"Peinlich für die Bahn und das Land" Barrieren an der Haltestelle Ahrweiler Markt sollen weg

AHRWEILER · Im Fokus beim Ortstermin am Bahnhaltepunkt Ahrweiler Markt: der Höhenunterschied am Bahnsteig. Und die Tatsache, dass der Bahnsteig in Richtung Oberahr für Rollstuhlfahrer erst gar nicht erreichbar ist.

Der Bahnhaltepunkt Ahrweiler Markt hat es in sich. Wer durch das Adenbachtor kommend zu den Bahnsteigen will, hat eine 18-Prozent-Steigung vor sich. Die Rampe auf der Südseite der Adenbachbrücke zu den Gleisen nach Remagen hat 17 Prozent, die Treppe auf der Nordseite 15 Prozent. Und auf den Bahnsteigen müssen die Fahrgäste zwischen 45 und 48 Zentimetern überwinden, ehe sie im Zug sind.

Letzteres ist ein Dauerthema seit die neuen Züge auf der Ahrtalstrecke fahren. Und da ist auch ein Silberstreif am Horizont. „Der Höhenunterschied am Bahnsteig soll bis zur Landesgartenschau 2022 durch bauliche Maßnahmen wegfallen. Das hat die Bahn uns zugesichert“, sagte Jens Heckenbach vom Bauamt der Kreisstadt am Montag bei einem Ortstermin, zu dem die Kreis-Grünen um Eveline Lemke eingeladen hatten. Mit dabei neben Vertretern von Seniorenbeirat und den Freunden der Ahrtalbahn war Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen.

Für ihn als Rollstuhlfahrer war der Bahnsteig in Richtung Oberahr erst gar nicht erreichbar. „Die Bahn hat zwar einige Bahnhöfe mittlerweile barrierefrei gestaltet, doch das hier geht gar nicht“, sagte der mann aus Mainz. Rösch kennt Bad Neuenahr-Ahrweiler, denn er hatte in Sachen Barrierefreiheit und Landesgartenschau bereits Termine mit der Stadtverwaltung.

Ebenerdige Zuwegung wäre Ideal

Zum Gelände der Landesgartenschau gehört auch der nur 100 Meter vom Bahnhaltepunkt entfernte Wallgraben. „Es wäre mehr als eine Riesenpeinlichkeit für die Bahn und das Land, wenn dieser Missstand bis zur Landesgartenschau nicht behoben ist“, sagte Eveline Lemke, ehemals als Wirtschaftsministerin Mitglied der Landesregierung. „Wir müssen mit dem Hinweis auf die Gartenschau Druck machen“, so die frühere stellvertretende Ministerpräsidentin. „Da hätte schon viel früher interveniert werden müssen“, fand Ingrid Frick als Vorsitzende des Seniorenbeirats der Kreisstadt, lobte diese indes für ihre Mühen, die Ahrweiler Altstadt Rollator- und Rollstuhl-freundlich zu machen.

Jens Heckenbach, als Bauingenieur der Praktiker beim Ortstermin, hätte eine Lösung parat. Doch die scheitert derzeit noch an der Bahn, „die sich auf Richtlinien beruft“. Er würde gerne die Treppe von der Brücke zum Bahnsteig nach Dernau mit Keilen versehen. Diese Treppe gehört allerdings der Bahn. „Das ist keine Frage der Kosten, es ist eine Frage des Wollens.“

Mit Keilen wäre die Treppe befahrbar, denn wer im Rollstuhl die 18 Prozent Steigung vom Adenbachtor zur Bahnbrücke schaffe, könne auch die 15 Prozent schaffen. „Stufenfrei“ wäre Heckenbachs Lösung, nicht „barrierefrei“, denn eine Rampe mit den dafür vorgeschriebenen sechs Prozent Steigung hätte das Dreifache an Länge und würde die Dimensionen des Bahnsteigs sprengen.

Die Ideallösung wäre natürlich eine fast ebenerdige Zuwegung über ein an den südlichen Bahnsteig grenzendes Grundstück. „Das ist jedoch Privatbesitz“, sagt Heckenbach, „da wird es schwierig.“ Er will versuchen, über Kontakte von Kollegen bei der Bahn in Süddeutschland nach Möglichkeiten zu suchen, wie eine bestmögliche Lösung erzielt werden könne. Für den „notwendigen gesellschaftspolitischen Druck“ will indes Matthias Rösch in Mainz sorgen.

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