Musik in Bad Neuenahr Bestechende Violine, betörende Bläser

BAD NEUENAHR · Wiener-Klassik-Saison im Kurtheater endet mit insgesamt 4000 Besuchern bei sechs Konzerten. Im Oktober soll es weitergehen.

Dass es unumgänglich sei, in der nächsten Saison die Abonnementpreise für die Wiener-Klassik-Reihe in Bad Neuenahrer zu erhöhen, erfuhren die Zuhörer im vollen Kurtheater gleich zu Beginn des letzten Konzerts der Saison 2016/17. Im Anschluss lieferte die Klassische Philharmonie Bonn unter Leitung von Heribert Beissel den vielen langjährigen Abonnenten klangstarke Argumente, sich dennoch wieder Karten für die sechs Konzerte zwischen Oktober 2017 und März 2018 zu sichern: mit den Interpretationen von Carl Maria von Webers Ouvertüre zu „Oberon“, Max Bruchs erstem Violinkonzert und Johannes Brahms’ dritter Sinfonie.

Nicht die typischen Vertreter der Wiener Klassik also, „aber hätten wir in all den Jahren immer nur Mozart, Beethoven und Haydn gespielt, wären wir heute nicht mehr beisammen“, mutmaßte der Dirigent, der neben den auch durch den Namen des Orchesters ausgewiesenen programmatischen Schwerpunkten immer wieder Werke der Zeitgenossen und Schüler der drei großen Wiener Klassiker zu Gehör bringt.

Mit dem „Zeitgenossen“ Carl Maria von Webers eröffnete das Orchester den Abend und zog mit einem wie von fern rufenden Horn, dem die Streicher in nicht minder einnehmendem verheißungsvollen Ton antworteten, hinein in eine märchenhafte Welt. Nach dem lyrischen Anfang zog das Tempo gehörig an mit stürmischen Läufen, zupackendem Spiel und Dramatik bis zum jubelnden Schluss.

Zugejubelt hatte das Bad Neuenahrer Publikum bereits bei ihren Auftritten beim Weihnachtskonzert der Solistin. Ervis Gega ist seit mehr als zehn Jahren Konzertmeisterin der Klassischen Philharmonie Bonn und unter anderem Professorin an der Musikhochschule Mainz.

Die gebürtige Albanerin nahm mit ihrem Spiel unmittelbar gefangen. So geschmeidig agierte sie mit „ihrem“ Orchester, und so anrührend setzte sie mit sanft bebenden Saiten an und sollte auch weiterhin mit vollem, sinnlich-warmem Ton an ihrem Instrument fesseln. Immer wieder bestach das hohe Singen der Violine vor gezupften Saiten der anderen Streicher oder auch mal lang gehaltenen Bläsertönen.

Andächtig lauschte das Publikum den virtuosen, mit Hingabe ausgeführten Soloparts aber auch rasanten Orchesterläufen sowie den reizvollen Melodien, der dynamischen Bandbreite und farbige Orchestrierung von Bruchs Meisterwerk. Für den minutenlangen, schier nicht abebbenden Applaus, der die Solistin drei Mal auf die Bühne zurückrief, erhielt das Publikum von Gega ein sehr inniges Adagio aus der ersten Solosonate Johann Sebastian Bachs.

Ausdrucksstark gelang auch Brahms F-Dur-Sinfonie. Zwischen Ernsthaftigkeit und Lieblichkeit, Melancholie und Energie, Schmerz und Schönheit bewegte sich die Interpretation der mehr als 50 Musiker, die insbesondere auch mit betörenden Bläserpassagen aufwartete. Für den Dirigenten selbst war Brahms’ Sinfonie nach eigenen Angaben „der Höhepunkt der Saison“ und zugleich ja deren Abschluss. Rund 700 Zuhörer waren dazu ins Kurtheater gekommen. 750 waren es beim Weihnachtskonzert mit der Klassischen Philharmonie Bonn gewesen, das das bestbesuchte Konzert der Saison war.

„Die insgesamt 4000 Besucher bei den sechs Konzerten haben uns bestätigt, dass unsere Entscheidung, die Veranstaltungsreihe im Jahr 2016 zu übernehmen richtig war“, erklärt Christian Senk, Geschäftsführer der Heilbad Gesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler. Rund 450 Abonnenten - vor allem aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und dem Kreis Ahrweiler, aber auch aus dem südlichen Nordrhein-Westfalen und dem Kreis Mayen-Koblenz – buchten jährlich die gesamte Saison. Eine Steigerung verzeichnet Senk beim Einzelkartenverkauf. Dies liege auch daran, dass sowohl über die Gästekarte als auch dank der neu eingeführten Kulturkarte für Klinikgäste zunehmend Hotel- und Klinikgäste die Klassik-Reihe für sich entdecken.

Seit 1984 gastiert die Klassische Philharmonie Bonn mit der „Wiener Klassik“ in Bad Neuenahr, zunächst mit vier Konzerten. Mittlerweile ist Bad Neuenahr mit sechs Konzerten eine feste Größe im Tourneeplan des Orchesters, der die rund 50 Musiker jährlich von Bonn bis nach Berlin und von Hamburg bis nach München führt.

Die neue Wiener-Klassik-Saison in Bad Neuenahr startet am Donnerstag, 19. Oktober , um 20 Uhr mit Brahms’ erstem Klavierkonzert und Ludwig van Beethovens sechster Sinfonie (“Pastorale“).

Abonnements für die Saison 2017/2018 gibt es ab sofort zu Preisen von 148 bis 165 Euro (bisher: 135 bis 150 Euro) für alle sechs Konzerte je nach Kategorie. Infos bei der Heilbad GmbH, www.das-heilbad.de.

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