Treffen der Arbeitsminister Bad Neuenahr wird während G 20-Gipfel zur Sicherheitszone

BAD NEUENAHR · Die Vorbereitungen zum G 20-Gipfel der Arbeitsminister im Steigenberger Kurhotel in Bad Neuenahr laufen auf Hochtouren. 400 internationale Gäste werden erwartet. Damit verbunden sind viele Sicherheitsvorkehrungen.

Tagungsort des G 20-Gipfels der Arbeitsminister: Das Kurhotel in Bad Neuenahr.

Tagungsort des G 20-Gipfels der Arbeitsminister: Das Kurhotel in Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

Über die Gestaltung der Arbeitswelt von morgen wollen beim G 20-Gipfel in Bad Neuenahr die Arbeits- und Beschäftigungsminister von 20 Industrie- und Schwellenländern sprechen. Von Mittwoch bis Freitag wird der Bereich von Kurhaus und Steigenberger Hotel zur Sicherheitszone, in die man nur mit Akkreditierung gelangt. Mehr als ein Jahr Arbeit liegt dann schon hinter dem „Trouble-Team“ des Tagungszentrums: Hoteldirektor Denis Hüttig, seiner Stellvertreterin Verena Zlomke und Nils Arnold.

Blau ist die Farbe der Ministerkonferenz unter deutscher Präsidentschaft und so wandeln sich das Hotel und auch der barocke Kurhaussaal, auf dessen Parkett zur Bonner Hauptstadtzeit schon viel internationale Politprominenz wandelte, zum High-Tech-Konferenzzentrum in Blau. Kräne und Gabelstapler hieven allein 14 Dolmetscherkabinen auf die Empore. 700 000 Euro investiert Steigenberger in die IT-Struktur, sprich in Wlan mit einem Gigabyte. „Wovon Unis zum Beispiel nur träumen“, betont der 50-Jährige, der seit 2012 das Hotel leitet. Der „Floor Plan“ in der Hotellobby bietet den Ministern und ihren Delegationen mit Übersetzern und eigener Security erste Orientierung, wenn sie, zum Teil nach Transatlantikflügen, eintreffen.

Herausforderung und Chance zugleich

„Flug- und Straßenanbindung“ ist für das Orga-Team ein gutes Stichwort. Denn die Top-Verkehrsanbindung war mit ein Punkt, warum Bad Neuenahr den Zuschlag für die Ausrichtung des Gipfels erhalten hat. Natürlich wollte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles ihre Heimat präsentieren, „aber es ging eine Ausschreibung mit einem hohen Anforderungsprofil voraus, bei der es auch Bewerber aus Mainz gab“, so Hüttig. Der 50-Jährige wirkt auch 48 Stunden vor dem „Go“ im GA-Gespräch entspannt.

„Tagungen, Seminare, Konferenzen mit 400 Teilnehmern wie hier, das stemmen wir fünfmal im Monat. Aber der G 20-Gipfel mit internationaler Klientel ist schon was Besonderes. 360 Tage arbeiten wir verlässlich und auf hohem Niveau nach einem Raster, aber diese fünf Tage sind für uns, die 140 Mitarbeiter, die Stadt und die Region Herausforderung und Chance zugleich. Das Haus putzt sich raus, wird kurzfristig zum Hochsicherheitstrakt, jedes Detail muss stimmen.

Eine gelungene Generalprobe

Und am Freitagnachmittag wird der Schalter umgelegt und unsere Wochenend-Hotelgäste reisen an.“ In dem Zusammenhang dankte er explizit Jürgen Ritter von der Area Consult, „der stets um Hilfestellung bemüht war. Egal, ob bei der Bepflanzung des Außengeländes oder der Herrichtung des Platzes vor dem Badehaus. Denn immerhin ist der Eigentümer des Hauses, die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr, in der Insolvenz.“

Für Hüttig war der Besuch des amerikanischen Außenministers Rex Tillerson im Februar eine gelungene Generalprobe. „Unter allen Beteiligten herrschte auch da eine tolle Kommunikation. Scharfschützen, Einsatzkommandos, all das war nicht sichtbar, weil das Wohlfühlen im Vordergrund stand.“ Agierend nach dem Motto „spektakulär unspektakulär“ werde sich auch Bad Neuenahr ab Mittwoch nicht in einen Hochsicherheitstrakt mit uniformierten Einsatzkräften verwandeln. Der Saal wird dann ein letztes Mal unter anderem mit Sprengstoffhunden inspiziert und versiegelt, bleibt dann über Monitore 24 Stunden unter Beobachtung.

Ein Renommee für den Standort

Bei Politikern, die 220 Tage im Jahr weltweit unterwegs seien, die manchmal noch nicht mal wissen, in welchem Land geschweige denn in welcher Stadt sie gerade aufwachen, sei der Wohlfühlaspekt und das „Story telling“ wichtig – im Fall des Ahrtals die traumhafte Naturkulisse. Daher hat sich Bürgermeister Guido Orthen auch für einen Empfang im Weingut Kloster Marienthal entschieden und deshalb finden die Minister und der Tross in den 216 Zimmern Äpfel aus der Grafschaft und Heilwasser aus Bad Neuenahr vor.

„Rex Tillerson hat sich zum Beispiel am meisten über die Flasche Ahr-Spätburgunder gefreut. Das ist das, was haften bleibt. Wir werden mit der Regionalität trumpfen.“ In regem Austausch mit dem Ministerium, der Polizei und der Stadt steht Zlomke. „Das ist ja keine Veranstaltung des Steigenbergers, sondern der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Auch andere Hotels partizipieren. Und am Ende wird die Konferenz ein Renommee für den Standort sein, weil auch die Journalisten weltweit berichten.“

Eine logistische Meisterleistung steht auch Küchenchef Markus Winnen und seinem 20-köpfigen Team bevor. Das Frühstücksbüfett wird noch internationaler, auf Schweinefleisch und Alkohol in Saucen verzichtet er komplett. Für die Mittag- und Abendessen müssen die Menüs auf den Punkt für 400 Teilnehmern angerichtet sein. Das Bistro „Figaro“ bleibt für Bürger und Gäste geschlossen, wird zum Pausenraum für die Mitarbeiter des Ministeriums. Weil die Kurgartenstraße gesperrt ist, musste Zlomke auch die Großlieferanten, die Wäsche und frische Lebensmittel anliefern, anmelden, damit sie passieren dürfen.

Feueralarm oder Stromausfall als Super-Gau

Was wäre der Super-Gau für das „Trouble-Team“? „Ein Feueralarm, denn dann würde selbst bei einem Fehlalarm das Haus komplett evakuiert. Und ein Stromausfall, aber auch die Reaktion darauf wurde trainiert.“ Freie Tage und Urlaub gibt es für die Hotel-Mannschaft erst nach dem Gipfel wieder. „Wir drehen bis Samstag das Rad unter Hochdruck mit wenig Schlaf und werden dann hoffentlich in die Glückseligkeit der Müdigkeit entlassen“, hofft Hüttig.

Dass bei der Eröffnung am Donnerstag die Jugend im Fokus steht, findet auch Hotelmanagerin Verena Zlomke gut. Die Teilnahme von vier Schulen mit Filmbeiträgen zum zentralen Thema „Zukunft der Arbeit“ weise in die richtige Richtung: „Solch eine internationale Konferenz wird dadurch sehr natürlich, lebendig, lässt Jugend Politik machen und macht sie ihr umgekehrt zugänglich.“ Und über einen weiteren Farbtupfer freut sich das Orga-Team: den blauen Himmel über Bad Neuenahr.

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