Bilanz in Bad Neuenahr Blitzer, Gaffer, Hundekot

KREISSTADT · Das Ordnungsamt in Bad Neuenahr beklagt „den Tonfall“ von Radlern in Fußgängerzonen und die Feuerwehr Behinderungen im Einsatz. In diesem Jahr nahm die Kreisstadt wieder mehr Geld durch Knöllchen ein.

 Die Messbeamten der Kreisstadt sind beim Aufbauen der Kontrollstellen mit Warnbwesten ausgestattet.

Die Messbeamten der Kreisstadt sind beim Aufbauen der Kontrollstellen mit Warnbwesten ausgestattet.

Foto: Günther Schmitt

Einheimische kennen ihn, den mausgrauen VW-Caddy mit dem Kennzeichen AW-HK und irgendwas. Steht er am Straßenrand, ist das Blitzerteam des Ordnungsamtes der Kreisstadt im Einsatz. „Das kommt rund dreimal pro Woche vor, kann aber auch je nach Personal- und Verkehrslage gesteigert werden“, sagt Udo Schumacher, Leiter des Ordnungsamtes im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Und dementiert scherzhaft, dass die Buchstaben HK im Nummernschild für Haushaltskonsolidierung stehen.

„Es gibt es keine Tageszeit, die wir auslassen. Auch schnelle Taxifahrer dürfen damit rechnen, dass wir nachts um drei irgendwo stehen, wo es dann weh tut“, sagt der 58-Jährige. Denn erklärtes Ziel sei mehr Verkehrssicherheit in der ganzen Stadt. Vor allem aber an Schulen, Kindergärten, Altenheimen, Kliniken. „Das hat mit Abzockerei nichts zu tun“, stellt Schumacher klar. Und er ist auch nicht böse, wenn Autofahrer X per Freisprechanlage Freund Y anruft und die neueste Messstelle durchgibt. „Dann haben wir doch erreicht, was wir wollen. Das ist dann zumindest ein Raser weniger.“

Derer gab es in diesem Jahr bei 119.895 kontrollierten Fahrzeugen in Bad Neuenahr-Ahrweiler von Kirchdaun bis Ramersbach und Marienthal bis Ehlingen insgesamt 3.692. 111 Fahrer waren mehr als 21 Stundenkilometer zu schnell und erhielten einen Bußgeldbescheid, zwei von ihnen zudem ein Fahrverbot. Jahresschnellster war ein Fahrer mit Tempo 93 auf der Sinziger Straße in Lohrsdorf, wo Tempo 50 gilt. Außerdem wurden 3.581 gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen.

Mehr Geld durch Knöllchen

Zusammengerechnet brachten die Knöllchen rund 90.000 Euro in die Stadtkasse. 2015 waren es lediglich 67.000 Euro, aber da hatte es personelle Probleme gegeben und der Messwagen stand geraume Zeit wegen seiner Technik in einer Spezialwerkstatt. 2014 brachten die Blitzer 110.000 Euro, im Startjahr der kommunalen Tempokontrollen, das war 2013, waren es 114.000 Euro.

Sechs Mitarbeiter des Rathauses haben an der Landespolizeischule Rheinland-Pfalz die Ausbildung zum Messbeamten absolviert. Davon muss, so Schumacher, „zumindest immer einer im Messtrupp sein“. Zudem sind die Messbeamten auch Hilfspolizisten, kontrollieren also auch den ruhenden Verkehr und sind als Kontrolleure des Ordnungsamtes im Einsatz. Sie kontrollieren folglich auch die Autos auf den Parkplätzen der Kreisstadt, Parkgebühren, Parkzeiten und Parkscheibe. In dieser Sparte spülten die Mitarbeiter im ablaufenden Jahr mit den von ihnen verhängten Knöllchen 318.000 Euro in den Stadtsäckel. Im Vorjahr waren es 297.000 Euro, 2014 wurden 352.000 Euro an Verwarnungsgeldern eingenommen.

Grundsätzlich hat das Ordnungsamt die Kontrollen in den Fußgängerzonen von Ahrweiler und Bad Neuenahr verstärkt. Grund: Das war die Forderung, die bei Einwohnerversammlungen immer wieder laut geworden war, denn Radfahrer im Fußgängerbereich und in den Parkanlagen sind den Bürgern ein Dorn im Auge. „Das sind junge und auch ältere Radler“, sagt Schumacher. Die Klientel der Radfahrer komme aus allen Altersklassen und hätte ein gemeinsames Problem: „Mangelndes Unrechtsbewusstsein“.

Auch würden sich erwischte Radler „häufig im Ton vergreifen“. Schumacher: „Was sich unsere Leute da manchmal anhören müssen, sprengt hin und wieder schon den Rahmen. Da ist es gut, dass die Mitarbeiter besonnen reagieren.“ Der Chef des Ordnungsamtes wünscht sich daher für das kommende Jahr „ein besseres Miteinander“.

Probleme mit Gaffern

Dieses gilt auch für Hundehalter. Denn in der Kreisstadt gilt auf allen öffentlichen Straßen und Wegen Anleinpflicht. Verstöße kosten 25 Euro, das Liegenlassen von Hundekot 35 Euro. Die Summe der Verwarnungsgelder belaufe sich zwar nur auf einen dreistelligen Betrag, doch erstens könnte das Ordnungsamt nicht überall sein und zweitens hoffe er auch auf ein Einsehen derer, die Kontrolleuren ein „Ich bezahl' doch Hundesteuer“ an den Kopf werfen. Besonders mit Blick auf die Landesgartenschau 2022 und die Umbauarbeiten im Ahrweiler Stadtgraben appelliert Schumacher, die denkmalgeschützte Wallanlage in der Rotweinstadt „nicht zum Hundeklo verkommen zu lassen“.

Schumacher hat auch eine zweite Funktion. Er ist als Ehrenbeamter des Kreises Ahrweiler Kreisfeuerwehrinspekteur und sieht Schnittstellen zu seiner Funktion im Ordnungsamt. „Was 2016 aufgefallen ist, ist die zunehmende Zahl der Behinderungen von Rettungskräften durch Gaffer, die meinen, überall mit ihren Handy rumturnen zu können“, schimpft der Chef aller Feuerwehren im Kreis. Es sei sogar vorgekommen, dass Einsatzfahrzeuge mit Bierflaschen beworfen wurden. Und scheinbar sei das Freihalten einer Rettungsgasse bei etlichen Autofahrern ein Fremdwort. Schumacher: „Denen ist nicht bewusst, das es im Einsatz auf jede Sekunde ankommt, wenn vorne in der Schlage bei einem Unfall ein Mensch im Auto verbrennt.“

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