Augustinum in Bad Neuenahr „Sistergold“ zeigte Steptanz und Schlangenbeschwörung

BAD NEUENAHR · Zum kulturellen Jahresauftakt hat die Bad Neuenahrer Seniorenresidenz Augustinum das Saxofon-Damenquartett „Sistergold“ eingeladen. Zu Blues, Jazz und funkigen Eigenkompositionen ging es beschwingt in das neue Jahr. Das Publikum zeigte sich von der ersten Note an begeistert und ließ sich hingebungsvoll zum Mitmachen animieren.

 Saxofone an allen Fronten: „Sistergold“ im Augustinum.

Saxofone an allen Fronten: „Sistergold“ im Augustinum.

Foto: Martin Gausmann

Inken Röhrs am Sopransaxofon, Elisabeth Flämig am Altsaxofon, Sigrun Krüger am Tenorsaxofon und Kerstin Röhn am Baritonsaxofon sind keine Unbekannten mehr im Augustinum. Bei ihrem zweiten Konzert lockten sie derart viele Besucher, dass kaum noch Plätze frei waren. Ihr Programm „Saxesse“ stellt das namensgebende Instrument in den Mittelpunkt, wobei andere Instrumente den Stücken immer wieder die entsprechende Würze gaben. So etwa im 1920er-Jahre-Medley „Golden Twenties“, in dem Krüger sich die Klarinette schnappte und für ihr Solo lauten Applaus einheimste. In der Eigenkomposition „Snowflow“ erklang eine gebogene Bassklarinette. Verkehrte Welt bot Friedrich Kuhlaus „Grand quartet“.

Da sie beim Malefiz verloren hatte, musste Röhn ihr großes Baritonsaxofon an Röhrs abtreten und den waghalsigen Solopart am Sopransaxofon übernehmen. Röhrs schlug sich wacker an dem Instrument, das nur unbedeutend größer ist als sie selbst. Beide Musikerinnen waren sichtlich froh, als sie wieder in ihrer Gewichtsklasse spielen durften. Zu Fats Dominos „I’m walking“ ging es im Gänsemarsch über die Bühne. Markenzeichen der vier Damen sind die zahlreichen Schaueinlagen. Da werden zu Abdullah Ibrahims Weltmusikstück „African Marketplace“ Schlangen beschworen und Vögel imitiert und zur Titelmelodie der „Glorreichen Sieben“ verwandelt sich Flämig in ein ungezügeltes Wildpferd. Mit vier Frauen an zwei Saxofonen zu „Hit the road, Jack“ konnte man vor lauter Händewirrwarr leicht den Überblick verlieren.

Zu Astor Piazzollas „Romantico“ schlossen die Saxofonistinnen einen innigen Kreis und bewiesen zum einen Mut auch zur Dissonanz und zum anderen, dass es nicht immer des großen Effektes braucht für eindrucksvolle Musik. Mit einer Weise aus der Filmmusik zu „Harry Potter“ brach jedoch wieder das helle Chaos aus – dem Publikum etwas zu laut. Mit einer Quartett-Version des „Hummelflugs“ von Nikolai Rimski-Korsakow und einem großen Disco-Medley waren die Gemüter jedoch schnell wieder versöhnt. Ein Höhepunkt war Chick Coreas „Spain“, das sich aus dem trüben Dunst baritonlastiger Klänge erhob um in einem Querflötensolo von Flämig einen ganzen Pulk Vögel aufleben zu lassen. Zwei Zugaben erklatschte sich das Publikum.

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