Jecke Rufe im Kreis Ahrweiler Von „Alaaf“ bis „Hür es“ und „Badda“

KREIS AHRWEILER · Spezielles kann der Kreis Ahrweiler unter den Karnevalsrufen aufweisen. Vielerorts schallt es aus den Narrenkehlen begeistert „Alaaf“. Kleine Karnevalshistorie und ein „Zug verkehrt“.

 Ein undatiertes Bild: Der Remagener Karnvevalszug in alten Tagen vor dem Bahnhof. NARRENZUNFT

Ein undatiertes Bild: Der Remagener Karnvevalszug in alten Tagen vor dem Bahnhof. NARRENZUNFT

Foto: Narrenzunft

Das passiert während der fünften Jahreszeit in einem Gebiet, welches vom Bergischen Land südlich der Wupper über Köln nach Westen in den Selfkant reicht und südlich bis zur Nordeifel und Ahrtal sowie den Rhein entlang bis Koblenz.

Im Norden und Süden angrenzend sind die „Helau“-Rufer zuhause: von Düsseldorf und Wuppertal bis nach Kleve und Dinslaken, aber auch von Koblenz und der Südeifel bis nach Mainz. Beide Ausdrücke, die sich seit den 1830er Jahren in den rheinischen Fastnachtshochburgen einbürgerten, hatten ursprünglich nichts mit Karneval zu tun.

„Alaaf“, erscheint erstmals auf einem Bartmannkrug aus dem 16. Jahrhundert und besagt „nichts geht über“. Als Hochruf auf die Stadt Köln „Allaff Collen“ ist er für 1733 bezeugt. „Helau“ taucht ebenfalls früh, nämlich in einem Vers von 1603 auf.

Zur Herleitung des Jubelrufes gibt es nur Spekulationen, urteilt Volkskundler Alois Döring. Eine geht dahin, im Helau eine Verballhornung des kirchlichen Jubelrufes Halleluja zu erkennen, zumal in manchen Regionen des Rheinlandes „Ajuja“ gerufen wird.

Der Kreis Ahrweiler ist größtenteils Alaaf-Territorium: Von Remagen bis Adenau und auf der Grafschaft. Aber das Brohltal bietet allerlei Ausnahmen: In Kempenich schallt es „Helau“, in Wehr „ojöö“ und in Niederzissen rufen die Narren „Zesse knatschjeck“. Was die 177 Einwohner von Brenk veranlasst „Bränk badda“ zu rufen, sagt Heimatforscher Hans Schmitz aus Oberzissen.

Der gebürtige Brenker, der über 30 Jahre im Ort lebte, erklärt auf Anfrage: „Badda“ ist die Verkürzung von „baddar“, was im Eifeler Dialekt, dem Mosel-Fränkisch, soviel wie „was dann“ bedeutet. Da staunen selbst Sprachforscher, dass sogar der Brenker Wohnplatz Fußhölle, der nur etwas mehr als zwei Dutzend Einwohner zählt und einen Kilometer von der Dorfmitte entfernt liegt, mit „Hür es“ (hör mal) einen eigenen Karnevalsruf hat.

Aber Brenk hat noch eine Besonderheit. Den Zug verkehrt. Denn dort fliegen die Kamelle in entgegengesetzte Richtung. Da recken die Zugteilnehmer die Hände, um die Kamelle zu fangen, die ihnen aus den Häusern zufliegen. Mit mehreren Tollitäten aus der Umgebung kommt immer ein respektabler Umzug zusammen.

Der hält, wer will es den Teilnehmern verdenken, immer wieder an, wo erfahrungsgemäß mit spendablen Werfern zu rechnen ist. Da wird dann jedes Mal Musik gemacht und geschunkelt, so dass sich der Spaß in der überschaubaren Siedlung auf zwei bis drei Stunden ausdehnt. Aber Jecken hatten zu allen Zeiten Zeit.

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