GA-Serie "Rheinische Redensarten" Wenn de su wigge määs, küste op de Köllestroß

Bonn · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Ein ganz besonderes Juwel in der Reihe der Rheinischen Redensarten ist der Satz „Wenn de su wigge määs, küste op de Köllestroß“. Besonders deshalb, weil es in einem vergleichsweise kleinen geografischen Umfeld bekannt, dort aber sehr verbreitet ist. Wörtlich übersetzt heißt es: Wenn Du so weiter machst, kommst Du auf die Kölnstraße. Es geht dabei um eine Institution im Norden Bonns: Die psychiatrische Klinik des Landschaftsverbandes. Die liegt eben an der Kölnstraße.

„Wenn früher jemand verrückt wurde, kam er in die Jeckenanstalt“, berichtet Mundartsprecher Hans Nolden. Für das Haus gab es zahlreiche Begriffe. In der Gründerzeit um 1880 war der offizielle Name „Rheinische Provinz-Irrenanstalt“. Im Volksmund hieß es auch Narrenhaus und später LKH für Landeskrankenhaus. Da es aber auch eine Nervenheilanstalt in Endenich gab – das heutige Schumannhaus – musste der Volksmund einen eigenen Namen finden. Neben „Köllestroß“ gab es aber auch das Signalwort „Pelman“. Folglich wurde der Satz abgewandelt zu: Wenn Du so weiter machst, kommst Du zum Pelman. Jener Psychiater Carl Pelman war viele Jahre Leiter des Hauses an der „Kölnstraße“, nachdem er an der „Irrenanstalt“ Siegburg geforscht hatte.

„Mit dem Pelman drohte meine große Schwester meiner kleinen Schwester, wenn die irgendwelche Sachen gemacht hatte, wo man denken könnte, dass sie sie nicht mehr alle hat“, erinnert sich Urbonner Karl Friedrich Schleier.

Carl Pelman gehörte in der noch jungen Disziplin der Psychiatrie zur Gruppe der modernen Nervenärzte, die sich gegen brutale Behandlungsmethoden wandte und ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Arzt und Patient anstrebte. Als Honoratior von Bonn hielt er im Jahre 1891 die Rede zum Wechsel im Bürgermeisteramt von Hermann Jakob Doetsch zu Wilhelm Spiritus.Damals soll er gesagt haben: „Bisher wor die Stadt verdötscht, jetzt kütt de Hillijee Jeist anjerötsch“ (Bisher war die Stadt verrückt, jetzt kommt der Heilige Geist auf sie nieder). Durchaus sehr geistreich!

Die Artikel zum rheinischen Dialekt entstehen in Zusammenarbeit mit dem Heimatfilmer Georg Divossen (www.bönnsch-abc.de). Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de.

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