Neue Anlage eingesegnet Ahrweiler hat ersten Friedweinberg in Deutschland

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Nun gibt es neue Bestattungsmöglichkeiten in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die ersten Beisetzungen sind ab Juli möglich. Ruhen unter Muskatellerreben auf dem Friedweinberg.

 Dechant Jörg Meyrer segnete auf dem Ahrweiler Bergfriedhof den ersten Friedweinberg Deutschlands ein.

Dechant Jörg Meyrer segnete auf dem Ahrweiler Bergfriedhof den ersten Friedweinberg Deutschlands ein.

Foto: Martin Gausmann

Beide heißen Guido, beide sind Bürgermeister. Guido Orthen in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Braun im unterfränkischen Nordheim am Main. Beide leben in den jeweils größten Weinorten ihrer Region. Doch beide trennt eines, der Unterschied zwischen Vermelden und Handeln.

So meldeten die Kirchenplattform katholisch.de und Nachrichtenagenturen bereits im März, das in Nordheim am Main Deutschlands erster Friedweinberg entsteht. Die Eröffnung ist laut Bürgermeister Guido Braun für das Frühjahr 2018 geplant. Aus dem „Erster“ wird nichts.

Denn in der Kreisstadt wurde am Dienstagabend Deutschlands erster Friedweinberg nebst Friedhain von Dechant Jörg Meyrer und Pfarrer Karsten Wächter ökumenisch eingesegnet. Ab Juli können dort Bestattungen stattfinden. Das erklärte Bürgermeister Guido Orthen bei der Feier auf dem Ahrweiler Bergfriedhof.

Dort wurde die Idee, die der Ahrweiler Bestatter Heinz-Peter Hoppe vor drei Jahren Ortsvorsteher Peter Diewald beim Patronatsfest der Ahrhutgemeinschaft unterbreitet hatte, in die Tat umgesetzt. Für den Ortsbeirat war es laut Diewald ein „Herzensanliegen“. Auch weil viele Bürger danach fragten. Der Stadtrat setzte am Montagabend mit der neuen Friedhofssatzung den Schlusspunkt unter Beratung, Planung und Ausführung. Die Herstellungskosten für die beiden neuen Grabfelder betrugen 65.000 Euro, die auf die Gebühren umgelegt werden.

Wunsch nach neuen Bestattungsformen

Orthen erklärte, dass sich die Stadt damit dem Wunsch nach neuen Bestattungsformen geöffnet habe. Der Friedhain mit seinen 22 kleinkronigen Blumeneschen stehe für Naturverbundenheit, der Friedweinberg mit der Rebsorte „Blauer Muskateller“ für die Heimat, mit der die Menschen im Ahrtal die Wingerte verbänden. Und das sei jetzt auch im Tod noch möglich.

Zudem, so fügte Diewald an, böten beide neue Bestattungsformen einerseits die Symbiose aus Natur und Heimat, die auch anderen Friedwäldern nicht abzusprechen sei, dieses andererseits aber in Kombination mit der Infrastruktur eines modernen Friedhofes. So seien denn auch die Urnengräber unter Bäumen oder Rebstöcken für Angehörige bequem zu erreichen. Und nicht ohne Stolz sagte der Ortsvorsteher: „Wir sind Pioniere.“ Auf dem Bergfriedhof gibt es ab Juli neben normalen Gräbern und Urnengräbern vier zusätzliche Formen der Bestattung: Weinberg-Grabstätten als halbanonyme Urnen-Reihengräber, Weinberg-Grabstätten als Familiengrabstellen, Urnen-Reihengräber im Friedhain in anonymer oder halbanonymer Form und Familiengrabstätten unter einem Familienbaum im Friedhain. Dieses Angebot steht laut Auskunft von Orthen auch Ortsfremden offen.

Gemeinsam haben die beiden neuen Grabfelder, dass nur biologisch abbaubare Urnen zur Beisetzung zugelassen sind. Und eine Traubenernte wird es im Friedweinberg mit seinen pilzresistenten Rebstöcken nicht geben. Fruchtbildungen werden bereits im Ansatz entfernt, so dass sich keine Trauben ausbilden können. Die Pflege beider Anlagen obliegt der Stadt, respektive den von ihr beauftragten Firmen. Das werde durch die Gebühren abgedeckt, erklärte Orthen bei der Einsegnungsfeier.

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