Das Ahr-Thermen-Dilemma Baudokumentation: Beton für eine ganze Stadtmauer

BAD NEUENAHR · Kaufen die Kreisstadt, die Ahrtal-Werke oder wer auch immer die Ahr-Thermen, zu welchem Preis auch immer, dann ist es einerlei. Sollen sie aber abgerissen werden, dann sollten die potenziellen Abrissunternehmen einen Blick in die Baudokumentation werfen, die die Aktiengesellschaft zur Eröffnung der Wellness-Oase am 25. Mai 1993 herausgegeben hat.

Denn auch wenn die Ahr-Thermen auf den ersten Blick leicht und filigran wirken, sie bestehen aus Masse, Masse und noch einmal Masse. In der Anlage verbergen sich immense Mengen an verbautem Material.

Die 4610 Kubikmeter Beton, die zum Bau der Badeanlage und für die Fundamente der vier geschwungenen Becken mit 650 Quadratmetern Wasserfläche benötigt wurden, würden ausreichen, um die Bad Neuenahrer City mit einer vier Meter hohen und einen halben Meter breiten Stadtmauer zu umgeben.

Insgesamt wurden 500 Tonnen Stahl verbraucht, und die 14.200 Quadratmeter Schalung, mit der der Beton in Form gebracht wurde, ergeben mal eben die Fläche von drei Fußballfeldern.

Nicht abgerissen werden muss der umbaute Raum, weil eben Raum und nicht Masse. Dennoch sind die Zahlen nicht von Pappe. Die Ahr-Thermen haben mit 30 160 Kubikmetern umbautem Raum mal eben das Volumen von 170 durchschnittlichen Wohnungen. Das Zeltdach hat mit 2100 Quadratmetern die Fläche von vier "normalen" Baugrundstücken und ruht auf einer 16 Meter hohen Holzstütze.

Die trägt übrigens die 150 Tonnen schwere Holzkonstruktion, den Unterbau des Daches, das einen Durchmesser von 53 Metern hat und aus bis zu 27 Metern langen Trägern besteht. 250 Kubikmeter heimisches Nadelholz wurden dafür vor 22 Jahren verbaut.

Und bei Holz geht's nicht ohne Nägel. Wer pro Sekunde mit Klaue, Zange oder Zimmermannshammer einen Nagel zieht, ist mit knapp 52 Stunden ununterbrochener Arbeit dabei. Denn das Dach wird von 187.000 Nägeln zusammengehalten. Die Glaskrone, die neben den Seitenfenstern für Helligkeiten im Inneren sorgt, bringt es schließlich noch auf einen Durchmesser von elf Metern und ein Gewicht von 10,5 Tonnen.

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