Ahrpromenade in Bad Neuenahr Bad Neuenahrer Allee-Bäume auf dem Prüfstand

BAD NEUENAHR · Es geht um fast 200 Bäume am Ahrufer zwischen der Landgrafen- und der Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr. Die Landesgartenschau-Gesellschaft empfiehlt die komplette Erneuerung des dortigen alten, teils kranken Baumbestands.

Die Allee-Bäume an der Lindenstraße und an der Georg-Kreuzberg-Straße in Bad Neuenahr sind Sorgenkinder. Dies auch mit Blick auf die Landesgartenschau 2022.

So erklärte denn Martin Schulz-Brehme von der Laga gGmbH am Montag im Haupt- und Finanzausschuss der Kreisstadt: „Bislang sind wir mit dem Planungsbüro für die Landesgartenschau, bbz in Berlin, davon ausgegangen, dass insgesamt elf Bäume entfernt, 23 Bäume intensiv gepflegt und 59 Bäume neu gepflanzt werden müssen. In der Kalkulation wird dabei davon ausgegangen, dass 15 Prozent der vorhandenen Bäume intensiv gepflegt werden müssen.“ Für all das waren Kosten von knapp 60.000 Euro veranschlagt worden.

Doch die Vorplanungen der Laga gGmbH haben ein anderes Bild ergeben. Die Kastanien an der Georg-Kreuzberg-Straße haben mit dem Schädling Miniermotte zu kämpfen, zudem droht aus den Niederlanden die Einwanderung eines Bakteriums namens Pseudomonas syringae, das bei Befall Kastanien binnen Monaten tötet und gegen das es aktuell kein Gegenmittel gibt. Das massive Triebsterben der Schwarznuss-Bäume an der Lindenstraße ist hingegen auf den Befall durch Borkenkäfer, Pilze und Bakterien zurückzuführen.

Schulz-Brehme: „Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass der alte, großteils auch überalterte Baumbestand künftig extreme Pflegekosten veranschlagen wird, ohne damit sicherzustellen, dass die Alleen damit erhalten werden könnten.“ Allein für die Kastanien der Georg-Kreuzberg-Straße würden bis 2021 rund 100.000 Euro fällig.

Große Teile der Alleen seien bereits jetzt dauerhaft schwer geschädigt und müssten, auch aus Gründen der Verkehrssicherung, ersetzt werden. „Eine teilweise Verjüngung durch Nachpflanzung ist nicht zuletzt aus ästhetischen Gründen nicht mehr vertretbar. Wenn nachfolgende Generationen noch intakte Alleen erleben sollen, muss man jetzt damit anfangen sie komplett neu aufzuschulen“, so Schulz-Brehme.

"Bäume sind ein sensibles Thema"

Vor diesem Hintergrund stelle die komplette Neuanlage der Allee im Bereich der innerstädtischen Ahrpromenade auf einer Gesamtlänge von über 900 Metern auch die Chance dar, diesen Prozess an einem prominenten Beispiel zu veranschaulichen. „Gerade derartige Impulse soll eine Landesgartenschau setzen und Beispiele geben, wie auf künftige Herausforderungen reagiert werden kann“, machte der Geschäftsführer der Laga gGmbH klar. Rund 300.000 Euro würde das kosten, also 240.000 Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Eine Differenz, die so Jörn Kampmann als kaufmännischer Geschäftsführer der Laga gGmbH, durch die dann nicht notwendigen Pflegekosten eingespart werden kann.

Schwere Kost für die Ausschussmitglieder, denn immerhin geht es um fast 200 Bäume zwischen der Landgrafen- und der Maria-Hilf-Brücke. Und alle wissen: „Bäume sind ein sensibles Thema, das für Zündstoff sorgen kann.“ Dennoch fand Ausschussmitglied Ralf Wershofen (CDU), selbst Landschaftsgärtner: „Fachlich und wirtschaftlich gesehen ist das richtig.“ Und brachte damit Ursula Koll (SPD) auf den Plan: „Die Landesgartenschau braucht Alleen und keine zukünftigen Alleen.“ Der wirtschaftliche Ansatz sei das eine, doch die Politik solle „keinen Freifahrschein fürs Baumfällen erteilen“. Als Signal will Christoph Kniel (CDU) den Bericht der Laga gGmbH verstanden wissen: „Wir brauchen mehr Informationen.“ Es sei richtig, das Thema anzugehen, doch „fachlich brauchen wir für Entscheidungen mehr Fleisch und Knochen“. Da hofft der Ausschuss auf Gutachter und den Landschaftspflegeausschuss, der sich vor einer Ratsentscheidung auch mit dem Thema befassen soll. Zudem sollen auch die Planer aus Berlin einbezogen werden, deren Zahlen ja ursprünglich die Basis waren.

„Wir müssen potenzielle Kompromisse unter fachlichen Gesichtspunkten diskutieren“, sagte denn auch Bürgermeister Guido Orthen. Dies auch mit Blick auf Möglichkeiten, die Wolfgang Schlagwein für die Grünen ins Spiel brachte. Er kann sich vorstellen, einzelne Bäume als sogenannte „Wächterbäume“ in einer neuen Allee stehen zu lassen. „Bei Kompromissen müssen wir ins Detail gehen“, so Schlagwein, der von einem Dilemma der „ökologischen Wertigkeit“ sprach. Daher forderte auch Rainer Jakobs für seiner Wählergruppe „klare Aussagen von Experten“. Dennoch solle man sich nichts vormachen“, fand Gregor Sebastian für die FWG: „Der Baumbestand ist alt und schlecht.“

Eile ist falsch am Platz, fand schließlich das komplette Gremium, das die Position der Laga gGmbH „zur Kenntnis nahm“.

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