Konzert der Gesangsklasse von Alexandra Tschida Berliner Nachmittag im Bad Neuenahrer Kurpark

BAD NEUENAHR · Mit einem Potpourri der bekanntesten Berliner Melodien hat die Gesangsklasse von Alexandra Tschida in der Konzerthalle im Kurpark einem interessierten Publikum ihre Stimmen präsentiert und einen Nachmittag zwischen frecher Schnauze und Melancholie geboten.

 „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“: Beim Auftritt der Gesangsklasse im Bad Neuenahrer Kurpark fühlen sich die Zuschauer an die Spree versetzt.

„Ich hab noch einen Koffer in Berlin“: Beim Auftritt der Gesangsklasse im Bad Neuenahrer Kurpark fühlen sich die Zuschauer an die Spree versetzt.

Foto: Martin Gausmann

Wer den stürmischen Spätherbst vor den Glasfenstern ausblenden konnte, der fühlte sich durch das Bühnenbild direkt an eine Flaniermeile in Berlin entrückt. Das Brandenburger Tor im Fenster, räkelten sich die Sänger an Kaffeetischen, lasen Zeitung oder unterhielten sich. Hans-Dirk Springborn erhob sich und begann den musikalischen Reigen mit „Berliner Jungens“ aus der Feder Erika Brühnings. Die restlichen Mitstreiter erhoben sich und stimmten bei „Das war in Schöneberg“ mit ein: das Panorama des Abends war nun auch musikalisch vollends gemalt. Springborn hatte weiterhin die Rolle, die Stadt an der Spree zu besingen.

In Ralph Maria Siegels „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ sehnte er sich nach Rückzugsorten wie dem Tierpark. Petra Schwarzkopf sang Werner Richard Heymanns „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ und Adi Delvos ließ in „Ach ich hab in meinem Herzen“ von Norbert Schultze eine gehörige Portion Melancholie mitschwingen. Deutlich war das Summen des Publikums beim Refrain zu hören. Mit ihrem sonoren Alt war Anita Schneider prädestiniert für die verrauchten Chansons der Goldenen Zwanziger. Lothar Brühnes „Kann denn Liebe Sünde sein“ hauchte sie ebenso gekonnt wie „Nur nicht aus Liebe weinen“ von Theo Meckeben.

Als Conférencieuse „Else Paschulke“ führte Ulrike Springborn in waschechtem Berlinerisch durch den Abend. Unverblümt fragte sie das Publikum, ob ihm das Programm auch wirklich gefalle, philosophierte über die Unfähigkeit des Berliners, das „g“ auszusprechen und hatte auch keine Scheu, über erfolglose Diätversuche zu plaudern. Dies leitete über zum Stück „Tante Paula“ von Walter Kollo, das von einer beleibten Dame handelt, die erfahren hat, dass eine radikale Tomatendiät wahre Wunder wirken soll. Elke Behrens hatte das Gefühl im Gepäck mit Stücken wie Paul Linckes „Schlösser, die im Monde liegen“ und dem spöttischen „Ich lass mich nicht verführen“ vom gleichen Komponisten.

Es waren die Höhepunkte des Konzerts, wenn mehrere Sänger auf der Bühne standen. Springborn und Schwarzkopf besangen die Triebe in „Schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe“, die Damen erteilten den Männern eine Lektion in Sachen Liebe mit „Ach Ernst“ von Ernst Schwarz und zu „Das macht die Berliner Luft“ warfen alle Sänger ihre Beine in die Luft. Nach dem letzten Ton spendete das Publikum herzlichen Applaus – ganz besonders für Pianistin Ilse Kösling. Die Zuhörer honorierten einen über anderthalb Stunden Konzert unermüdlichen Dienst in der Begleitung der Sänger. Mit den „Kreuzberger Nächten“ als Zugabe fand der Nachmittag einen humorigen Abschluss.

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