Ahrweiler Bürgerschützen Ahrweiler Weinbau seit mehr als 400 Jahren

Ahrweiler · Die Ahrweiler Bürgerschützen starten die Lese in ihren eigenen Wingerten. Die Spätburgunder auf 2300 Quadratmetern ergeben ungefähr 3000 Liter Wein.

Im Ahrweiler Forstberg lesen die Bürgerschützen die Trauben für ihren eigenen Schützenwein.

Im Ahrweiler Forstberg lesen die Bürgerschützen die Trauben für ihren eigenen Schützenwein.

Foto: Günther Schmitt

Gut 15 Männer und Frauen sind am Freitagmorgen für die Ahrweiler Bürgerschützen in den Wingert gegangen. Genauer gesagt in den Ahrweiler Forstberg, wo die Sankt Sebastianer auf rund 23 Ar (2300 Quadratmeter) Spätburgundertrauben anbauen.

„Wir haben hier 1500 Stock stehen“, sagte Thomas Hüttig dem General-Anzeiger hoch über der alten Kreisstadt. Er kümmert sich mit Vater Dieter das ganze Jahr über um die Reben der Schützen. Auf einer Fläche von 28 Ar (2800 Quadratmeter) stehen zudem ebenfalls Spätburgunderreben auf dem Bachemer Karlskopf, die ab dem Mittag abgelesen wurden.

Mit Blick auf das erste Lesegut sprach Thomas Hüttig von einem „schwierigen Jahrgang“. „Es muss sehr selektiv gelesen werden“, sagte der Chef der Schützenwingerte. So mussten König Willi Busch, Chronist Peter Diewald und ihr Team, das durch Ehefrauen verstärkt wurde, immer wieder von Botrytis (Grauschimmelfäule) befallene Beeren auslesen. „Das hat uns der Regen der vergangenen Wochen eingebrockt“, sagte Hüttig. „Dadurch dauert das Lesen länger.“ Mit dem Mostgewicht hingegen ist er sehr zufrieden. 90 Grad Öchsle zeigte sein Refraktometer. In richtigen Sonnenjahren wurde im Forstberg auch schon mal die 100er-Marke geknackt.

Rund 3000 Liter Wein werden die am Freitag gelesenen Trauben ergeben. Ausgebaut werden sie von Weinprofi Marc Adeneuer, der auch Oberleutnant der 700 Mitglieder zählenden Schützengesellschaft ist. „Drüje Ruude“, das ist das, was die Schützen haben wollen. Denn der Wein wird bei den eigenen Veranstaltungen wie Patronats- oder Schützenfest ausgeschenkt.

Der Weinbau hat bei den Sebastianern eine lange Tradition. In Ratsprotokollen des Jahres 1694 ist erstmals vom Weinbau der Schützen die Rede. Die Stadt Ahrweiler hatte damals den Schützen den Stadtgraben zwischen dem Niedertor und dem Adenbachtor mit einem Bestand an Nussbäumen und anschließenden Weingärten zur Nutzung überlassen. Im 18. Jahrhundert gaben die Schützen den Graben an die Stadt zurück und erhielten als Ausgleich Teile des Sebastianus- und des Johanniswalls, auf denen sie Weingärten anlegten.

Durch Stiftungen konnten die Schützen ihren Weinbergsbesitz vergrößern, und dieser war zeitweise weitaus größer als heute. Auf den Etiketten des vielfach ausgezeichneten Ahrweiler Schützenweins steht übrigens der Code A.P. 1 791 447. Das ist die Amtliche Prüfungsnummer, hinter der sich für Insider jede Menge Informationen verbergen. Die 1 steht für das Anbaugebiet der Ahr, die 791 ist die Ortskennzahl für Ahrweiler und die 447 ist die Betriebsnummer der Schützengesellschaft.

Diese Kennung ist seit 1971 nach dem Deutschen Weingesetzes für Qualitätsweine aus deutschen Weinanbaugebieten Pflicht. Seit 1983 stellen die Schützen ihre Weine zur Prämierung an. Höchste Auszeichnung bisher: Gold von der Kammer und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort