Willy Brandts Villa steht vor dem Verkauf

Ehemaliges Gästehaus des Auswärtigen Amtes steht seit geraumer Zeit leer - Bundesvermögensamt plant öffentliche Ausschreibung

Venusberg. Das größte Haus im Kiefernweg kommt unter den Hammer: Die "Willy-Brandt-Villa", im Volksmund "Blömer Villa" genannt, wird wohl bald einen neuen Besitzer erhalten. Das Gebäude steht seit einiger Zeit leer, das Bundesvermögensamt will das Objekt "zu gegebener Zeit öffentlich ausschreiben", teilte die Stadt jetzt auf eine Anfrage der SPD-Bezirksfraktion mit.

Das Haus am Kiefernweg 12 ist von der Straße aus kaum zu sehen, weil es sich im weitläufigen Grundstück regelrecht versteckt. Lediglich das Wachhäuschen an dem breiten Tor und der Flaggenmast lässt unbedarfte Spaziergänger erahnen, dass es zu dem Haus eine besondere Geschichte zu erzählen gibt.

Das zweistöckige Landhaus mit 950 Quadratmetern Wohnfläche baute der Architekt Wilhelm Denninger 1938 für den Bonner Kaufmann Heinz Blömer. 1949 kaufte es das Land Nordrhein-Westfalen, baute es um und stellte es dem damaligen SPD-Parteivorsitzenden Kurt Schumacher als Wohnhaus zur Verfügung. Damit begann die Zeit, als die Staats-Limousinen das Straßenbild auf dem Kiefernweg beherrschten.

Denn nach dem Auszug Schumachers wurde das Haus vom Auswärtigen Amt übernommen und diente drei Außenministern als Wohnsitz. Willy Brandt gefiel es dort offenbar so gut, dass er nach seiner Amtszeit als Außenminister auch als Bundeskanzler dort wohnen blieb - bis zum Ende seiner Amtszeit 1974.

Sein Nachfolger als Außenminister, Hans-Dietrich Genscher, verzichtete zwar auf einen Einzug, weil er lieber in seinem Privathaus in Wachtberg-Pech bleiben wollte. Aber das Gebäude wurde in der Folgezeit als Gästehaus des Auswärtigen Amtes genutzt: Minister und Staatssekretäre baten zu offiziellen Essen auf den Venusberg. Zu Beginn seiner Amtszeit wohnte auch Bundeskanzler Gerhard Schröder für einige Wochen dort.

Zu der Villa, die im April diesen Jahres auf Veranlassung der SPD unter Denkmalschutz gestellt wurde, gehört auch ein parkähnliches, bewaldetes Grundstück von 10 000 Quadratmetern Größe. Die Stadt Bonn hat zwar keinen Einfluss darauf, wie das Gebäude künftig genutzt werden soll, findet es aber wünschenswert, dass es weiterhin Wohnzwecken dient.

Im Erdgeschoss befinden sich drei Empfangsräume, ein Speisesaal und eine Küche. Im Obergeschoss liegen die Privaträume: zwei große Zimmer, ein Salon, ein Frühstückszimmer, ein Arbeitszimmer, zwei Schlafzimmer sowie Bäder. Auch im Dachgeschoss gibt es mehrere kleine Zimmer. Ein kleiner Teil des Grundstücks - zwischen Haupthaus und einem westlichen Nebengebäude kann noch in einer Tiefe von 26 Metern bebaut werden.

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