"Was passiert ist, trifft uns hart"

Eltern und Lehrer der König-Fahd-Akademie sehen sich als Opfer einer Hetzkampagne - Mitglied der Initiative unter Beobachtung der Behörden - Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft

Bonn. Mahmoud Abdelwahab nimmt kein Blatt vor den Mund. Seine Botschaft: Die Schüler, Lehrer und Eltern der König-Fahd-Akademie sind Opfer einer großen Hetzkampagne. Er wirft dem Bonner Schulamt, den Parteien und der Oberbürgermeisterin vor, keinen Dialog zugelassen zu haben.

Von Seiten der Schule sei "an alle Türen geklopft worden", um die Probleme im Gespräch zu lösen, sagt er in einer Pressekonferenz der Elterninitiative der Akademie am Samstag in der Godesberger Innenstadt. Doch alle Türen seien verschlossen gewesen.

Keine Angaben macht Abdelwahab vor Kameras und Journalisten zu seiner Person. Mahmoud Abdelwahab ist eine jener Personen im Umfeld der Schule, die von den deutschen Sicherheitsbehörden beobachtet werden. Abdelwahab war früher der Leiter des Islam-Treffs in Duisburg, von dem aus es Verbindungen zu den Djerba-Attentätern gegeben haben soll.

Der Chemiker mit Doktortitel hat zwei Kinder auf der Fahd-Akademie und kämpft nun an vorderster Front gegen die Schließung der Schule. Er eigne sich nicht als Galionsfigur, meinen Leute aus den eigenen Reihen. Immerhin sorge er durch seine Person mit dafür, dass die Schule so ins Kreuzfeuer gerate.

Gleich neben Abdelwahab ist die fünf Jahre alte Nora auf Papas Schoß geklettert und winkt in die Kameras. Nora soll auch die Chance bekommen, die Akademie in Lannesdorf zu besuchen, fordert ihr Vater, Norman Ali Khalaf. Er spreche als Lehrer der Schule, sagt er.

Dass er auch der Vorsitzende der Fakt-Partei in Bonn ist, wird an seinem Hemdkragen deutlich. Dort prangt der Schriftzug der von Jamal Karsli gegründeten Partei. Letzterer sitzt an der rechten Seite von Abdelwahab.

"Was in den letzten zwei Wochen passiert ist, trifft uns hart", sagt Khalaf, der Biologie und Geographie an der Schule unterrichtet. Er spricht von "schlimmen Tagen" und einer "Atmosphäre der Betroffenheit" in den Lehrerzimmern. "Wird diese Schule geschlossen?", sei die Frage, die von den Schülern gestellt werde.

Der Landtagsabgeordnete Karsli, einst von den Grünen unter Jürgen Möllemann zur FDP gewechselt und jetzt Vorsitzender der Fakt-Partei, hält ebenfalls eine Ansprache. Es gehe nicht nur um die drohende Schließung der König-Fahd-Akademie, sondern "um den Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner. Dieser Gegner schleicht sich in Köpfe, vergiftet Gedanken, stiftet Unfrieden, Sozialneid und Angst. Er heißt: Unwissenheit".

Alle Moslems in Bonn - nach eigenen Angaben 15 Prozent der Bevölkerung - seien derzeit diskriminiert, so der Tenor aller Redner in der zweistündigen Pressekonferenz. Kein Wort davon, dass mehrere den Sicherheitsbehörden bekannte El-Kaida-Sympathisanten in den vergangenen Monaten nach Bonn gezogen sind, um ihre Kinder an der Akademie nach saudischen Lehrplänen ausbilden zu lassen.

Drei junge Frauen dürfen auch vor die Kameras. Zwei sind ehemalige Schülerinnen der Akademie. Sie skizzieren kurz ihren Lebensweg, beide studieren an deutschen Hochschulen. Probleme hätten sie aufgrund ihrer Schulbildung nicht gehabt. Die beinhaltete eine Stunde Deutschstunde gegenüber acht Stunden Religionsunterricht pro Woche.

Das bestätigt Lehrer Khalaf. Namen werden nicht genannt. Eine Schülermutter, Lina, verliest eine Erklärung der Eltern. Danach müssen sie den Raum verlassen. Die "Bedrohung" und der "psychische Druck", der von der Pressekonferenz ausgehe, seien zu hoch, erklärt Moderator Nateq Hamdani, ein Arzt aus Köln.

Später auf dem Marktplatz sind wieder Kameras auf Mahmoud Abdelwahab gerichtet. Diesmal die des Staatsschutzes. Jedes Wort des Mannes wird registriert. Er wiederholt vor den 250 Demonstranten und vielen Fahd-Schülern, die von der Beethovenhalle vor das Bonner Rathaus gezogen sind, die Anschuldigungen der Elterninitiative.

Bereits am Freitag hatten "Freunde" der Schule auch der Bonner Polizei vorgeworfen, sie sage die Unwahrheit ( der GA berichtete). Behördensprecher Harry Kolbe hat nichts zurückzunehmen. Es gehe um "gefahrenabwehrende Maßnahmen", so Kolbe mit Blick auf die El-Kaida-Kontakte im Umfeld der Schule.

Die Polizei habe einen klaren gesetzlichen Auftrag. Außerdem bestätigte er eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln in diesem Zusammenhang. Nach GA-Informationen geht es um den Verdacht der "Bildung einer terroristischen Vereinigung" im Umfeld der Fahd-Akademie.

Regierungspräsident Jürgen Roters, dessen Suspendierung die Initiative am Freitag gefordert hatte, sagte am Sonntag: "Wir werden unseren Weg konsequent weiter gehen und uns durch Druck, Proteste und Drohungen nicht davon abhalten lassen, akribisch aufzuklären, was sich im Umfeld und an der Schule selbst tut."

Dazu auch der Kommentar "Nicht nur Opfer"

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