Verwüstungen durch Sturm Bad Neuenahrer Golfer räumen nach Orkan "Burglind" auf

BAD NEUENAHR · Unzählige uralte Bäume wurden auf dem Golfplatz-Areal entwurzelt, ausgerissen oder abgeknickt. Die achtköpfige Greenkeeper-Mannschaft des Golfclubs war mit den Aufräumarbeiten hoffnungslos überfordert.

 Die Golfer packen an: Die Mitglieder des GLC schnappen sich Rechen und Motorsäge, um die Spuren des Sturms zu beseitigen.

Die Golfer packen an: Die Mitglieder des GLC schnappen sich Rechen und Motorsäge, um die Spuren des Sturms zu beseitigen.

Foto: Martin Gausmann

„Der Golfplatz wird nie wieder so sein, wie er einmal war.“ Geschockt zieht Andreas Zeitler, Geschäftsführer des Golf- und Landclubs Bad Neuenahr (GLC), Bilanz. In der Nacht zum 3. Januar pflügte der Orkan „Burglind“ eine kilometerlange Schneise der Verwüstung durch den einstmals „schönsten Golfplatz des Rheinlands“ oberhalb von Heppingen. Die achtköpfige Greenkeeper-Mannschaft des Golfclubs war mit den Aufräumarbeiten hoffnungslos überfordert. Deswegen halfen die Mitglieder tatkräftig mit, die Sturmschäden zu beseitigen.

Zwischen 5.50 und 6.10 Uhr am Morgen des 3. Januar passierte das Unglück, als der Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern über den Südwesten Deutschlands hinwegfegte. Die Blitzwarnanlage des Golfclubs registrierte exakt um 5.50 Uhr einen Blitzeinschlag auf dem Platz infolge eines starken Gewitters, „danach bildete sich anscheinend eine Windhose, die an Bahn 6 startete und zunächst das Wäldchen neben Bahn 7 komplett niederlegte“, so Andreas Zeitler. Über die Bahnen 8 und 9 tobte die Windrose weiter und wütete auch an Loch 10, wo zwei große Bäume auf ein Pumpenhäuschen fielen und das Dach beschädigten.

Das gerade erst renovierte Toilettenhäuschen gleich daneben wurde zwar auch von einem fünf Tonnen schweren Baum getroffen, hielt dem Schlag aber nahezu unbeschädigt stand. Die Bewirtungshütte zwischen den Bahnen neun und zehn kam ebenfalls glimpflich davon, denn direkt links und rechts daneben stürzten einige stattliche Bäume um, trafen das „Halfway-Haus“ aber nicht.

Nun wechselte die Windhose wohl die Richtung und zog weiter über die Bahnen 14, 15, 17 und 18, wo ebenfalls Dutzende von großen alten Bäumen der Naturmacht zum Opfer fielen. „Die Spur der Verwüstung ist deutlich sichtbar“, so Zeitler. Unglaublich viele Solitärbäume seien einfach umgefallen, bei anderen sei in großer Höhe die Krone vom Wind abgedreht worden, oftmals sei nur noch der Stamm stehen geblieben. Ein Experte müsse sich nun die Sachlage anschauen und entscheiden, welche Stämme ausgerissen werden müssten und welche man eventuell noch retten könne. Auch im ebenfalls gerade renovierten Clubhaus wurden einige Dachziegel abgehoben.

Die achtköpfige Greenkeeper-Mannschaft des Golfclubs sei mit den Aufräumarbeiten jedenfalls hoffnungslos überfordert, deshalb seien schon am vergangenen Wochenende insgesamt 70 der rund 600 Mitglieder freiwillig im Einsatz gewesen und hätten geholfen, die schlimmsten Schäden zu beseitigen. „Da wurden Menschenketten gebildet, Wege freigesägt, Baumteile entfernt, Zweige gehäckselt und die Spielbahnen mithilfe von Laubrechen von Millionen kleiner Äste befreit, die mittlerweile wirklich den ganzen Platz bedeckt hatten“, so Zeitler. Auch am vergangenen Mittwochnachmittag war wieder ein groß angelegter Arbeitseinsatz angesagt.

Herrengolf-Kapitän Edmund Hennes hatte die Teilnehmer des jeden Mittwoch stattfindenden Turniernachmittags in Marsch gesetzt, zwei Dutzend Golfer hatten die Arbeitsklamotten überzogen und meldeten sich zum Aufräumdienst. Währenddessen sorgten die Mitspielerinnen des dienstäglichen Damengolf-Nachmittags für die Verpflegung und beteiligten sich ebenfalls nach Kräften an den Aufräumarbeiten. „Schön zu sehen, dass die Mitglieder selbst mit Hand anlegen und fleißig dazu beitragen, den Platz wieder in einen bespielbaren Zustand zu versetzen“, freute sich Zeitler.

Katastrophe passierte in Winterpause

Allerdings sei an einen Spielbetrieb derzeit noch nicht zu denken. Die Sicherheit stehe an allererster Stelle. In den nächsten Tagen soll es deshalb eine Begehung mit einem Baumsachverständigen geben. Der soll prüfen, ob sich noch lose Äste in den angrenzenden Wäldern befinden, die herabfallen und jemanden verletzen könnten.

Glück im Unglück – die Katastrophe passierte in der Winterpause, sodass sich die Beeinträchtigung des Spielbetriebes und die wirtschaftlichen Auswirkungen in Grenzen halten. „Wenn das Gleiche im Mai passiert wäre, wenn die Bäume voll belaubt sind und mehr Angriffsfläche bieten, würde hier kein einziger Baum mehr stehen“, ist Zeitler überzeugt. Dann wären auch die Auswirkungen auf den Spielbetrieb und damit auf die wirtschaftliche Situation des Golfclubs, der als GmbH geführt wird, weitaus dramatischer gewesen.

In den nächsten Tagen soll eine Bestandsaufnahme erfolgen, um den Schaden abzuschätzen und der Versicherung zu melden. Zeitler bezweifelt, dass alle Schäden komplett ersetzt werden. Das sei auch faktisch gar nicht machbar. „Man kann vielleicht ein neues Bäumchen setzen, wo ein alter, prächtiger Baum umgefallen ist – bis aber der alte Zustand wiederhergestellt ist, vergehen Jahrzehnte.“

Golfclub-Besitzer Hans Reischl (Köln), der frühere Vorstandsvorsitzende der Rewe-Handelsgruppe, habe signalisiert, alles dafür zu tun, den Platz wieder in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen und zugleich sicherzustellen, dass die Anlage ihren hohen sportlichen Schwierigkeitsgrad nicht verliere. Bei der Neugestaltung sollen daher sportliche und ästhetische Gesichtspunkte gleichermaßen zum Zuge kommen. Die Mitglieder müssten keine Angst haben, finanziell herangezogen zu werden: „Es wird keine Beitragserhöhungen oder Sonderumlagen aufgrund des Sturmschadens geben“, verspricht Zeitler.

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