GA-Serie "Rheinische Redensarten" Vun nix kütt nix

Bonn · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

 Von nichts kommt nichts.

Von nichts kommt nichts.

Foto: GA-Grafik

Der Journalist und Sprachpapst Wolf Schneider hat mehr als einmal den flammenden Appell geäußert, man möge doch verständlich sprechen und schreiben. Und in seinem Sinne verständlich bedeutet: einfach, kurz und knapp. Überflüssige Adjektive und Attribute gehören in den Sprachmülleimer. Zusammengesetzte Wort auch. Je kürzer ein Wort, desto größer die ihm innewohnende Kraft.

Zum Beispiel: „Baum“. Einsilbigkeit ist eine Zierde, und ein sprachliches Mittel, das Kraft symbolisiert. Und der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein hat dem noch den theoretischen Überbau verliehen, als er schrieb: Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.

Diese Vorrede lässt sich ohne weiteres auch auf unsere rheinische Redensart übertragen. Denn das Sprichwort „Vun nix kütt nix“ ist kurz und knapp und von Einsilbigkeit geprägt. Übersetzt würde es heißen: Von nichts kommt nichts. Es liegt auf der Hand, dass es so ist. Alleine von der Logik her, ist an der Feststellung nichts auszusetzen. Würde man es in einer mathematischen Formel fassen wollen und „nichts“ mit x gleichsetzten, dann hieße es: x=x. Im Rheinischen gibt es dazu sogar die schöne Liedpassage: Dreimol null ess null bliev null (3 x 0=0=0). Übertragen auf die höhere Bedeutungsebene soll das freilich heißen: Ohne Fleiß keinen Preis.

Man muss sich also schon anstrengen, wenn man etwas erreichen will. Sätze dieser Intention gibt es viele. Sie sind allesamt dazu angetan, den Nachwuchs auf den richtigen Weg zu führen. Ihm möchte man klarmachen, dass sich Faulheit zwar zuweilen ganz gut anfühlen kann, sie aber zu nichts führt. Sie zahlt sich nicht aus. Man hat keinen Gewinn davon. Es gilt also: Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will. Und jetzt los!

Das ist allerdings heutzutage keine besonders beliebte oder moderne Grundhaltung, denn „chillen“ und „Wellness“ stehen auf dem Wunschzettel. Manche sprechen von „Work-life-Balance“. Aber es bleibt dabei. Es ist das universelle Gesetz von Ursache und Wirkung. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Alles andere ist nix.

Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie ihn uns an rheinisch@ga.de. Die „Rheinischen Redensarten“ aus der GA-Kolumnenserie sind als Buch erschienen und für 9,99 Euro in den GA-Geschäftsstellen und im Handel zu haben.

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