Aktiengesellschaft Bad Neuenahr AGBN-Vorstand Reinicke schreibt Brandbrief an die Aktionäre

BAD NEUENAHR · Der Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr geht mit Insolvenzverwalter Jens Lieser hart ins Gericht.

Christoph Reinicke, Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AGBN), hat einen Brandbrief an die Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) des in Insolvenz geratenen Unternehmens geschickt. Die IG vertritt 53 Prozent der Aktionäre.

„Festzustellen ist, dass es seit Dezember letzten Jahres keinerlei konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem Insolvenzverwalter und dem Vorstand gibt. Jede Art von konstruktiver Kommunikation ist seit der von Herrn Lieser ausgesprochenen Kündigung und dem damals damit verbundenen Hausverbot faktisch beendet“, beklagt Reinicke.

Solange die Mehrheit der Aktionäre den bisherigen Kurs von Insolvenzverwalter Jens Lieser, der das Gesamtpaket der AGBN nach Reinickes Angaben, bisher mit nur einer Investorengruppe verhandele, nicht einhellig unterstütze, sehe er es als Vorstand als seine Pflicht an, „hier für einen Wettbewerb zu sorgen und das wirtschaftlich bestmögliche Ergebnis eines Verkaufsprozesses zu erzielen“.

Dies entspreche auch den Pflichten eines Insolvenzverwalters, der grundsätzlich angehalten sei, einen Bieterprozess durchzuführen, um den größtmöglichen Kaufpreis zu erreichen. Es sei jedoch festzustellen, dass im Umfeld des von Lieser angeblich favorisierten Investors Aktivitäten begonnen worden seien, die vorrangig auf eine Zerschlagung der AGBN und ihrer Geschäftsfelder – und somit Wertminderung des Unternehmens – hindeuteten.

„Selbstverständlich wird Herr Lieser seiner Verpflichtung nachkommen und eine bestmögliche Verwertung der Vermögenswerte der AG anstreben“, teilte Liesers Pressesprecher am Mittwoch auf GA-Anfrage mit. Ein Verkauf der Vermögenswerte erfolge ohnehin unter der Beteiligung und Zustimmung des Gläubigerausschusses als entscheidendes Gremium. Derzeit würden alle AGBN-Unternehmensteile für den Verkauf an Investoren vorbereitet.

Reinicke unterstrich indes, die von ihm ins Gespräch gebrachten Investoren seien – anders als Liesers „Favoriten“ – an dem Gesamtpaket der Geschäftsfelder des Unternehmens interessiert, vor allem auch am gesundheitswirtschaftlichen Konzept. Darüber hinaus planten sie eine weitere langfristige Kooperation mit den derzeitigen Partnern, wie beispielsweise der Spielbank und dem Steigenberger Hotel. „Die im Rahmen meiner Chinareisen entstandenen Kontakte führen hier zu einem wirtschaftlich sehr attraktiven Wettbewerb mehrerer Interessenten, zumal auch die chinesische Regierung als Staatsziel für die nächsten fünf Jahre den Aufbau eines Gesundheitssystems ausgerufen hat“, schrieb Reinicke.

Sowohl aus dem Umfeld des Bürgermeisters als auch über den von Lieser eingesetzten Interims-Geschäftsführer Clemens Gaspard, werde innerhalb und außerhalb der Aktiengesellschaft verbreitet, Reinicke sei ein Störenfried und nicht bereit, seine „Schuld einzugestehen“. Reinicke: „Ob es eine Schuld gibt, darüber sollten die Gerichte befinden. Bis zu einer gerichtlichen Bewertung der Geschäftsführertätigkeiten – und das sollten gerade Juristen wie Bürgermeister Guido Orthen und Rechtsanwalt Jens Lieser wissen – gilt immer die Unschuldsvermutung.“

Reinicke erinnerte daran, dass er im Jahre 2014 „das seit vielen Jahren schlingernde Schiff AGBN unter schwierigsten Bedingungen übernommen hat“. Nach der erforderlichen Schließung der Thermen habe die Aktiengesellschaft allerdings nur noch gegen „den erbitterten Widerstand der Stadt“ langsam wieder auf Kurs gebracht werden können.

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