Friedhof in Ahrweiler Bestattung unter einer Weinrebe

AHRWEILER · Der Stadtrat Ahrweiler gibt grünes Licht für die neuen Beerdigungsformen auf dem Ahrweiler Bergfriedhof. Familiengrabstellen und Urnen-Reihengräber sind geplant.

 Auf dem Ahrweiler Bergfriedhof soll es ab Mitte 2017 möglich sein, sich unter einer Rebe oder im Friedwald bestatten zu lassen.

Auf dem Ahrweiler Bergfriedhof soll es ab Mitte 2017 möglich sein, sich unter einer Rebe oder im Friedwald bestatten zu lassen.

Foto: Martin Gausmann

Mit einer neuen Bestattungsform scheint die Kreisstadt einen Nerv getroffen zu haben. Ab Mitte kommenden Jahres soll es auf dem Ahrweiler Bergfriedhof die Möglichkeit geben, unter einer Weinrebe bestattet zu werden. Das beschloss der Stadtrat mit 20 Ja-Stimmen bei sieben Ablehnungen und sieben Enthaltungen in seiner jüngsten Sitzung. Grünes Licht gab es auch für zwei Friedwald-Varianten mit kleinkronigen Bäumen auf einer hainartigen Wiesenfläche.

Bestatter bestätigen: Schon jetzt ist die Nachfrage groß

„Mit der Bestattung unter Reben, deren Frucht aus Pietätsgründen aber bereits im Blütenstand abgeschnitten wird, bieten wir nicht nur ein völlig neues Angebot – wahrscheinlich deutschlandweit –, sondern vor allen Dingen eine Grabvariante, die erstmals unsere Heimat auch in der Bestattungskultur widerspiegelt“, lobte CDU-Sprecher Peter Diewald die neue Möglichkeit. Das Angebot habe bereits nach ersten Berichten in den lokalen Medien zu großem Interesse geführt, was die Bestatter bei einem Gespräch bestätigt hätten.

Die letzte Ruhestätte unter einem Rebstock soll künftig in zwei Varianten möglich sein: entweder in einem halbanonymen Urnen-Reihengrabfeld oder in einer Familiengrabstelle. Die Anlage und die Pflege des Grabfeldes sollen jeweils von der Stadt übernommen werden, wofür aber der Eigentümer des Grabfeldes die Kosten übernehmen muss.

Wählergruppe Jakobs kritisiert: "Weinbergs-Grabstätten" als moralisch fragwürdig

Martin Jung, in der Verwaltung für Landschaftspflege und Forsten zuständig, rechnet mit 1100 Euro für 15 Jahre beim Reihengrab. Bei einer Familiengrabstelle in einer Rebpflanzung können um jeden Rebstock vier Urnen beigesetzt werden. Die kalkulierten Kosten für eine Grabstelle betragen etwa 5600 Euro für 30 Jahre einschließlich Herrichtung, Pflege und allgemeinen Grabkosten.

„Unausgegoren, nicht bis zu Ende gedacht und daher nicht kalkulierbar“, ließ Jürgen Lorenz (Wählergruppe Jakobs) kein gutes Haar am Projekt der „Weinbergs-Grabstätten“. Das sei ethisch und moralisch höchst fragwürdig und werde von vielen Einwohnern als befremdlich angesehen. Dort werde eine Verbindung zwischen Wein als Kulturgut, als Genussmittel sowie als bedeutender Wirtschaftszweig im Ahrtal mit der ewigen Ruhe auf dem Friedhof geschaffen.

„Ob jemand ethische Bedenken hat, muss jeder selbst entscheiden, aber wir machen ja nur ein Angebot, das niemand wahrnehmen muss“, entgegnete Diewald. Abgesehen davon habe auch von kirchlicher Seite noch niemand Bedenken gegen das Vorhaben geäußert – wobei Jung aber auch zugeben musste, dass mit den kirchlichen Vertretern noch nicht geredet worden sei.

Auf dme Friedwald-Gelände sollen Urnen-Reihengräber und Familienbäume entstehen

Einstimmig hingegen war das Votum für den Friedwald auf dem Bergfriedhof. „Das verbindet die Idee eines Friedwaldes mit den Annehmlichkeiten eines normalen Friedhofs“, so Jung. Das „Friedwald“-Gelände sei auch bei schlechtem Wetter begehbar und barrierefrei. Dort sollen sowohl Urnen-Reihengrabfelder wie auch Familienbäume angeboten werden. Um jeden Baum herum sollen zwölf Urnen beigesetzt werden.

Die kalkulierten Kosten liegen zwischen 1000 und 1200 Euro pro anonymer oder halbanonymer Grabstelle, jeweils für 15 Jahre. Auch zehn Familienbäume sollen gepflanzt, die Pflege des Grabfeldes die Stadt übernehmen. Die Nutzungsrechte betragen 30 Jahre. Die Kosten pro Grabstelle betragen etwa 11 800 Euro für 30 Jahre. Diewald schlug allerdings vor, beim Familienbaum auch einen Teilerwerb zu ermöglichen, „denn zwölf Urnengrabstätten auf einmal erwerben zu müssen sprengt zumeist jedwede sinnvolle Dimension für Familien“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort