Weinpräsentation in Ahrweiler „Garagenwinzer“ sind ein Geheimtipp

KREIS AHRWEILER · Eine Veranstaltung für Weinliebhaber: Bei den „Ahrtypen“ stellen Kleinwinzer ihre Tropfen in der alten Zehntscheuer am Ahrweiler Markt vor.

 Stefan Kurth (links) aus Bachem gehörte zu den "Garagenwinzern", die ihre Produkte in der Zehntscheuer einem breiten Publikum präsentierten.

Stefan Kurth (links) aus Bachem gehörte zu den "Garagenwinzern", die ihre Produkte in der Zehntscheuer einem breiten Publikum präsentierten.

Foto: Martin Gausmann

Weinliebhaber, die auf der Suche nach dem berühmten Geheimtipp in Sachen Ahrwein sind, landen unweigerlich bei der Veranstaltung „Ahrtypen“. Zum zweiten Male präsentierten fünf Ahrtaler „Garagenwinzer“ ihre Erzeugnisse in der Zehntscheuer am Ahrweiler Marktplatz. Dort ermöglichten es das Weingut Stefan Kurth aus Bachem, das Bio-Weingut Christoph Richter (Ahrweiler), der Nebenerwerbswinzer Michael Ahrend (Ahrweiler) sowie das Bio-Weingut Michael Fiebrich aus Mayschoß und das Walporzheimer Weingut Heinz-Peter Bier dem Publikum, insgesamt mehr als zwei Dutzend Weine zu probieren.

Weine, die man ansonsten selten zu Gesicht bekommt, die aber eindrucksvoll den Beweis erbrachten, dass auch eher unbekannte „Garagenwinzer“ exzellente Tropfen produzieren können. „Wir Garagenwinzer sind Individualisten und haben unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht“, wusste Stefan Kurth, der zwei Hektar Weinberge von der „Alten Lay“ in Walporzheim bis zum Bachemer „Karlskopf“ bewirtschaftet.

Da seine Weinberge über unzählige Parzellen verteilt sind und auch noch einige Steillagen dazugehören, ist bei ihm fast ausschließlich Handarbeit angesagt. Seine Weine werden fast ausschließlich trocken ausgebaut. Nur der halbtrockene Spätburgunder „Annemie“ ist der gleichnamigen Tante zu verdanken, die sich oft darüber beschwert hatte, dass Kurth nur trockene Weine im Sortiment hat und sie doch gerne mal einen halbtrockenen trinken würde.

„Die hat ganz schön gestaunt, als ich mit der ersten Flasche, die gerade abgefüllt war, bei ihr vor der Tür stand“, schmunzelt Kurth. Seine Weine tragen ebenso humorvolle wie lehrreiche Namen. So ist der Spätburgunder „Stickihse“ nach einem Pflanzeisen benannt, das die Winzer zum Vorbereiten der Pflanzlöcher benutzen.

Wie Kurth ist auch Michael Fiebrich gelernte Winzer, er produziert auf einem halben Hektar rund 5000 Flaschen Wein pro Jahr. Kürzlich hat er allerdings fast einen ganzen Hektar dazu gekauft, denn er will mit seinem kleinen Öko-Weingut weiter wachsen. Als Einmannbetrieb muss er alles selbst machen, und das noch fast ausschließlich in Handarbeit. „Als kleiner Winzer hat man es natürlich schwer, sich gegen die großen Namen durchzusetzen. Andererseits ist man auch nicht so marktgebunden und kann Weine produzieren, die etwas abseits vom Mainstream sind, hinter denen man aber voll und ganz stehen kann.“ Alle seine Weinflächen befinden sich in Steillage, teilweise mit alten Terrassenmauern, und sowohl der Spätburgunder wie auch der Riesling werden mit bewusst geringen Erträgen selektiv gelesen und im alten Felsenkeller behutsam ausgebaut.

Heinz-Peter Bier bewirtschaftet seinen einen Hektar Rebfläche – der auf 120 Parzellen vom Försterhof bis zum Calvarienberg verteilt ist – als reinen Familienbetrieb nach der Philosophie: „Für uns steht Qualität vor Quantität.“ Dabei hilf auch die 85-jährige Großmutter Mathilde noch fleißig mit. Bei der Herstellung setzt er auf alte, traditionelle und somit schonende Verarbeitung des Lesegutes, wobei aber auch der Fortschritt und die aktuellen Wünsche der Weintrinker nicht vergessen würden. Auch er freut sich wie Fiebrich über das große Interesse der Gäste an seiner Weinproduktion, „da wurde viel Hintergrundwissen gefragt.

Mit einem halben Hektar Rebfläche ist auch der Betrieb von Michael Ahrend von überschaubarer Größe. Im Hauptberuf forscht der promovierte Biochemiker an einer biologischen Methode zur Bekämpfung der Kirschessigfliege. „Der Wein ist ein Teil meines Lebens, und ich mache alles selbst.“ Bis auf die Weinlese, die gestaltet er als kleines Happening mit seinen Freunden und einer anschließenden Leseparty. Er produziert pro Jahr fünf Weine, und zwar aus jedem Weinberg ein Fass. Die werden in bereits mehrfach gebrauchten Barriquefässern ausgebaut, weil die Erntemenge dort genau hineinpasst und es eine individuelle Note ergibt. Seine Weine tragen die Namen von wissenschaftlichen Fachbegriffen wie „Gasperone“ oder „Cluster“, der Weißherbst ist allerdings nach Tochter Rosa benannt. Interessant auch sein „Lectin“, eine 1 : 1-Cuvée aus Früh- und Spätburgunder.

Christoph Richter ist mit seinem Weingut Mitglied im Bundesverband ökologischer Weinbau Ecovin. Fast die gesamte Betriebsfläche von etwa zwei Hektar besteht aus Steillagen, und bewusst werden auch die traditionelle Trockenmauer-Terrassen, die fast die Hälfte der Weinbergsfläche ausmachen, gepflegt. Der Wein reift in alten Gewölbekellern des Klosters Calvarienberg, wegen dessen Schließung nur bis zur Mitte dieses Jahres. Dann plant die jüngste Tochter, den Betrieb an anderer Stelle weiterzuführen. Der Agraringenieur ist ein bekennender Weißweinfreund und legt deshalb großen Wert auf seine Riesling- und Grauburgunder-Weine, die er mit Hingabe herstellt. Nach wie vor sieht er sich als „Weingut für die kleinen Leute“ mit preisgünstigen Öko-Weinen guter Qualität.

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