Auszeichnung in Bad Neuenahr „Freiheiter-Preis“ für Kardinal Lehmann

BAD NEUENAHR · Karl Kardinal Lehmann erhält den Ahrweiler „Freiheiter-Preis“. Dabei lobt Schirmherr Klaus Töpfer das Wirken des früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Mit einem „vergelt‘s Gott“ bedankte sich Karl Kardinal Lehmann im großen Kurhaussaal für die Ehrung durch den Förderverein „Ahrweiler Freiheitswochen“, und er fügte erklärend hinzu: „Wie ich es als kleiner Bub‘ gelernt habe.“

Der Kirchenmann ist nach Hans-Dietrich Genscher, dem Freien Demokraten und langjährigen deutschen Außenminister, zweiter Träger des Ahrweiler „Freiheiter-Preises“. Und wie der Politiker erhielt er eine von dem Grafschafter Metallkünstler Friedhelm Pankowski handgetriebene Bronze-Schale. Es ist eine Klangschale, die lange in variierendem Ton nachhallt, wenn sie angeschlagen wird. Dazu überreichte Pankowski einen Gebetstext der Töpfer aus der christlichen Bruderschaft von Taizé, in dem es heißt: „Herr, mache mich zu einer Schale, offen zu nehmen, offen zu geben, offen geschenkt zu werden, offen für die Liebe, das Schöne, offen für meine Mitmenschen, für ihre Sorgen und Nöte.“

Die Preisübergabe an den langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz war Höhepunkt des Festabends, zu dem Funktionsträger aus Stadt und Kreis gekommen waren. Nach der Preisübergabe trug sich Kardinal Lehmann ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Kardinal erhielt die Auszeichnung, weil er als „Leitfigur einer humanen, weltoffenen Kirche Standfestigkeit gewahrt“ habe, wie der CDU-Landtagsabgeordneter Horst Gies, Vorsitzender des Fördervereins Ahrweiler Freiheitswochen, ausführte. Als ein Beispiel nannte Gies Kardinal Lehmanns Ja zur Konfliktberatung Schwangerer.

Bei seiner Begrüßung hatte Gies das Motto der Vereinigung zitiert: „Frieden und Freiheit durch Dialog“. Mit dieser Zielsetzung seien 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs die „Ahrweiler Freiheitswochen“ gegründet worden. In den vergangenen Jahren habe sich die Welt verändert. Frieden und Freiheit seien wichtiger denn je. Es sei notwendig, den Dialog mit allen Generationen zu suchen.

Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen sprach über Demokratie, in der Meinung unverzichtbar sei. Er führte auch das mittlerweile „geflügelte Wort“ „alternative Fakten“ an. Damit könne eine Gesellschaft systematisch manipuliert werden, und er erinnerte dabei an das Propagandaministerium der Nazis. „Wenn Fakten zum Spielball werden, ist dies der erste Schritt zur Zerstörung der Demokratie“, warnte er und stellte fest: „Die Lüge ist der Feind der Freiheit“.

„Der Kardinal bedarf nicht der Ehrung, aber die Ehrung bedarf des Kardinals“, stellte Professor Klaus Töpfer als Schirmherr der Zweiten Ahrweiler Freiheitswochen in seiner teilweise philosophischen Rede fest, die aber immer wieder an Tatsachen der Welt anknüpfte. Der CDU-Politiker, langjährige Umweltminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, sprach von einer Stabilität durch Werte, die eine offene Gesellschaft brauche.

Er lenkte den Blick auf die weltweite Bevölkerung im Jahr 2050, von der knapp fünf Prozent in Europa leben werde, knapp ein Prozent in Deutschland. „Wie bauen wir die Konflikte in der Welt ab bei derzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht?“, fragte er. Freiheit von Furcht sei für die Menschen wichtig wie auch ein Leben in Würde. Toleranz nannte er einen „intellektuellen Kraftakt“.

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