Vielen Regionen von Rheinland-Pfalz betroffen Gesundheitszentren gegen Ärztemangel in Ahrweiler

KREIS AHRWEILER · Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum bewegt Patienten und Politik. Forschungsinstitute aus Bonn und Frankfurt schlagen jetzt lokale Gesundheitszentren für den Kreis Ahrweiler vor.

Die ärztliche Versorgung im ländlichen Bereich bewegt Patienten und Politik. Vor allem, wenn man in die Eifelkommunen des Kreises Ahrweiler blickt. Denn so schön die Eifel sein mag, so wenig verlockend ist sie für Mediziner. Auch wenn ein Fernsehfilm erst vor wenigen Tagen das Hohelied einer Gesundheitsassistentin an der Ahrquelle sang. Aus Berlin in die Eifel, ein Film eben.

Realität ist jedoch, dass es in vielen Regionen von Rheinland-Pfalz an der ärztlichen Versorgung hapert und künftig noch mehr mangeln wird. Auch wenn es Ausnahmen gibt. Wie in Kempenich und Weibern, wo die Töchter zweier Hausärzte bereits in die Praxen der Väter eingestiegen sind und diese als Landärztinnen weiterführen wollen. Hinzu kommen ein Zahnarzt und zwei Apotheken.

Thema des Leader-Regionalforums

Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum war Thema des Leader-Regionalforums Rhein-Eifel im Bad Breisiger Rathaus. Leader ist ein Förderprogramm der EU. Es bezuschusst lokale Projekte mit bis zu 75 Prozent. Als Leader-Region haben sich die südlichen AW-Kommunen und die nördlichen Kommunen des Kreises Mayen-Koblenz zusammengeschlossen, um gemeinsam Projekte zu entwickeln – wie eben das zur Suche nach neuen Lösungen zur Sicherung der medizinischen Grundversorgung und der notärztlichen Versorgung. Zum Forum begrüßte Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach neben seinen Kollegen Johannes Bell (Brohltal) und Guido Nisius (Vorsitzender aus Adenau) als Referenten Bernhard Faller, Leiter des Forschungsinstituts Quaestio Bonn, und Lisa Ulrich vom Institut für Allgemeinmedizin in Frankfurt.

Faller war der Mann der Analyse, der Ist-Situation, die sich für den südlichen Bereich des Kreises zwar nicht so rosig darstellt wie in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit mehr als 100 Fachärzten von der Inneren bis zur Radiologie, 16 Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen mit zusammen 1750 Betten, mehr als 1800 Mitarbeitern und 20 Fachbereichen. Aber immerhin rangieren Bad Breisig, Brohltal und Adenau noch im Grünen Bereich. Wobei Fallers Zahlen auf dem Jahr 2015 basieren.

Neun Hausärzte älter als 65 Jahre

So gibt es in den Verbandsgemeinden Bad Breisig und Brohltal mit zusammen rund 31.500 Einwohnern 24 Hausärzte und zehn Fachärzte. Neun Hausärzte sind älter als 65 Jahre, sieben Ärzte zwischen 55 und 64, acht Ärzte sind unter 55 Jahren. In der VG Adenau mit etwas mehr als 13.000 Einwohnern gibt es elf Hausärzte, 14 Fachärzte und ein Krankenhaus des Marienhaus Klinikums in Adenau. Drei Hausärzte sind älter als 65 Jahre, vier sind zwischen 55 und 64 Jahre alt und vier Hausärzte sind unter 55.

Für Bad Breisig und das Brohltal sieht Faller für 90 Prozent der Bevölkerung eine gute bis sehr gute Versorgungsdichte, im Adenauer Raum läuft es für das Gros der Bürger auf ein „befriedigend“ heraus. Ein Ist-Zustand, der verbessert werden könne, findet Faller. Als Ziel nennt er das Zusammenbringen der „Akteure der hausärztlichen Versorgung in der Region“ und unter dem Stichwort „lokal angepasste Gesundheitszentren“ die Entwicklung von Konzepten zur Sicherung der ambulanten und besonders der hausärztlichen Versorgung.

Öffentliche Aufgabe

Gerade in Letzterem sieht der Referent auch eine öffentliche Aufgabe. Es gelte den Wandel der Betriebsformen von der Einzelpraxis zu lokalen Gesundheitszentren zu organisieren: „Das muss im Dialog mit den Ärzten angeregt und unterstützend begleitet werden.“ In den Zentren könnten mehrere Berufsgruppen zusammenarbeiten, Angebote sich ergänzen, ein fachlicher Austausch stattfinden und aus ärztlicher Sicht gebe es zudem weniger administrative Arbeiten.

Der Modelle gebe es da viele, es gelte jedoch, die niedergelassenen Ärzte zu überzeugen. Bei diesen mangelt es nach Erhebungen des Frankfurter Instituts an „Interesse oder dem Willen, sich auf Neues einzulassen“, so Lisa Ulrich. Optimale Gesundheitsversorgung ist auch ein Wirtschaftsfaktor. So haben die 16 Kliniken in der Kreisstadt, die zusammen jährlich einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro erzielen, einen hohen Stellenwert als Arbeitgeber und Auftraggeber für Handwerk und Dienstleister. Eine Strahlwirkung, die es in klein auch im ländlichen Raum von lokalen Gesundheitszentren aus geben könnte.

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