Bauprojekt in Marienthal Bagger reißen Traditionshaus ab

MARIENTHAL · Die letzten Tage des ehemaligen Hotel-Restaurants „Klosterquelle“ sind eingeloäutet. Investor aus Karweiler steckt 2,8 Millionen Euro in ein Mehrfamilienhaus mit 13 Wohneinheiten.

 Animation: So soll das neue Gebäude an der Stelle der bisherigen "Klosterquelle" in Marienthal aussehen.

Animation: So soll das neue Gebäude an der Stelle der bisherigen "Klosterquelle" in Marienthal aussehen.

Foto: Holzem

Das kleine Weindorf Marienthal ist ein Kuriosum: Der rund 110 Einwohner zählende Ort gehört zu zwei Kommunen. Der unterirdisch geleitete Hubach ist die Grenze zwischen der Verbandsgemeinde Altenahr und Bad Neuenahr-Ahrweiler. So gehört denn der Teil links des Baches zur Kreisstadt und die Bürger rechts des Baches zahlen ihre Steuern in Dernau.

Und rechts des Baches tut sich derzeit etwas. Mit schwerem Gerät wird dort das einstige Hotel-Restaurant „Klosterquelle“ abgerissen. Das Dorf bekommt ein neues Bild. Das Traditionshaus, das 1890 als Gaststätte „Zum musikalischen Wirt“ von der Familie Mombauer eröffnet wurde, soll bis Freitag kommender Woche dem Erdboden gleichgemacht werden.

Dort entstehen ein Mehrfamilienhaus mit 13 Wohneinheiten mit Wohnflächen von 47 bis 128 Quadratmetern sowie eine Tiefgarage. Bauherr ist Wolfgang Holzem vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Karweiler. Holzem bezifferte im Gespräch mit dem General-Anzeiger das Investitionsvolumen mit rund 2,8 Millionen Euro. Der Bauingenieur hatte das Gebäude samt Areal vor vier Jahren aus einer Zwangsversteigerung heraus gekauft und hatte im vergangenen Jahr die Baugenehmigung für sein Projekt bekommen.

Zuvor hatte die Klosterquelle bereits mehrfach den Besitzer gewechselt. Von der Familie Mombauer ging das Gasthaus 1924 in das Eigentum der Familie Fuhrmann über, die die Gastronomie weiterbetrieb. 1944 wurde das Gebäude dann zum größten Teil bei einem alliierten Bombenangriff zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1946. Die Gaststätte mit Kegelbahn und Gästezimmern wurde von 1949 bis 2005 dann unter dem Namen Hotel-Restaurant „Klosterquelle“ von der Familie Linnarz weitergeführt.

Wolfgang Holzem: „Ein erneuter Verkauf der Gaststätte hat im Jahr 2005 stattgefunden. Das stellte sich für den damaligen Käufer als Fehlinvestition heraus. Denn bereits 2011 musste das Haus schließen.“ Seitdem stand die Klosterquelle leer. Nur einmal noch kam eine Art Leben in das Gebäude. Das war im März dieses Jahres. Da hatte Holzem das bereits zum Abriss freigegebene Haus der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde Altenahr als Übungsobjekt zur Verfügung gestellt.

Doch zurück zum geteilten Dorf. Das ist historisch bedingt und geht bis ins Mittelalter zurück. Denn rechts des Baches herrschten die Saffenburger und Aremberger Herren, links das kurkölnische Ahrweiler. Ein eigenes Verfahren haben Post und Telekom für sich entwickelt. So müssen Briefe und Pakete die Dernauer Postleitzahl 53507 tragen, bei der Telefonvorwahl gilt jedoch 0 26 41 für Bad Neuenahr-Ahrweiler. Fein raus waren die Marienthaler lange Zeit bei der Müllabfuhr. Die kam doppelt: Für die eine und die andere Ortsseite. Heute kommen die Müllwerker am selben Tag.

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