Schüler stürmen den Gipfel G 20-Konferenz in Bad Neuenahr

Bad Neuenahr · Arbeitsminister aus aller Welt tagen an der Ahr. Bei der Eröffnung im großen Kurhaussaal von Bad Neuenahr sorgen die Filmbeiträge der vier örtliche Schulen für Begeisterung bei den Teilnehmern aus aller Welt.

Heute werden in Bad Neuenahr, der Heimat von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, die weltweiten Weichen für die Arbeitswelt von morgen gestellt. Die Arbeitsminister der G 20-Länder sitzen in intensiven Runden beieinander, um über die Gestaltung der Zukunft der Arbeit, die Verbesserung der Qualität von Frauenerwerbstätigkeit, der Arbeitsintegration von Migranten und Geflüchteten und über die Förderung nachhaltiger globaler Lieferketten zu diskutieren. Gipfeln soll der Gipfel dann in einer gemeinsamen Ministererklärung. Was eine Konsensfindung, so Argentiniens Minister Jorge Alberto Triaca, der im kommenden Jahr die Präsidentschaft von Nahles übernimmt, ob der individuellen Problemstellungen nicht einfach macht. Er betonte bei der Eröffnung, dass es viele Berufe, die Jugendliche heute ergreifen, in 20 Jahren nicht mehr geben wird: „Die Zukunft kommt immer schneller zu uns, wir müssen auf die neue Arbeitswelt vorbereitet sein.“

Schüler zu Gast im Kurhaussaal

Was lag für Gastgeberin Nahles in Anbetracht dieser Agenda demnach näher, als die Jugend schon früh mit ins Boot zu holen? Zu Michael Jacksons und Lionel Richies „We are the world“ betraten Vertreter der vier kreisstädtischen Schulen, die sich jeweils mit einem der Themenfelder seit Herbst 2016 auseinandergesetzt haben (der GA berichtete), den zum High-Tech-Konferenzzentrum umfunktionierten Kurhaussaal. Begleitet von Security, gelotst durch eine Sicherheitsschleuse, gesellten sie sich zur Ministerrunde und den Repräsentanten von Weltbank, Internationalem Währungsfonds sowie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, um ihre Vorstellung von der „Zukunft der Arbeit“ in einem eigenen Drei-Minuten-Film darzustellen.

Die Filmbeiträge gibt es auf der Seite des Bundesministerium für Arbeit und Soziales zu sehen.

„Das ist meine besondere Überraschung für Sie“, wandte sich Nahles bei der Konferenzeröffnung an die Ministerkollegen aus aller Herren Länder: „Wenn wir hier Leitlinien formulieren, die junge Menschen tangieren, dann müssen wir sie auch befragen. Der schöne Nebeneffekt: Durch das Engagement der Schüler beschäftigt sich die gesamte Region schon seit langer Zeit mit unserem Treffen und seinen Schwerpunkten. Die 16-jährigen Schüler gewähren uns einen Einblick in ihr Verständnis. Ihre Themen verpflichten uns zum Kampf für Lösungen.“

Gelebte Integration

Als Andrea Nahles erstmals „Film ab“ sagte, da betraten Sara und Max per Leinwand den Saal. Die Schüler des Sozialkunde-Leistungskurses der Jahrgangsstufe 11 des Ahrweiler Calvarienbergs stellten am Beispiel eines jungen Paares, das ein Kind bekommt und ins klassische Rollenmuster verfällt, dar, dass immer noch eine Lohnlücke von 21 Prozent zwischen Mann und Frau klafft. Am Ende werden die Ländervertreter per Dolmetscher aufgefordert: „Ist das gerecht? Beginnen Sie, die aktuelle Situation zu verbessern!“ Am Beispiel von drei Schülern mit Migrationshintergrund nahm sich das Team des Are-Gymnasiums des Themas Integration an. Es waren drei Erfolgsgeschichten, denn die beiden Syrer und eine 17-Jährige aus Albanien fühlen sich angenommen, sind in Vereinen aktiv, haben Freunde und wollen in Deutschland studieren. „Meine Wurzeln sind in Syrien, aber hier ist meine Heimat“, sagte einer der Jungen.

Mit drei ganz klar formulierten Forderungen richteten sich die Schüler der Berufsbildenden Schule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft an die Politiker aus aller Welt. Sie hatten sich mit „Nachhaltigen Lieferketten“ auseinandergesetzt und kritisierten, dass es in Billigländern keinen Gesundheitsschutz, keine Krankenversicherung und zu lange Arbeitszeiten oft für weniger als einen Euro pro Tag gebe. Ihr Appell in die Runde: „Es liegt in Ihrer Hand, dass sich die Missstände ändern durch Verbraucheraufklärung, staatliche Kontrollen und die Einführung eines Fair-Trade-Siegels.“

Haribo als Dankeschön

Um „Senna – Future of Work“ ging es dann im vierten Film des Peter-Joerres-Gymnasiums (PJG). Die Protagonistin wird auf dem Uni-Parkplatz angefahren, und es ist fraglich, ob sie jemals als Architektin arbeiten kann. Doch dank medizinischer Technologie und eines Exoskeletts, eines am Körper tragbaren Roboters, der die Bewegung ihrer Finger garantiert, sieht man sie in dem Beitrag in ihrem Traumberuf aufgehen. Ein großer Schlussapplaus der Konferenzteilnehmer begleitete die Schüler in den Gartensaal, wo sie mit „G 20 Germany 2017“-Taschen beschenkt wurden, in denen ihnen auch eine Tüte Haribo die Arbeit der vergangenen Monate versüßte.

Interviewanfragen diverser Medien wurden erfüllt, ebenso werden die bislang geheimen Filme nun in die Sozialen Netzwerke eingestellt. Denise Jüsgen, die im PJG-Orga-Team war, freute sich „über das besondere Erlebnis. Wir waren aufgeregt und spürten die Bedeutung dieser Präsentation“.

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