Vernissage Erfahrungen in Hülle und Fülle

AHRWEILER · Vier Künstler stellen in der Ehemaligen Ahrweiler Synagoge Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Papierfluss-Bilder aus

Vernissage: Eva-Maria Kreuter (v.l.), Eldo von Wittgenstein, Carl Körner, Pater Franz-Josef Ludwig, Angelika Castelli.

Vernissage: Eva-Maria Kreuter (v.l.), Eldo von Wittgenstein, Carl Körner, Pater Franz-Josef Ludwig, Angelika Castelli.

Foto: GAUSMANN

Ihr 60. Geburtstag war für die Bad Neuenahrer Künstlerin Angelika Castelli Grund genug, mit langjährigen Kunstfreunden eine Ausstellung zu konzipieren, die unter dem Titel "Erfahrungen!?" steht. So gesellten sich bei der Vernissage in der Ehemaligen Ahrweiler Synagoge Carl Körner aus Bonn, Pater Franz-Josef Ludwig und Eldo von Wittgenstein (beide aus Rheinbach) zu ihr und Laudatorin Eva-Maria Kreuter. Lediglich Castellis Mutter, die Künstlerin Jenna M. Leitzbach, musste aus gesundheitlichen Gründen ihr Kommen als Fünfte im Bunde absagen.

Kreuter, Vorsitzende der Are-Künstlergilde, wusste, "dass Erfahrungen prägen, belehren und verbinden" und lenkte das Auge der Gäste auf die Gemälde, Grafiken, Skulpturen und Papierfluss-Bilder. Doch zunächst war es an Hausherr und dem Vorsitzenden des Bürgervereins Synagoge, Klaus Liewald, am Tag, an dem die Republik 65 wurde, zu danken. "Es soll in Friede und Freiheit in unserem Land weitergehen. Wir planen eine große Gedenkwoche zu '70 Jahre Kriegsende' und im Herbst feiern wir den 120. Geburtstag der Ahrweiler Synagoge." Er dankte Castelli für das schon vor Jahren überlassene Werk "Auszug aus Ägypten".

"Tiefgründig, offensichtlich, aber auch zauberhaft", so beschrieb Kreuter Castellis Werke. Kein Wunder, dass die Acryl- und Mischtechnik-Expertin, die seit 2007 Mitglied der Gilde ist, auch die Ahr-Thermen verewigt hat, zu denen sich gleich daneben die "Schräglage mit einem Geier" präsentiert. Mit Graphitstift brachte sie einen "Träumenden Maler", aber auch ein Kindergesicht voller Enttäuschung zu Papier.

Carl Körner zeigt in seinen grafisch gestalteten Werken wiederum eine Erfahrungswelt auf, die geprägt ist von der eigenen musischen Praxis und von der Biografie großer Persönlichkeiten. Er schuf einen umfangreichen Werkkomplex, den er "Visuelle Biografien" nannte. So leuchtete die Abendsonne durchs Synagogen-Fenster auf die grün schimmernde Komposition "Diabelli Variationen 13". Der Linolschnitt zu den Notenskizzen bildet den Hintergrund, über dem als zentrales Motiv die Bonner Beethoven-Statue thront.

Mit seinen Skulpturen aus Ton und Bronze war Pater Ludwig ins Ahrtal gekommen. Da ist "David", aber auch der Familienspaziergang. Durch seine enge Verbindung zu Kindern und Jugendlichen drückt Pater Ludwig seine Zuneigung und Wertschätzung aus. Am Rande der Vernissage freute sich der Rheinbacher im GA-Gespräch, dass die Mainzer Diözese seinen Kreuzweg des Trostes einweihen wird. Dass Bilder ohne einen einzigen Pinselstrich entstehen können, das demonstriert Eldo von Wittgenstein. Ihre Papierfluss-Bilder aus Faserstoff (Baumwollbrei) und farbigem Fasermaterial lassen Landschaften, zeitbezogene Motive oder Abstraktionen entstehen. Das Papier ist Leinwand, Bildträger, Farbe und Form in einem, das heißt mit flüssigem Papier wird auf handgeschöpften Papier gearbeitet. Ein Hingucker in der Synagoge ist die Froissage mit geknittertem und gefaltetem Papier auf Leinwand namens "paperworks". Es soll an den Einsturz des Historischen Kölner Archivs 2009 erinnern. "Dieses Ereignis kostete nicht nur zwei Menschen das Leben, sondern zerstörte unschätzbare Archivalien, darunter das Depositum des Kölner Hauses Wittgenstein mit Dokumenten aus einem halben Jahrtausend", so die Künstlerin.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 1. Juni, von 14 bis 18 Uhr in der Ehemaligen Ahrweiler Synagoge, Altenbaustraße, geöffnet.

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