Neue Zierde für Rathausfassade Bad Neuenahr soll Erinnerungstafel für Karl Marx bekommen

BAD NEUENAHR · Eine Erinnerungstafel mit dem Bild von Karl Marx wird voraussichtlich schon sehr bald die Fassade des Bad Neuenahrer Rathausgebäudes zieren. Die Tafel soll an Marx' Aufenthalt in der Kur- und Badestadt an der Ahr im Jahr 1877 erinnern.

Karl Marx (Zeichnung) weilte 1877 in Bad Neuenahr.

Karl Marx (Zeichnung) weilte 1877 in Bad Neuenahr.

Foto: picture alliance / ADN/dpa/dpa-t

Marion Morassi, Kreisvorsitzende der Linken, und Wolfgang Huste, Ratsvertreter der Linkspartei im Rat der Kreisstadt, blickten zufrieden drein. Der Grund: Das Konterfei von Karl Marx wird voraussichtlich schon sehr bald die Fassade des Bad Neuenahrer Rathausgebäudes zieren. Bereits seit geraumer Zeit beschäftigen sich die städtischen Gremien mit Erinnerungstafeln zum Aufenthalt berühmter historischer Persönlichkeiten in der Kur- und Badestadt. Der Begründer des Marxismus, Protagonist der Arbeiterbewegung, Philosoph und Nationalökonom weilte 1877 im Heilbad und wohnte seinerzeit im Hotel Flora – dem heutigen Rathaus.

Seit Monaten zieht sich die Antwort auf die Frage hin, ob Erinnerungstafeln beschafft werden sollen, die auf Aufenthalte berühmter Persönlichkeiten der Zeitgeschichte in Bad Neuenahr aufmerksam machen. Nun beschäftigte sich der Kulturausschuss mit der Thematik. Schnell war allerdings Einmütigkeit hergestellt, wenngleich sich die Euphorie hinsichtlich des Gedenkens an den Vordenker des Kommunismus auch in Grenzen hielt.

Nur noch vier Staaten leben im Marxismus

Schließlich gibt es nach dem Verfall des Ostblocks lediglich noch vier Staaten auf dem Globus, die sich in ihrer Staatspolitik von den Ideen des 1818 in Trier geborenen Revolutionärs und Kapitalismuskritikers leiten lassen. Das mit Friedrich Engels verfasste Programm, das die Welt unter dem Titel „Manifest der Kommunistischen Partei“ verändert hatte, wies bekanntlich nicht ins irdische Paradies. Aber Karl Marx soll ja nicht der Einzige sein, dem eine Tafel aus Sicherheitsglas in der eher bescheidenen Größe von 20 mal 30 Zentimetern gewidmet werden soll.

Auch Johannes Brahms, der 1868 gemeinsam mit Julius Stockhausen anlässlich der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum der Quellenweihe des Heilbades im früheren Saal des Kurhotels konzertierte, soll auf Acryl verewigt werden. Nach derzeitigen Überlegungen soll die Tafel mit Namenszug und Kopfsilhouette am Steigenberger Kurhotel angeschraubt werden, da es das Hotel Gillissen an der Hochstraße, in dem der Konzertmeister seinerzeit residierte, nicht mehr gibt.

Anforderungen für Erinnerungstafel müssen erfüllt sein

Die Stadt will sorgfältig untersuchen, wem eine solche Erinnerungstafel gewidmet werden soll. Dauer und Bedeutung des prominenten Gastes müssen jeweils sorgfältig geprüft werden, meinte SPD-Ratsvertreter Jörn Kampmann. Und auch Bürgermeister Guido Orthen befand: „Die Spreu muss sich vom Weizen trennen. Nicht jeder, der mal in Bad Neuenahr zum Essen war oder beim Bundespresseball seine Runden drehte, könne berücksichtigt werden.“

Klar ist, es sollen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Religion, Politik, Medizin, Literatur, Kunst, Musik und Wissenschaft sein, die aus unterschiedlichen Gründen ins Stadtgebiet gekommen sind und sich für einen kürzeren Zeitraum entweder aus beruflichen oder persönlichen Gründen in Bad Neuenahr mehrmals aufgehalten haben.

Das letzte Wort hat nun der Stadtrat, der allerdings erst Ende Mai wieder tagen wird. Huste und Morassi hoffen dennoch, dass die Marx-Tafel noch vor dem 5. Mai am Rathaus angebracht werden kann. An diesem Tag wird nämlich der 200. Geburtstag des Bourgeoisie- und „Spießbürger“-Feindes gefeiert. Ginge es nach den Bad Neuenahrer Linken, so hätte die Erinnerungstafel durchaus auch etwas größer ausfallen können. Huste: „Wir sind trotzdem zufrieden.“

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