Kurpark in Bad Neuenahr-Ahrweiler Rat beschließt Neubau im Kurpark

KREISSTADT · Die Konzertmuschel wird in das Gebäude integriert. Kostenschätzung von 14,3 Millionen Euro. Das Land Rheinland-Pfalz übernimmt etwa die Hälfte der Kosten.

 Animation: Blick in die neue Konzerthalle mit der integrierten Orchestermuschel.

Animation: Blick in die neue Konzerthalle mit der integrierten Orchestermuschel.

Foto: Pilhatsch

In Sachen Kurparkbebauung macht der Rat der Kreisstadt Nägel mit Köpfen. „Wir reden nicht mehr über das, was nicht geht, sondern über das was kommt“, machte Bürgermeister Guido Orthen im Vorfeld der Stadtratssitzung am Montagabend klar. Im Klartext: Die Stadt will die öffentlich genutzten Gebäude am Kurpark selbst bauen.

Ein Blick zurück: Von den bisherigen Kurparkgebäuden steht nur die Konzertmuschel unter Denkmalschutz. Für die restlichen Gebäude liegt eine Abbruchgenehmigung des Kreises als untere Denkmalbehörde vor, die diese im Benehmen mit der Landesdenkmalpflege erteilt hatte. Die Dialogphase des europaweit ausgeschriebenen wettbewerblichen Dialogs zur Kurparkrandbebauung ist abgeschlossen. Da hatte lediglich die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AG), sprich Hans-Joachim Brogsitter, den Hut in den Ring geworfen und zwei Planungsvorschläge präsentiert. Das war Ende 2018.

In der anschließenden Angebotsphase zog sich dann die AG zurück. Dies mit der von Rat und Verwaltung akzeptierten Begründung, die Auf- und Abarbeitung des Instandhaltungsstatus ihrer eigenen Liegenschaften binde deutlich mehr personelle Ressourcen als dies zu Beginn des Vergabeverfahrens zu den Kurparkliegenschaften erwartet worden sei. Was blieb waren die Bebauungskonzepte, die das Vergabeverfahren hervorgebracht hat. Wobei der der Stadtrat sich Ende Januar bereits für die Pläne des renommierten Bonner Architekten Wilfried Pilhatsch aussprach.

Dabei hatte der Stadtrat zunächst in nicht-öffentlicher Sitzung festgelegt, dass zunächst nicht zwingend alle Gebäude realisiert werden müssen. Vielmehr sei die Errichtung der öffentlichen Gebäude wie Haus des Gastes, Tourist-Info, Konzerthalle und Stadtbibliothek, und wenn es sich wirtschaftlich darstellen lasse, des vorgesehenen Cafés an der Ahr zu priorisieren. Ein ursprünglich am Kurpark angedachtes Hotel, war schon bei der Marktanalyse durch die AG heraus gefallen, weil es keinen potenziellen Betreiber gibt.

Mainzer Ministerium erkennt Förderfähigkeit an

Was folgte war ein Vorstellen der Pläne Pilhatschs im Mainzer Wirtschaftsministerium, das dann vor 14 Tagen per Schreiben an die Stadt signalisierte. dass das Vorhaben unabhängig von der Landesgartenschau förderfähig sei. So kann die Stadt, vorbehaltlich der Prüfungen von Landesrechnungshof und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord für den baufachlichen Sektor mit Zuschüssen von bis zu 6,75 Millionen Euro rechnen.

„Dadurch können wir den städtischen Eigenanteil an den kalkulierten Gesamtkosten in Höhe von 14,3 Millionen Euro auf rund acht Millionen Euro reduzieren“, sagte Bürgermeister Guido Orthen. Vor diesem Hintergrund und auch mit Blick auf Refinanzierungsmöglichkeiten durch den Verkauf der übrigen bebaubaren Flächen an der Kurgartenstraße und der bisherigen Stadtbibliothek, künftigen Mieten und Erlösen schlug die Verwaltung vor, den Auftrag zur Planung zunächst bis zur Genehmigungsphase an das Büro Pilhatsch in Bonn zu vergeben.

Wilfried Pilhatsch stellte indes Montagabend Pläne und Animationen erstmals öffentlich vor, die nach seinen Worten „durch Schlichtheit überzeugen“ und angelehnt sind an die bisherige Bauhausarchitektur. „Säulen und Decken spiegeln Architekturgeschichte wider, von Stonehenge über das antike Griechenland bis heute“, sagte der Architekt, in dessen Pläne sich die Konzertmuschel einfügt und auch alter Bäderstil erkennbar wird.

„Nicht das Gebäude soll wirken“, sagt der Architekt. „Sondern die Großartigkeit des Kurparks und das Ensemble von Thermal-Badehaus und Steigenberger.“ Dieses werde durch die bewusst gewählte Schlichtheit des dreigeteilten Komplexes aus weißen Steinsäulen („Am liebsten Kunststein aus Ahrkieseln.“), heimischem Holzfurnier in warmen Tönen, Glas und Stahl erreicht. Wobei die Fenster neben der Muschel der künftigen 500 Menschen fassenden Konzerthalle den ursprünglichen und nicht mehr vorhandenen Bauhausfenstern angeglichen würden.

In den neuen Komplex integriert werden neben der neuen Stadtbibliothek mit Eingang von der Straße und vom Foyer aus, auch die bisher auf der anderen Seite des Springbrunnens liegenden Sanitäranlagen des Kurparks. Hinzu kommen neben den Einrichtungen des Hauses des Gastes und der Tourist-Info, zwei Ladenlokale und eine Gastronomie, die direkt das Foyer grenzt und dessen Einbeziehung möglich macht.

Drei Meter breite Arkaden an der Kurgartenstraße

Drei Meter breit sind die Arkaden zur Kurgartenstraße hin, wobei sich die Gebäude an der Höhe des heutigen Bestandes orientieren. Die Zugänge sollen barrierefrei sein. Die Dachflächen sollen nach den Vorstellungen des Planers begrünt werden.

Der Stadtrat machte am Montagabend den Weg frei für die weiteren genehmigungsrechtlichen Schritte. Wann die alten Gebäude abgerissen werden und mit dem Neubau begonnen werden kann, konnte Orten noch nicht sagen. Aber sein Ziel: „Wir wollen, dass das alles bis zur Landesgartenschau steht.“ Bei einer von Wilfried Pilhatsch genannten avisierten Bauzeit von 22 Monaten bedeutet das für ihn im Umkehrschluss: „In einem Jahr müssen wir anfangen.“ Und Orthen hofft, dass durch die Präsentation „die öffentlichen Diskussionen einen neuen Verlauf nehmen“.

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