Chor Cantate in der Apollinariskirche Alte Meister und neue Melodien

REMAGEN · Mit einem großen musikalischen Bogen an Kompositionen von der Renaissance bis in die Gegenwart hat der Troisdorfer gemischte Chor Cantate unter der Leitung von Johann Schmelzer nicht nur die Bänke der Apollinariskirche in Remagen restlos gefüllt, sondern das Publikum auch mit Interpretationen zwischen komplexer Polyphonie und eingängigen Gospel-Rhythmen begeistert.

 Einen prächtigen Rahmen bot die Apollinariskirche beim Konzert des Chores Cantate.

Einen prächtigen Rahmen bot die Apollinariskirche beim Konzert des Chores Cantate.

Foto: Martin Gausmann

Wer zu spät zum Konzert kam, der musste einen langen Fußweg auf sich nehmen. Zum Konzert gab es keine Parkplätze mehr in direkter Nähe zur Kirche. Aber der Weg sollte sich lohnen. Ganz tief in der Vergangenheit begann die musikalische Reise mit Chor-Kompositionen aus dem 16. Jahrhundert.

Orlando di Lassos "Benedictus es Domine", Tomas Ludovico Victorias "O quam gloriosum est regnum", Hans Leo Hasslers "Dixit maria" und Heinrich Schütz "Herr, auf dich traue ich" boten eine Musik, die in ihrer geistlichen Innigkeit und in ihrer musikalischen Komplexität zwar direkt einiges vom Publikum abverlangten, sich aber nahtlos in die Atmosphäre der Kirche einpassten. Für Schwung zwischen den Stücken sorgte Schmelzer solo an der Orgel.

Das schwungvolle "Präludium und Fuge G-Dur" von Johann Sebastian Bach, das facettenreichen "Andante un poco mosso" aus der ersten Orgelsonate von Filippo Capocci und das schwirrenden "Scherzo g-Moll" von Marco Enrico Bossi setzten einen passenden Kontrapunkt zur reinen Chormusik. Im Herzen des Konzertes lag die "Missa St. Crucis" op. 151 von Josef Gabriel Rheinberger, die im September 1882 während eines Sommerurlaubs in Wildbad Kreuth komponiert wurde.

Obwohl die Komposition extreme Stimmlagen vermeidet, füllte der Chor mit ihr hörbar auch das hohe Kirchenschiff und die für Rheinberger typischen, oft überraschenden harmonischen Veränderungen konnten ihre ganze Pracht entfalten. Der Beiname der Messe ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Komposition 1883 erstmals - wohl ohne das Gloria - in der Karwoche aufgeführt wurde. Das Publikum konnte sich davon überzeugen, dass die Messe keineswegs nur etwas für die düstere Fastenzeit ist, sondern auch zu einem sonnig-wolkigen Nachmittag über dem Rhein passte.

Der Fokus zum Ende des Konzertes lag ganz auf dem 20. Jahrhundert. Noch betont an die Renaissance-Vorbilder anknüpfend war "Doce me Domine" des 2013 verstorbenen Kardinals Domenico Bartolucci, der bis 1997 Leiter des Chores der Sixtinischen Kapelle gewesen ist. Mit den traditionellen Gospels "Sometimes I feel" und "I hear a voice a prain?" nahm das Konzert rhythmisch Fahrt auf. In Johannes Matthias Michels Jazzmottete "Jubilate Deo" konnte man zwischen den Kirchenbänken Füße wippen sehen. Zu guter Letzt bot Colin Mawbys Bluesgospel "Lord, grant us peace" den passenden Soundtrack für den Weg nach Hause. Das Publikum war verdientermaßen begeistert.

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