Verantwortung fürs ungeborene Leben 40 Jahre Schwangerenberatung der Caritas Ahrweiler

BAD NEUENAHR · Zum 40-jährigen Bestehen der Schwangerenberatung der Caritas Ahrweiler hat es eine Feierstunde gegeben. Richard Stahl, Geschäftsführer des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr, bezeichnete die Beratungsstelle dabei als verlässlichen Partner für Frauen und Familien

 Eine Schwangerschaft ist für jede Frau eine Zeit der tief greifenden Veränderung.

Eine Schwangerschaft ist für jede Frau eine Zeit der tief greifenden Veränderung.

Foto: Martin Gausmann

„Schwangerschaftsabbruch wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft.“ Das steht im Paragraf 218 aus dem Jahr 1871. Viel ist passiert in den rund 150 Jahren zugunsten der Frauen in Not, ein radikaler Richtungswechsel, was die Ahrweiler Caritas im Saal des evangelischen Gemeindehauses in Bad Neuenahr in drei Zeitsträngen – Katholische Kirche, Deutschland, Caritas Geschäftsstelle Ahrweiler – den Gästen ihrer Feierstunde zum 40. Geburtstag von der Historie bis zur Gegenwart präsentierte.

Richard Stahl, Geschäftsführer des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr, der viele Wegbegleiter begrüßte, bedankte sich bei allen für die gute Kultur der Zusammenarbeit. „Die heutige Zeit ist nicht von Kontinuität, sondern von Schnelllebigkeit und ständiger Veränderung geprägt. Das schlägt sich auch in der Sozialarbeit nieder, sodass für manche Projekte ein Horizont von ein bis drei Jahren besteht. Das erweist sich für unsere Arbeit als schwierig. Dass wir heute das 40-jährige Bestehen der Schwangerenberatung feiern können, ist schon etwas Besonderes.“

Stahl sieht die Beratungsstelle als verlässlichen Partner für Frauen und Familien: „Es ist der einzige Ort, um bei angespannten Familiensituationen Fragen über Sex, Schwangerschaft und Abtreibung stellen zu können.“ Danach könnten die Frauen eine verantwortete Entscheidung fällen, „die sie oft zugunsten werdenden Lebens treffen“. Auch der Ausstieg der katholischen Kirche aus der Konfliktberatung habe keinen Einbruch in den Beratungszahlen gebracht (2014: 205). Im Gegenteil: Auch ohne überproportional viele Hilfe suchende Flüchtlinge stiegen die Zahlen an. Das Beraterinnen-Team mit Ursula Schmitten, Ursula Müller-Lüscher, Marianne Theis-Prodöhl und Rita Stürmer zeichnet auch für Projekte wie „Reine Mädchensache“ für Mädchen ab elf Jahren in Kooperation mit der Familienbildungsstätte der Kreisstadt und „Babybedenkzeit“ als Elternpraktikum für Jugendliche und Präventionsangebote zum Thema Sexualpädagogik in den Schulen verantwortlich. Daher freute sich besonders Gerald Charlier, Schulleiter der Realschule Calvarienberg, mit seinem Musicalchor, der beeindruckende Lieder wie Sarah Connors „Wie schön Du bist“ darbot, „etwas zurückzugeben“.

Zwei Zukunftsthemen benannte Stahl: Die Digitalisierung – „Wir müssen in den Kanälen präsent sein und die Onlineberatung verstärken“ – und die Sozialraumorientierung. „Wir müssen die Menschen begleiten, wenn sie alleine sind und daran arbeiten, ihnen ihr Leben wieder selbstständig an die Hand zu geben.“ „Sie sind Lebensretter“, bedankte sich Kreisbeigeordneter Friedhelm Münch. „Schwanger – was nun? Nicht immer steht die Freude im Vordergrund, sondern es treten große persönliche und finanzielle Probleme auf. Ihre Beratung ist wichtig, um Leben zu erhalten“, so Münch, der betonte, dass der Kreis jährlich mit 55.000 Euro unterstützt.

Überhaupt ist die Beratung bei finanziellen Fragen eine wichtige Säule. So wird über Sozialleistungen und Rechtsansprüche informiert, Hilfen aus der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ oder der Landesstiftung „Familie in Not“ vermittelt. Zum Fachvortrag „Alleinerziehend – allein gelassen?!“ von Diplom-Psychologin Henriette Katzenstein aus Neckargemünd leitete Moderatorin Mechthilde Haase über, sonst mit der Thematik älterer Menschen betraut: „Heute mache ich einen großen Schritt an den Anfang des Lebens.“ „Eine Million Kinder in Ein-Eltern-Familien sind von Armut betroffen“, so Katzenstein. Alleinerziehende Mütter befänden sich oft schnell in einer Abwärtsspirale: geringer Bildungsabschluss, beruflich unflexibel, Schuldenfalle. „Leidtragende sind am Ende die Kinder, für die die Mütter trotz dieser prekären Situation alles tun wollten“, erklärte Katzenstein.

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