Wilde Kippen halten Bornheimer Stadtbetrieb auf Trab

Die Gegend zwischen der Bleibtreustraße und der Autobahn 555 ist schon eine trostlose Ecke. Und doch muss hier reger Verkehr herrschen. Davon zeugt die wilde Müllkippe, die sich an der Autobahnböschung gebildet hat, kurz vor der Abfahrt Hersel.

Wilde Kippen halten Bornheimer Stadtbetrieb auf Trab
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim. Autobahn. Brachland. Kiesgruben. Matsch. Die Gegend zwischen der Bleibtreustraße und der Autobahn 555 ist schon eine trostlose Ecke. Vor allem eine abgelegene, schwer einsehbare. Und doch muss hier reger Verkehr herrschen.

Davon zeugt die wilde Müllkippe, die sich an der Autobahnböschung gebildet hat, kurz vor der Abfahrt Hersel. Styropor, Glas und Fliesen liegen verstreut über einen Weg, dazu gesellen sich Bauschutt, Farbeimer, Holzlatten und Kleidungsstücke. Freitagmorgen. Friedel Emmerich, Phillipp Hoppe und Karl-Heinz Pauls vom Stadtbetrieb Bornheim steuern mit ihrem Lastwagen die wilde Kippe an. Dort steht schon ein Bagger bereit. Eigentlich sind die Männer in erster Linie für Straßenbau zuständig, aber jeden Freitag sammeln sie illegal entsorgten Müll ein. Emmerich, seit 25 Jahren im Dienst, kennt es kaum anders.

"Es ist schlimm geworden in den letzten Jahren. Weihnachten ist die heftigste Zeit. Alte Möbel, Elektrogeräte - die Leute schmeißen es in die Natur", sagt der 54-Jährige, als er den Müll auf die Baggerschaufel befördert. "Es wäre nicht mehr Aufwand, den Müll ordnungsgemäß wegzubringen", pflichtet ihm Kollege Hoppe bei. Styropor in den gelben Sack, den Fernseher kostenlos zur Sammelstelle in Waldorf, den Schutt für ein paar Euro zur Deponie - fertig. Kaum haben die Männer den Unrat auf ihren Laster geladen, geht es schon weiter. In einem nahe gelegenen Wald steht eine Tiefkühltruhe.

Es gibt nichts, was in der Landschaft nicht entsorgt wird. Im vergangenen Jahr fanden Spaziergänger 13 Säcke im Feld bei Widdig mit Fleischresten von geschächteten Schafen. Besonders auffallend sei, so Helmut Sistig vom städtischen Ordnungsamt, dass zunehmend gewerblicher Müll in großen Mengen in Nacht- und Nebelaktionen abgeladen werde. "Wir haben an mehreren Stellen Fliesen und Rohrleitungen mitten im Feld gefunden", sagt Sistig. Mutmaßliche Gründe seien die Kosten. Während Privatleute ihren Müll weitgehend kostenfrei loswerden können, müssen Gewerbetreibende zahlen.

Müllsündern drohen Bußgelder bis 50 000 Euro. Karl Meißler vom Stadtbetrieb: "Wir reden hier nicht von achtlos weggeworfenen Bonbonpapierchen, sondern von Elektrogeräten, Möbeln, großen Mengen Biomüll, aber auch Sondermüll wie Säure- und Altölkanister." Letztere, ergänzt der Bornheimer Umweltbeauftragte Wolfgang Paulus, müssten von Spezialfirmen entsorgt werden. Leicht entstünden dabei Kosten in vierstelliger Höhe. Ansonsten zahlt die Allgemeinheit die Kosten über die Müllgebühren an die Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft. Insgesamt trägt der Gebührenzahler in Bornheim jährlich Kosten von rund 115 000 Euro.

Rund 39 000 davon entfallen auf die Einsammlung wilden Mülls. Die Stadt Bornheim versucht auf verschiedenen Ebenen, das Problem in den Griff zu bekommen. So erhalten die 14 Stadtteile in diesem Jahr 45 neue Müllkörbe, damit befinden sich dann 570 Müllkörbe im Stadtgebiet. An vier Orten stehen sogenannte Dog-Stations, an denen Beutel für Hundekot entnommen werden können: in Uedorf am Rheinuferweg, am Ploon in Brenig sowie an der Allensteiner Straße und an der Bahnhofsüberführung an der Bahnhofstraße in Sechtem.

Zwei weitere Dog-Stations sind für die Secundastraße und die Rilkestraße in Bornheim geplant. Und dann will die Stadt die Bürger sensibilisieren, wie Bürgermeister Wolfgang Henseler sagt. Dafür stehe etwa die Umwelt-Säuberungsaktion am 19. und 26. März. Wie bereits in den Jahren zuvor, werden mehr als 50 Gruppen, Vereine, Schulklassen, Parteien, Kindergärten und auch die Ortsvorsteher in Kooperation mit dem Technischen Hilfswerk Grünanlagen und öffentliche Plätze von Unrat befreien. 2010 kamen rund 50 Kubikmeter Müll zusammen.

"Wir möchten mit der Aktion über die Kinder und Jugendlichen ein Bewusstsein für die Umwelt schaffen", sagt Henseler. Außerdem appelliert die Verwaltung an die Bürger, Umweltfrevel zu melden. Wer jemanden beobachtet, soll das Kennzeichen notieren und das Bornheimer Ordnungsamt, Telefonnummer (0 22 22) / 94 51 61, informieren.

Nähere Informationen zur Umwelt-Säuberungsaktion bei der Stadt unter der Telefonnummer (0 22 22) / 94 53 07.

Sammelstelle Der Stadtbetrieb Bornheim in Waldorf, Donnerbachstraße 15, bietet eine Annahmestelle sowohl für Grünabfälle als auch Elektroschrott an. Anders als beim Elektroschrott müssen die Bürger bei der Anlieferung ihrer Grünabfälle die "Entsorgungskarte für Privathaushalte" abgeben, die dem Abfallkalender beigefügt ist. Als Ansprechpartner hilft Karl Meißler, [sym_tel] 0 22 27/93 20 26, weiter. Der Stadtbetrieb ist geöffnet montags bis mittwochs von 7.30 Uhr bis 15 Uhr, donnerstags von 10 bis 18 Uhr, freitags von 7.30 Uhr bis 12 Uhr und jeden 1. und 3. Samstag im Monat von 9 bis 13 Uhr.

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