Wenn Träume zu Albträumen werden

Kreisverwaltung bestätigt nochmals Baustopp am Beuler Hof zwischen Westum und Löhndorf - Wohnungen sind noch nicht fertig renoviert - Versäumnisse bei Investor Burghard Krings und der Stadt

  Idyllisch gelegen:  der Beuler Hof zwischen Westum und Löhndorf.

Idyllisch gelegen: der Beuler Hof zwischen Westum und Löhndorf.

Foto: Vollrath

Sinzig. Im Jahr 2003 begann alles höchst euphorisch und enthusiastisch. Der Beuler Hof zwischen Westum und Löhndorf sollte zu einem mittelalterlichen Dorfweiler der ganz besonderen Art mitsamt Erlebnis-Gastronomie und einer touristischen Sogwirkung für die gesamte Region werden. Die Träume vom Mittelalter sind mittlerweile zum Albtraum nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Politik in Sinzig geworden.

Seit dem von der Kreisverwaltung ausgesprochenen Baustopp vom 16. August tut sich auf dem Beuler Hof nichts mehr. Die Menschen, die das Projekt mit Leben erfüllen sollten, stehen mit dem Rücken zur Wand und sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. "Der Herbst und der Winter stehen vor der Tür, und nur die wenigsten Wohnungen verfügen über Heizung oder Warmwasser und die, die sich mit dem Beuler Hof eine neue Existenz aufbauen wollten, stehen vor dem Nichts, das zerrt gewaltig an den Nerven", so sehen es Thorsten Halbach und Renate Heidenfels stellvertretend für alle Bewohner.

Und die fielen wegen des Baustopps aus allen Wolken. Denn bis zur Verfügung der Kreisverwaltung gab es für das Projekt Beuler Hof nur "Friede, Freude, Eierkuchen". So auch beim Besuch des Stadtrates und des Bauausschusses am 18. Juli. Denn den Kommunalpolitikern und der Verwaltungsspitze wurden vor Ort die Planungen vorgestellt, alles schien in bester Ordnung.

Kritische Nachfragen

Kritische Nachfragen gab es eigentlich nur in Sachen Zuwegung. Völlig ungeklärt ist dabei, wie dieser Besuch, der zumindest durch seine Öffentlichkeitswirkung den Baustopp einleitete, überhaupt zustande kam. Im Klartext: Wurde die Stadt eingeladen, oder hat sie sich selbst eingeladen?

Mit dem Baustopp der Kreisverwaltung wurde dann aber deutlich, dass nichts, beim Projekt Beuler Hof in Ordnung war und ist. Jürgen Kempenich, Pressesprecher der Kreisverwaltung, bestätigte noch einmal den Status quo: "Es dürfen weiterhin keine Bauarbeiten vorgenommen werden. Derzeit kann der Kreis über die Baugenehmigung nicht entscheiden, weil wichtige Unterlagen noch nicht vorliegen, vor allen zur Verkehrserschließung, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung."

Im Klartext: Obwohl seit fast einem Jahr auf dem Beuler Hof geplant, gebaut und gearbeitet wurde, sind die Knackpunkte des Projektes nur im Ansatz behandelt worden. Da muss man Investor Burghard Krings eine gehörige Portion Blauäugigkeit bescheinigen, gleiches gilt wohl auch für den planenden Architekten. Aber auch für die Stadt Sinzig samt Bürgermeister Wolfgang Kroeger ist die gesamte Sache kein Ruhmesblatt.

Denn es stellt sich die Frage, warum der immer wieder angedachte "Runde Tisch", bei dem die Beteiligten alle Probleme gemeinsam angehen wollten, nie zustande kam, sich weder der Stadtrat, noch der Bauausschuss mit dem Großprojekt Beuler Hof beschäftigt hatten.

"Dabei scheint niemand zu bedenken, dass Arbeitsplätze geschaffen und zusätzlich Tourismus in die Region gezogen werden soll, von dem die gesamte Gemeinde profitieren könnte", sehen Renate Heidenfels und Thorsten Halbach, dass sich das Gesamtprojekt unter ihren Augen aufzulösen beginnt.

Kritisch geht SPD-Ratsmitglied Dirk Banze mit dem gesamten Projekt um: "Die bereits vollzogenen Aus- und Umbauarbeiten am Beuler Hof, und die geplante Umwidmung in einen gastronomischen Betrieb widersprechen allen Vorschriften, da man bisher - offenbar bewusst - kein offizielles Verfahren nach Baurecht eingeleitet hat. Es gibt dort keine hinreichende öffentliche Wasserversorgung, keine Abwasserentsorgung und auch keine öffentliche Zufahrt, also keine ausreichende Erschließung für einen gastronomischen Betrieb", sagt Banze.

Und er fragt die Verwaltung: "Warum wurde dem Stadtrat bisher kein schlüssiges Gesamtkonzept vorgestellt? Warum ist die Bauleitplanung mit Änderungen im Flächennutzungsplan und im Bebauungsplan nicht angelaufen?"

Schadenersatzforderungen

Banze befürchtet zu dem, dass der Investor von der Verwaltung nicht ausreichend informiert wurde, sieht möglicherweise Schadenersatzforderungen auf Sinzig zukommen. Er hat auch herausgearbeitet, dass die Stadt noch nicht das erforderliche Einvernehmen erteilen konnte, im Gegenteil, es wurde zur Fristwahrung schon im Februar ausdrücklich versagt. Das erscheint Banze unverständlich angesichts der Tatsache, dass bereits im Jahr 2003 nach einem Besuch von Bürgermeister Wolfgang Kroeger und dem Ältestenrat bei Burghard Krings auf der Burg Linz, die Idee in einer Pressemitteilung der Stadt enthusiastisch gefeiert wurde.

Im Mai 2004 war Thorsten Halbach, der auch als Berater für den erfolgreichen Barbarossa-Markt fungierte, erster Mieter auf dem Beuler Hof. Im Juli 2004 kam Renate Heidenfels hinzu, um beim Entstehen der Hexenschenke mit von der Partie zu sein. Im August 2005 sollte der Beuler Hof schon längst seine Pforten geöffnet haben.

Das ist nun zunächst einmal in weite Ferne gerückt. Denn sowohl der Investor als auch die Stadt Sinzig werden nun Hausaufgaben zu machen haben, die bereits im Laufe des Jahres 2004 längst hätten erledigt sein müssen. Politisch waren seinerzeit nur der Ältestenrat - der kein Beschlussgremium ist, aber von Bürgermeister Wolfgang Kroeger gerne als ein solche herangezogen wird - und die Ortsbeiräte in Westum und Löhndorf mit dem Beuler Hof befasst.

In Löhndorf und Westum gab es wie erwähnt Bedenken, dass Busse und Autos den Weg über die asphaltierten Feldwege zum Beuler Hof suchen würden. Was bleibt, ist die Frage, wie das Projekt so tief in den Brunnen fallen konnte und die zwischen allen Stühlen sitzenden Mieter des Beuler Hofes.

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