Wenn Frauen Musik von Frauen machen Alexandra Tschida gibt Gastspiel in Ahrweiler Synagoge

AHRWEILER · Unter dem Titel „Fanny und ihre Schwestern“ hat das Tschida-Ensemble ein Liebhaber-Publikum in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge auf eine Reise durch das kompositorische Land bekannter und weniger bekannter Komponistinnen mitgenommen.

 Konzert in der ehemaligen Synagoge: (von links) Alexandra Tschida, Ilse Kösling und Britta Bauer.

Konzert in der ehemaligen Synagoge: (von links) Alexandra Tschida, Ilse Kösling und Britta Bauer.

Foto: Martin Gausmann

Sopranistin Alexandra Tschida stellte gemeinsam mit Ilse Kösling am Klavier und Britta Bauer an der Querflöte interessante Frauen in Leben und Werk vor, die es zeitlebens nicht immer einfach hatten, sich in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen. Das Publikum dankte es den Musikerinnen mit warmem Beifall.

Den Anfang machte Fanny Hensel, Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Sie hatte das Glück, einen Musikliebhaber zum Ehemann zu haben. Dennoch durfte sie nur im heimatlichen Salon gastieren, der jedoch schnell zum musikalischen Mittelpunkt des Berlins der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde. In diesen lud Tschida zunächst solistisch mit dem „Wanderlied“, welches typisch für die Romantik das Idealbild der freien Natur beschwor. Gemeinsam mit Britta Bauer ließ sie in „Aus meinen Tränen“ einen Nachtigallenchor aufsteigen, besang in „Im wunderschönen Monat Mai“ die Wonneliebe und schmachtete in „Wenn ich in deine Augen sehe“ dem fiktiven Liebhaber entgegen.

Nach ihrer Heirat 1840 war es um die Ausnahmeerscheinung Clara Schumann geschehen. Die Kritik von außen schlug in Selbstkritik um und nach dem Tod ihres Mannes Robert 1856 gab sie das Komponieren vollends auf. Dabei charakterisiert sie ihre Musik im „Walzer“ selbst am besten: „Welch ein süßes, harmonisches Klingen“.

Einen Trick wandte Mel Bonis an, um sich in Paris bekannt zu machen. Sie ersetzte ihren Geburtsnamen Mélanie durch das geschlechtsneutrale Pseudonym und konnte so um die Jahrhundertwende einige Kompositionspreise gewinnen. Ihr Klavierstück „Melisande“ verlangte mit seinen Läufen von Kösling einiges an Virtuosität ab.

Beim Überkreuzen kamen sich die Hände jedoch nie in die Quere und das Publikum zeigte sich begeistert. Zur gleichen Zeit wie Bonis mischte Alma Mahler den Musikbetrieb in Deutschland auf. Nicht nur, dass sie durch ihre Affären die bürgerlichen Gemüter zum Kochen brachte, komponierte sie auch noch hochromantische Stücke mit sperriger Harmonik, von denen der Großteil verschollen ist oder zerstört wurde.

„In meines Vaters Garten“ stellt in kühner Weise eine Gruppe von Damen vor, die sich in alle möglichen und unmöglichen Situationen hineinträumen. Sternenlos endet die „Laue Sommernacht“ im musikalischen Nichts. Ernst wurde es mit den Stücken der Jüdin Felizitas Kuckuck, die im Untergrund gegen die Nationalsozialisten gekämpft hat.

In beiden Liedern wird ein Kind in den Schlaf gelullt, das nur im Traum vor der Finsternis der Welt fliehen kann. Als man Amy Marcy Beach das Musikstudium verbot, brachte sie sich das Komponieren kurzerhand selber bei. „Ecstacy“ und „Ariette“ ließen einen US-amerikanischen Hauch durch die Synagoge wehen. Den Abschluss machte Cecile Chaminade mit einem Walzer, der den drei Damen wie auf den Leib geschrieben war. Nach Bravo-Rufen und langem Applaus war eine Zugabe selbstverständlich.

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