"Zukunftsweisender Weg wird abgebrochen"

Bahnhofsvorplatz: Bonner OB sieht keine Chance für erfolgreiche Neuausschreibung

  Eine Neuausschreibung  des Projekts Bahnhofsvorplatz hält OB Dieckmann für unwahrscheinlich.

Eine Neuausschreibung des Projekts Bahnhofsvorplatz hält OB Dieckmann für unwahrscheinlich.

Foto: Friese

Bonn. "Keine Chance für den Erfolg einer Neuausschreibung des Projekts Bahnhofsvorplatz" sieht OB Bärbel Dieckmann. Es sei mehr als fraglich, ob ein Investor bereit sei, ein tragfähiges, wirtschaftlich stimmiges und architektonisch akzeptables Konzept zu präsentieren, das zur Bonner Innenstadt passe und die Stadt nicht viele Millionen Euro Subventionen koste. "In diesem Urteil wird sie von der Spitze der Verwaltung einhellig unterstützt", sagte Stadtsprecher Friedel Frechen auf Anfrage.

Unter Hinweis auf die Entscheidung der CDU, neben Grünen und Bürgerbund Bonn (BBB) auch dem Bürgerbegehren beizutreten, in dem ein Abbruch der Verhandlungen mit dem Investor Brune/Concepta und eine Neuausschreibung des Projekts gefordert wird ( der GA berichtete), sagte die OB: "Welcher Investor soll denn noch viel Geld in die Hand nehmen, wenn er auf die Wirksamkeit politischer Beschlüsse nicht mehr vertrauen kann."

Mit dieser Aussage erinnert sie an den Beschluss vom 6. Februar 2003, in dem der Rat mit großer Mehrheit (drei Gegenstimmen) die Verwaltung beauftragt hatte, ausschließlich mit Brune/Concepta die Verhandlungen für die Neugestaltung des Areals vor dem Bahnhof zu führen. Den Entwurf dieses Investors lehnen die drei Fraktionen jetzt aber ab.

Nach Ansicht von Stadtbaurat Sigurd Trommer wird eine mögliche Neuausschreibung des Projekts ein "sehr langjähriger Prozess". Es sei eine Illusion zu glauben, alle Interessen und Wünsche der Bürger, der Politiker, der Verwaltung und der Investoren - gleich, ob es um Fragen des Verkehrs, der Architektur oder der Zukunft der Südüberbauung gehe - auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: "Diesen Grundkonsens sehe ich nicht."

Durch den Abbruch der Verhandlungen mit Brune/Concepta, den der Rat am kommenden Donnerstag mit großer Wahrscheinlichkeit beschließen wird, trete eine "erhebliche Dramatisierung der Situation" ein, sagte Trommer dem GA. Zum einen werde eine derartige Entscheidung einen "erheblichen Knacks in unserer künftigen Entwicklung" auslösen, da Investoren verunsichert werden; zum anderen bedeute das Aus für eine absehbare Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes eine Schwächung der City: "Während andere Städte wie Leipzig, Köln, Düren oder Wolfsburg ihre Innenstädte stärken, brechen wir diesen zukunftsweisenden Weg ab."

Damit liegt Trommer auf einer Wellenlänge mit seiner Chefin. "Gewinner des offenbar nun zu Ende gehenden Prozesses sind die nahe liegenden Mittelzentren sowie die benachbarten Oberzentren", sagte die Oberbürgermeisterin. Denn es gebe eine Reihe von Unternehmen mit Geschäftsinteressen in der City von Bonn, die sich nicht mit einigen leerstehenden kleinen Ladenlokalen zufrieden geben, sondern die größere, modern zugeschnittene Flächen benötigen, die es aber in der Innenstadt nicht mehr gebe.

"Wer sie in Bonn nicht findet, sucht diese Möglichkeiten anderswo", sagte die OB dem GA und betonte: "Eindeutige Verlierer sind jetzt die Bonner Innenstadt und der Einzelhandel."

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