Weihnachtsmenüs in der Region Was Heiligabend auf den Festtisch kommt

REGION · Kartoffelsalat mit Würstchen? Oder ganz opulent eine gebratene Gans mit allem Drum und Dran? Rituale pflegen die meisten Familien nicht nur bei der Bescherung der Kinder oder beim Ablauf des Abends etwa mit dem Besuch einer Christmette, sondern auch bei dem, was am Heiligen Abend auf den Festtisch kommt.

 Das Narrenzepter zweckentfremdet: Die Königswinterer Altstadtprinzessin Larissa Schettler, hier am heimischen Herd, freut sich aufs Fondue bei ihrer Großmutter an Heiligabend.

Das Narrenzepter zweckentfremdet: Die Königswinterer Altstadtprinzessin Larissa Schettler, hier am heimischen Herd, freut sich aufs Fondue bei ihrer Großmutter an Heiligabend.

Foto: Frank Homann

Der General-Anzeiger hat sich in der Region umgehört, welche Lieblingsgerichte zum Fest unbedingt dazu gehören.

Üppig, das ist wohl das richtige Wort für das traditionelle Weihnachtsmenü in Polen. "Wir haben zwölf Speisen, die für die Monate eines Jahres und die zwölf Apostel stehen", erzählt Pater Marek Madej, der aus Südost-Polen stammt und nun in Swisttal das Wort Gottes verkündet. An Heiligabend wird er mit seinen Mitbrüdern Pater Stanislaus Friede und Pater Pjotr Piatek im Pfarrhaus feiern. "Meine Mutter Zofia ist zu Gast und kocht für uns", sagt Pater Marek. Schon mittags steht Heringsfilet in Sahnesauce mit Salzkartoffeln auf dem Programm. "Das typischste Gericht am 24. Dezember ist die klare Rote-Beete-Suppe, die bei uns Barszcz heißt", sagt Pater Pjotr. Sie kommt mit kleinen pilzgefüllten Teigtaschen und dicken Bohnen auf den Tisch. Es folgen der gebratene Karpfen sowie Hering mit Zwiebeln und Tomatensauce. Trotz allem ist dies ein "Fastenessen": In gläubigen polnischen Familien gibt es an Weihnachten kein Fleisch.

Es wird ein ganz besonderer Heiliger Abend für Staatssekretär a.D. Manfred Speck, das steht fest. Dass dabei die heimische Küche kalt bleibt, nimmt der engagierte Bad Honnefer, der sich unter anderem im hiesigen Aalkönigskomitee unermüdlich einbringt, gerne in Kauf: Mit der Familie verbringt Speck diesen Heiligen Abend in der Benediktinerabtei Maria Laach "gemeinsam mit den Mönchen", besucht die Christmette in der Abteikirche. Die Wahl fiel nicht von ungefähr auf die wunderschöne Abtei, zu deren Erhalt und Pflege das Kuratorium der Freunde der Benediktinerabtei Maria Laach e.V. mannigfaltig beiträgt. Seit Jahren setzt sich Speck, der Mitglied des Kuratoriums ist, etwa mit der Organisation eines jährlichen Benefiz-Konzertes für diesen Zweck ein. Und freut sich schon jetzt, 2013 ein ganz besonderes Konzert anbieten zu können, für das erneut GA-Chefredakteur Andreas Tyrock die Schirmherrschaft übernommen hat: Am Samstag, 15. Juni, ist die Kölner Band "Die Räuber" im Kurhaus Bad Honnef zu Gast. Vielleicht, hofft Speck, liegen ja heute Karten dazu unter so manchem Weihnachtsbaum. Auf den Heiligen Abend jedenfalls freut auch er sich sehr, als Zeit für Ruhe und Besinnung und Gemeinsamkeit mit der Familie in der besonderen Umgebung der Abtei.

"Eigentlich feiern wir den Heiligen Abend so, seit ich denken kann", sagt Larissa Schettler. Vorfreude klingt mit in den Worten der Königswinterin - wenn auch, gesteht sie, die "Weihnachtspause" ihr Abstinenz von einer großen Leidenschaft auferlegt: dem Karneval. Schließlich regiert die sympathische und redegewandte 21-Jährige die Jecken als Altstadtprinzessin Larissa I.. Entsprechend freut sich die Auszubildende zur chirurgisch-technischen Assistentin sehr auf die heiße Phase des Karnevals, die gleich nach dem Jahreswechsel ansteht. "Am 4. Januar geht es los, mit der Sitzung der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft in der ausverkauften CJD-Aula. Das wird super, ich freue mich", schwärmt Larissa. Die Woche drauf ist die Sitzung der Fidelen Freunde Postalia, noch so ein Heimspiel: Larissa ist in beiden KGs aktiv. Ihr Vater Ralf Schettler ist Geschäftsführer der Fidelen Freunde Postalia, der sich die Rolle als Prinzessinnenführer denn auch mit GKKG-Präsident Guido Hoffmann brüderlich teilt. Jetzt aber steht erstmal Heiligabend an: "Wir treffen uns bei meiner Oma", und auf den Tisch zaubert Margret Schettler stets ein Gericht, das auf der Beliebtheitsskala für Weihnachten ganz oben rangiert: Fondue. "Das lässt sie sich nicht nehmen", sagt Larissa. Das Wichtigste aber, ergänzt sie, seien das Zusammensein mit drei Generationen zum Christfest und ebenso weitere Familienbesuche.

Familie Milopoulos, die in Alfter den Griechischen Grill "Zum Theo" betreibt, feiert das Weihnachtsfest wie Millionen andere Familien in Deutschland auch. In der Zeit von Heilig Abend bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag bleibt der Imbiss geschlossen und wird im Kreis der Familie verbracht. Für Heilig Abend bereitet die 52-jährige Vassiliki Milopoulos einen gefüllten Truthahn zu. Anschließend ist Bescherung. "Als wir noch klein waren, wurde vor dem Essen beschert", erinnert sich der 31-jährige Stavros Milopoulos, einer ihrer beiden Söhne. Die aus Griechenland stammende Familie lebt seit über 45 Jahren in Deutschland und hat sich den deutschen Bräuchen angepasst. Nur wenige Griechen feierten Weihnachten nach dem griechisch-orthodoxen Brauch, dessen Höhepunkt auf den 1. Januar fällt, berichtet Köchin Milopoulos.

Einfach und ohne viel Vorbereitung geht es bei Jürgen Keller und seiner Familie am Heiligen Abend zu - zumindest, was die Küche angeht. "Wir haben in der Adventszeit und bis kurz vor dem Fest Hunderte von Gänsen zubereitet und reichlich Wild verarbeitet, da freue ich mich auf ein einfaches Raclette", erzählt der Inhaber und Chefkoch des Siegburger Hotels "Kaiserhof". Guten Schweizer Raclette-Käse - "in der Schweiz habe ich sechs Jahre gearbeitet, die haben einfach den besten" - kleine Kartoffeln, ein bisschen Räucherlachs und ein paar Gürkchen. "Das reicht uns schon. Wenn die Kinder da sind, kann es sein, dass die sich noch ein Stück Fleisch dazu braten. Aber ich brauche das an Weihnachten nicht." Wichtig ist ihm aber, dass das, was bei ihm daheim wie auch im Hotel auf den Tisch kommt, aus nachhaltiger Zucht und Anbau stammt. "Da kann ich nicht aus meiner Haut."

Bei Bad Neuenahrs Modezar Alfredo Pauly gibt es am Heiligen Abend Fondue. Rind und Schwein stehen zur Auswahl. Gegen Mitternacht wird dann die von Ehefrau Sabine Pauly kreierte Gulaschsuppe aufgetragen. "Die gehört bei uns einfach dazu", so der Pelz- und Schmuckhändler, der mit dem Bau seines Chateau de Luxe im Ortsteil Walporzheim große Pläne für 2013 hat. Selber kochen wird er zu Weihnachten nicht. Aber helfen. "Das mache ich sehr gerne", erklärt der für seine schrillen Kreationen bekannte Pelzhändler. Er freut sich auch schon auf den ersten Weihnachtstag: Dann zaubert Sabine Pauly einen speziellen Sauerbraten aus ihrer schlesischen Heimat auf den Tisch. Serviert wird das Ganze, für Rheinlände eher ungewöhnlich, mit Sauerkraut.

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