Konzert in Buchholz Aris Quartett in der Propstei

BUCHHOLZ · Mit einem teils sperrigen, aber immer hochkarätigen Programm haben die jungen Musiker des Aris Quartetts in der ehemaligen Propstei Buchholz das zahlreiche Publikum begeistert.

 Das Aris Quartett bei seinem Konzert in der Propstei Buchholz.

Das Aris Quartett bei seinem Konzert in der Propstei Buchholz.

Foto: Martin Gausmann

Der Tod macht bekanntlich auch vor den großen Persönlichkeiten der Geschichte nicht halt – Komponisten machen da keine Ausnahme. Kaum ließen Constanze und Wolfgang Amadeus Mozart ihren Erstgeborenen Raimund Leopold während einer Reise zurück, schon stirbt dieser an den damaligen Errungenschaften der Medizin, einem breiartigen Muttermilchersatz.

Fortan wird das Streichquartett d-Moll KV 421, auch wenn es vor dem tragischen Tod vollendet wurde, im Zusammenhang mit diesem Ereignis gehört. Aus einem Dialog in der Tiefe zwischen Bratsche und Cello entspinnt sich im ersten Satz eine Trauer, wie sie für die ansonsten relativ ausgelassene Wiener Klassik untypisch ist. Im zweiten Satz ringen Lieblichkeit und Verzweiflung um die Vorherrschaft.

Das Menuett bietet große Dramatik, um dann abrupt in einem besonders in der Geige äußerst feinen Trio zu schließen. Diese Stimmung nimmt der Tanz im Schlusssatz auf, dreht diese dann jedoch durch den düsteren Variationen-Fleischwolf, der in einem Wirrwarr mündet. Schon nach dem ersten Stück erschallten Bravo-Rufe in den ehrwürdigen Gemäuern. Das Publikum zeigte sich restlos überzeugt von der Interpretation.

Ähnlich wie der Tod des Mozart-Sohnes hat Felix Mendelssohn Bartholdy der Tod seiner Schwester Fanny Hensel getroffen. Das Steichquartett f-Moll op. 80, erst wenige Monate vor dem Tod des Komponisten verfasst, spielt mit den Mitteln der Romantik das durch, was Mozart in der Klassik ersonnen hat.

Melodiebögen und Gefühlsausbrüche wechseln sich ab und das Stück spiegelt den Versuch wieder, sich nach einem Schicksalsschlag wieder in den Griff zu bekommen. Einzig der dritte Satz ist ein Lied ohne Worte, wie man es von Mendelssohn kennt – vielleicht eine Erinnerung an die geliebte Schwester.

Das einzige Stück des Abends, das nicht vom Todesschmerz handelte, war das Streichquartett Nr. 5 Sz 102 von Béla Bartók.

Als Auftragswerk sollte es eigentlich eine moderne Version osteuropäischer Folklore werden, doch was sich dem Publikum bot war ein Taumel an Dissonanzen und schwarzhumorig verzerrten Volksweisen. Cellist Sieber spielte sich derart in Rage, dass er immer wieder lose Haare aus seinem Bogen reißen musste. Mechanische Klänge und Melodien direkt aus der Unterwelt verlangten vom Publikum einiges ab, das aber die spielerische Leistung des Quartetts mit langem Applaus und ungläubigem Kopfschütteln honorierte. Richard Keuler, Erster Beigeordneter des Brohltals, fasste es in seinem Dankeswort wie folgt: „Ich habe noch nie disharmonische Melodien so harmonisch gehört.“ Mit einer tänzelnden Zugabe versöhnten die Musiker das Publikum, das es ihnen mit stehenden Ovationen dankte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort