dialog als auf den erhobenen Zeigefinger an. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es Sinn mache, ältere Schüler mit ins Boot zu nehmen und sie nach einer eintägigen Schulung an den Stationen mit zu platzieren. „Die Schüler öffnen sich besser“, so Tesch.

„Bislang besuchte uns die Caritas und führte mit den Achtklässlern und der Rauschbrille ein Bobbycar-Rennen durch. Da es diese Möglichkeit nicht mehr gibt, sind wir dankbar, dass wir mit dieser Aktion 300 Schüler aus drei Jahrgängen erreichen“, erklärte Schulleiterin Annette Gies, die auch den Beigeordneten der Stadt, Peter Krämer, begrüßte. Auch für ihn als früheren Chef der Ahrweiler Polizeiinspektion gab es Neuigkeiten. Zum Beispiel, dass es allein in Bad Neuenahr laut Gies acht Shisha-Bars gibt.

Schüler erarbeiteten Szenario

„Beim Thema Shisharauchen fehlt ganz klar die Aufklärung bei den jungen Konsumenten und den Eltern. Das Rauchen der Wasserpfeife birgt unbestritten ein Gesundheitsrisiko. Da nutzen auch die Fruchtaromen im Tabak nichts. Und das Wasser im Ballon ist nur zum Runterkühlen und nicht zum Filtern da. Besondere Gefahren gehen von den hohen Kohlenmonoxidmengen aus, die inhaliert werden. Die Nikotinaufnahme ist sogar deutlich höher als bei Zigaretten. Der Tabak eines Shishakopfes entspricht 100 Zigaretten“, so Tesch.

Infos, die am Abend bei der „Gästeführung“ durch den Mitmach-Parcours für Eltern und andere Interessierte sicher ebenso dienlich waren, wie der Fakt, dass in einer Zigarette 4800 Inhaltsstoffe sind. Bei der „Talkshow“ erarbeiteten die Schüler ein Szenario: Alkoholkonsum, Unfall, weitreichende Folgen. Niemand musste sich in der Aula outen, da es eine fiktive Geschichte war – aber entstanden durch eigene Erfahrungen mit Alkohol. Den Jugendlichen wurde jedoch klar, an welcher Stelle sie noch die Chance zum Eingreifen gehabt hätten.

An der Station „Image-Werbung“ ging es darum, ein Produkt zu kreieren und nicht auf Werbesprüche reinzufallen, die einen glauben machen, dass Mixgetränke harmlose Gute-Laune-Macher seien. Da gibt es auch eine Werbung, in der das Biertrinken auf einem Segelschiff Freiheit, Spaß und Freundschaft suggeriert. Wie kann das aber auch anders erreicht werden? „Es geht nicht per se ums Verteufeln von Alkoholkonsum, sondern um die Vermittlung eines kritischen Umgangs. Unvernebelt ist die Aussage jedoch beim Tabak: Nichtrauchen ist gesund und clever“, betonte Tesch. Das „Tor der Entscheidung“ bot den Schülern einen direkten Vergleich, konnten sie doch vor und nach dem Parcours mittels Bällen in Glassäulen darüber entscheiden, ob es okay ist, wenn die Freunde rauchen.

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